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Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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unerwartete Wendung genommen hatte. In Müllcontainern entdeckte Leichen würde er nicht unbedingt als »großen Coup« bezeichnen wollen. Dieser Gedanke beruhigte ihn. Er rief sein Ressort an, um die Kollegen zu informieren, dass er nun vor Ort war.
    ■ ■ ■
    Peter und Oliver standen mit verschränkten Armen vor dem Fernseher und sagten keinen Ton. Ihre und auch Rachels Aufmerksamkeit, die hinter den beiden stand, galt dem in Peters Büro installierten Apparat. Sie warteten auf die Wiederholung des Textes unten am Bildschirmrand. Der Bildempfang war nicht besonders gut, der Ton jedoch war laut und deutlich zu hören.
    » Im Ökostadtteil Ø restad wurde die Leiche einer Frau gefunden «, verkündete der Nachrichtensprecher, während auf dem Bildschirm der Spielplatz und geschäftige Polizisten zu sehen waren.
    »Aber ja, das ist wirklich bei mir!«, entfuhr es Rachel aufgeregt.
    »Das habe ich doch gesagt!«, meinte Oliver.
    Mit offenem Mund starrte Rachel auf den ihr wohlvertrauten, nun von einer Horde Polizisten überlaufenen Spielplatz, den sie jeden Morgen und jeden Abend überquerte. Sie erkannte die Tür, die ins Untergeschoss und zu dem Raum führte, in dem jeder Bewohner seinen Müll nach Glas, Kunststoff, Verpackungen oder Biomüll sortierte. Eine andere Einstellung zeigte die Klettergerüste, Schaukeln und die Rutsche, während die Stimme betonte, dass es sich um ein »besonderes und beschauliches Viertel handele, in dem die Bewohner sich entschieden hätten, im Einklang mit ökologischen Grundsätzen zu leben«.
    » Bei der Toten handelt es sich um eine zwischen sechzig und siebzig Jahre alte Frau. Die Polizei konnte ihre Identität noch nicht feststellen .«
    Eine plötzliche Eingebung ließ Rachel das Blut in den Adern gefrieren, während ihre Wangen sich heftig röteten. Sie musste sich an Peters Schreibtisch festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Der Polizeisprecher erklärte: » Die Todesursache ist unbekannt. Wie es scheint, kann nach ersten Untersuchungen Fremdeinwirkung ausgeschlossen werden, da keinerlei Anzeichen für Schläge oder Verletzungen festgestellt wurden. Daher geht man von einem natürlichen Tod aus .« Peter und Oliver drehten sich zu Rachel um. Doch sie war verschwunden.



KAPITEL EINS
    Die Hände in den Taschen ihrer Jeans vergraben, lehnte Rachel vor der Schule an ihrem Auto und tat so, als würde sie den leichten Sprühregen – einen Vorboten des Herbstes –, der ihr Haar und Gesicht benetzte, nicht bemerken. Ihre vom Weinen geröteten Augen brannten. Seit man ihr die Auffindung von Christas Leiche mitgeteilt hatte, war sie wie in Trance, so als schwebte ihr Körper in einer anderen Dimension. Ihre Sinne waren betäubt, der Puls verlangsamt, und die Geräusche drangen wie durch Watte zu ihr vor. Alle Konturen um sie her verschwammen, die Leute rückten in die Ferne, alle Farben wurden grau.
    Nachdem sie Peters Büro verlassen hatte, hatte sie bei der Polizei angerufen und war zum Leichenschauhaus im Riget gefahren, um ihre Schwiegermutter offiziell zu identifizieren. Sie hatte sich keine Illusionen gemacht. Die Sache war eindeutig. Sie »wusste« einfach, dass es sich um Christa handelte, und zwar noch bevor die Polizei in der kleinen indischen Tasche, die sie um den Hals trug, ihren Führerschein gefunden hatte.
    Das Phantom, das sie gestern Nacht auf dem Gang vor ihrer Wohnung gesehen hatte, war also sehr wohl Christa gewesen. In demselben blauen Kleid wie die Leiche, die man ihr gezeigt hatte. Was hatte sie dort gemacht?
    Aber sie hatte sich gehütet, diese Information Hauptkommissar Elmquist mitzuteilen, der später, als man ihr einen Kaffee angeboten hatte, dazugekommen war. Er hatte sie sofort wiedererkannt und eher freundlich begrüßt, ihr höflich sein Beileid ausgesprochen. Nachdem er sich entschuldigt hatte, sie »in einem solchen Moment« belästigen zu müssen, hatte er ihr einige Routinefragen über Christa gestellt und sie ein Formular ausfüllen lassen. Auf den ersten Blick schien es sich um einen natürlichen Tod zu handeln: ein Herzstillstand, der zwischen vier und fünf Uhr morgens eingetreten war. Blieb die Frage, was sie um diese Uhrzeit, weit weg von zu Hause, bei den Müllcontainern zu suchen gehabt hatte.
    »Ich habe keine Ahnung. Diese Frage quält mich, seit ich von ihrem Tod erfahren habe.«
    »War sie bei Ihnen?«
    »Nein, ich hatte ihr tagsüber mehrere Nachrichten hinterlassen, aber sie hat nicht geantwortet.«
    »Hatte sie

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