Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
Vom Netzwerk:
erklärt, dass jeder, wirklich jeder, der sich einigermaßen mit Informatik auskennt, sich in unseren Server einklinken und in unseren Computern stöbern kann, was nicht zuletzt an unseren schwachen Sicherheitsstandards liegt. Doch einen Vorteil hat diese Geschichte ja, denn ich werde schnellstens für Abhilfe sorgen.«
    »Okay«, meinte Rachel wenig überzeugt.
    »Was zählt, ist, dass der Bericht große Aufmerksamkeit erregt. Und das wird der Fall sein, wenn man nur an den Medienrummel nach dem Attentat denkt. Und dann …«
    Er ließ den Satz unvollendet. Oliver klopfte an die Tür und trat ein.
    »Tut mir leid, dass ich euch störe, aber, Rachel, du solltest mal kurz einen Blick auf die neuesten Nachrichten im Fernsehen werfen. Sie sprechen von deinem Stadtteil.«
    Ø restad war eigentlich kein Vorort, in den er häufig kam. Doch in den letzten Tagen war er nun schon zweimal hier gewesen. Samuel von Lommel parkte sein Motorrad, eine BMW 800 GS , auf dem Ø restads Boulevard in unmittelbarer Nähe der Metrostation und ging die vierhundert Meter, die ihn noch von der Polizeisperre trennten, zu Fuß. Benachrichtigt hatte ihn Luis, ein Beamter aus dem Kopenhagener Polizeikommissariat, mit dem er im Schießklub war. Samuel verdankte Luis eine ganze Reihe von erstklassigen Tipps, für die er sich mit ein paar Bierchen, Einladungen in Feinschmeckerlokale und einigen ambitionierten Squashpartien revanchierte. Und er verdankte ihm vor allem seinen Kontakt zu einem Kommissar auf den Färöer-Inseln – einem alten Schulfreund –, der sich bereiterklärt hatte, ihm anonym Informationen zum Stand der Ermittlungen zukommen zu lassen.
    Samuel zog den dünnen Baumwollschal enger um den Hals und knöpfte seine Jacke zu. Hier war es viel kälter als in der Innenstadt. Er ging auf den Spielplatz zu, der zwischen den beiden Wohnblöcken lag, und erkannte auf Anhieb das Gebäude wieder, vor dem er Rachel in jener besagten Nacht abgesetzt hatte. Es war ihm immer noch unangenehm, dass er bei ihr abgeblitzt war, und so verscheuchte er die Erinnerung daran wie eine lästige Fliege.
    Die Polizisten hatten rund um den Zugang zum Untergeschoss ein Areal mit einem gelben Band abgesperrt. Samuel zückte sein Notizbuch und einen Stift. Es waren noch nicht viele Leute da: sechs Männer in nachtblauer Uniform mit der Aufschrift Politi und Sanitäter in weißen Kitteln. Als Samuel einen Typen mit Kamera auf der Schulter kommen sah, verzog er das Gesicht und beschleunigte seine Schritte.
    Er war zu spät dran. Aus gutem Grund: Er hatte seine Kontaktperson auf den Färöer-Inseln um 10 . 45 Uhr angerufen, um sich über den Fall Ole Polsen auf dem Laufenden zu halten, den färöischen Fischer, der als Hauptverdächtiger bei dem Attentat galt. Was eine reine Routineabfrage hätte sein sollen, hatte deutlich länger gedauert als geplant und sich als sehr informativ erwiesen.
    »Wir haben Neuigkeiten«, erklärte der Inspektor.
    »Ich höre.«
    »Wir haben herausgefunden, dass auf dem Konto des Verdächtigen eine beträchtliche Geldsumme eingegangen ist.«
    »Er hat die Tat also im Auftrag begangen.«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Aber er hat doch behauptet, auf eigene Faust gehandelt zu haben.«
    »Offensichtlich hat er versucht, den Auftraggeber zu decken.«
    »Darf ich diese Information so rausgeben?«
    »Auf gar keinen Fall, völlig ausgeschlossen. Wenn Sie das veröffentlichen, weiß man sofort, von wem Sie das haben. Versuchen Sie es über eine andere Quelle. Wenn nicht …«
    »Schon verstanden … kein Problem.«
    Geduld war nicht Samuels Stärke, doch er durfte sein Wissen auf keinen Fall preisgeben, sonst hätte er es sich mit seinem Hauptinformanten ein für alle Mal verscherzt. Also musste er abwarten, bis er eine andere Quelle aufgetan hatte, die entweder reden durfte oder zumindest als vertrauenswürdig galt. Anschließend wollte er noch unbedingt ein Statement von Polsens Anwalt, der zur international operierenden Kanzlei W & F gehörte. Der Anruf hatte sich hingezogen, und so hatte er Luis ’ SMS erst um 11 . 10 Uhr gelesen.
    Fünfundzwanzig Minuten zu spät. Ein Fernsehteam war ihm zuvorgekommen. Diesmal hatte er die Nachricht also nicht exklusiv. Andererseits war es nur eine Meldung von lokalem Interesse, die heute hochaktuell war, morgen noch zu den News gehörte, übermorgen noch einmal kurz Erwähnung finden, dann aber rasch in Vergessenheit geraten würde. Kein Vergleich zu der Untersuchung auf den Färöer-Inseln, die eine

Weitere Kostenlose Bücher