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Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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Christa einen mysteriösen chinesischen Arzt aufgesucht hatte, der Sacha Spritzen verabreichte. Doch woher stammte dieser Einstich? Sie würde mit ihrer Schwiegermutter möglichst bald und mit Dr. Hansen am nächsten Tag darüber sprechen. Sie sperrte ihr Auto ab und machte sich auf den Weg in die Stadt.
    ■ ■ ■
    Peter hatte für 10 . 30 Uhr ein Meeting angesetzt, was Rachel gerade noch die Zeit für einen Abstecher zum Riget ließ. Sie schwang sich auf ihr Mountainbike und fuhr auf dem Radweg des Ø restads Boulevard in Richtung Stadtzentrum.
    Rachel trat kräftig in die Pedale. Ihre Rippen schmerzten zwar noch, doch die Bewegung wirkte belebend und ließ sie ihre Probleme relativieren. Sie musste Christa erreichen und eine Erklärung von ihr verlangen. Was den Rest anging, durfte sie sich nicht verrückt machen lassen, musste stur auf Kurs bleiben und ihre Ziele verfolgen. Die Straße führte auf die Insel Christianshavn. Rachel durchquerte Klein-Amsterdam und gelangte über die Knippelsbro-Brücke in das schicke Viertel Ø sterbro.
    Das war einer der Gründe, warum sie Kopenhagen liebte: Sie konnte sich auf den viele Kilometer langen Radwegen einfach und gefahrlos durch die ganze Stadt bewegen. Die Metropole besaß ein geradezu kleinstädtisches Ambiente – sauber, gepflegt, wenig Umweltverschmutzung. Selbst im Zentrum bewahrte sie ihren ruhigen, angenehmen Charakter. Der Verkehr war weder stressig, noch waren die Fahrer aggressiv. Man respektierte einander.
    Rachel stellte ihr Mountainbike auf dem Gelände des Rigshospitalet ab, ohne es anzuketten. Noch war sie nicht diesem Sicherheitsbedürfnis erlegen. Sie warf einen Blick über ihre Schulter, um zu sehen, ob ihr jemand gefolgt war, stellte jedoch nichts Anormales fest.
    Das Krankenhaus war eine H-förmige Stahl-Glas-Konstruktion, deren Seitenbauten leicht versetzt waren. Dahinter standen noch einige rote Ziegelgebäude in traditionellem Stil. Rachel ging Richtung Haupteingang, der sich im Zentrum des Mittelbaus befand, trat durch die Glasschiebetüren, bog links zum Aufzug ab und fuhr in den vierten Stock in die Abteilung Allgemeinmedizin, wohin man Joanna verlegt hatte. Ihr Zimmer war das letzte links am Ende eines langen Korridors.
    » Hej! «, sagte Rachel, als sie den kleinen Raum betrat, dessen Fenster auf den Garten führte.
    Joanna lag in ihrem Bett, sie war wach. Von den Kopfkissen gut gestützt, schien sie ihren Kampfgeist wiedergewonnen zu haben. Ihr lockiges blondes Haar, das zu zwei lockeren Zöpfen geflochten war, gab ihr, wie immer, das Aussehen eines jungen Mädchens, obgleich sie bereits über dreißig Jahre alt war. Sie begrüßte ihre Freundin mit einem Handzeichen. Rachel umarmte sie.
    »Na, meine Große, wie fühlst du dich?«
    »Heute geht es besser«, antwortete Joanna mit heiterer Stimme.
    Rachel musterte sie prüfend. »Du hast etwas gelbe Augen, oder?«
    »Findest du?«
    »Ja. War der Arzt bei dir?«
    »Ich erwarte ihn, damit er meine Entlassung unterschreibt. Und du, wie geht es dir?«
    »Besser. Jetzt müssen wir nur noch Karl hier herausbekommen.«
    »Ich bin mir sicher, das wird klappen«, antwortete Joanna.
    Rachel betrachtete ihre Freundin. Trotz ihres Lächelns war das Leuchten in ihrem Blick erloschen. Die hübsche Dänin, sonst so witzig und lebhaft, wirkte niedergeschlagen.
    »Und wie ist die Stimmung?«, wagte Rachel sich vor.
    »Ich habe die Schnauze voll, hier zu sein, und bin traurig wegen Karl, aber sonst geht es. Keine Sorge.«
    Rachel tätschelte ihre Hand, die auf der Bettdecke lag. »Was uns allen da passiert ist, ist hart, da heißt es zusammenhalten, nicht wahr? Wir sind für dich da.«
    »Das weiß ich … Und du?«
    »Erstaunlicherweise bin ich gut drauf.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Gibt es Neuigkeiten von der Polizei?«, wollte Joanna wissen.
    »Noch immer nichts Konkretes.«
    »Peter wird eine Pressemitteilung veröffentlichen, in der er die Färinger beschuldigt …«, fuhr Joanna fort.
    Rachel nickte und betrachtete dabei ihre Fingernägel. Es war ihr unangenehm, dass sie ihre Teamkollegin sozusagen durch Schweigen belog. Sie wusste inzwischen, dass die Färinger mit Sicherheit nicht hinter dem Attentat steckten. Aber auf ausdrücklichen Wunsch von Peter, der die mangelnde Diskretion der überschwänglichen Dänin fürchtete, hatte sie es seit acht Monaten vermieden, die Akte »Eiche und Schilfrohr« Joanna gegenüber zu erwähnen.
    »Ich weiß, dass du Joanna gerne ins Vertrauen ziehen würdest«,

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