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Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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Café-Restaurant ab und öffnete die Glastür. Es war kein Bistro, wie Niels es liebte – sie hasste diese Orte, wo die Männer hingingen, um sich über ihr Elend auszulassen, ihren Durst mit viel Bier zu löschen und sich anstößige Witze zu erzählen. Das Ø restad Café war vor zwei Jahren von Else und Marianne eröffnet worden, einem lesbischen Paar, zwei dynamischen Mädchen, die sich sehr für den Erfolg des nachhaltigen Stadtviertels engagierten. Das Café-Restaurant, das sich in das Ökoviertel integriert hatte, bot Biogetränke und -speisen an, Fruchtsäfte und gesundes Gemüse, und es war berühmt für seine Suppen mit Zutaten aus der örtlichen Landwirtschaft. Alle Teller und Verpackungen waren kompostierbar oder wiederverwertbar. Die Gäste wurden gebeten, ihre Abfälle in die zahlreichen Behälter zu sortieren.
    Außerdem stellten Else und Marianne ihre Räume dem Nachbarschaftsrat des Viertels für seine Sitzungen zur Verfügung. Als Rachel und Sacha hereinkamen, nahm die Lautstärke der Gespräche an den rund zwanzig Holztischen, die um die geschwungene Theke standen, deutlich ab. Else und Marianne, die eine rot-, die andere braunhaarig, kamen sofort hinter der Theke hervor, um die beiden Neuankömmlinge zu begrüßen. » Hej ! « Else legte Rachel mit einer fürsorglichen Geste die Hand auf die Schulter, Marianne fuhr Sacha durchs Haar.
    »Es tut uns so leid, das mit deiner Schwiegermutter«, flüsterte Else Rachel mit feuchten Augen zu. »Das ganze Viertel ist erschüttert, man spricht von nichts anderem.«
    Gerührt bedankte sich Rachel bei den Mädchen. Hinter den beiden waren Thomas und Michal, der Präsident und der Sekretär des Nachbarschaftsrates, sowie Jesper und Sofie zu erkennen.
    »Wie schön, euch alle hier zu sehen«, sagte Rachel.
    Ein kleiner Junge kam zwischen den Tischen angerannt und rief: »Sachaaaa!« Es war Hugo, der Sohn von Jesper und Sofie, ein Jahr älter als Sacha und rothaarig. Rachel neckte den Kleinen. Sofie, eine üppige Blonde mit ansteckendem Lachen, bot ihre Hilfe an.
    »Du kannst Sacha jederzeit bei uns lassen. Morgen gehen wir zum Picknick in den Zoo. Sollen wir ihn mitnehmen?«
    »O ja, Mama, sag Ja!«, rief Sacha aus und zappelte in seinem Rollstuhl.
    »Okay, genial!«, antwortete Rachel.
    »Bringst du ihn um zehn Uhr zu uns?«
    »Um zehn, perfekt.«
    Rachel hob Sacha hoch und setzte ihn in das Becken mit Plastikbällen. Else und Marianne hatten die gute Idee gehabt, es hinten im Café zur Unterhaltung der Kinder aufzustellen. Während Sacha und Hugo vor Vergnügen kreischten, setzte Rachel sich zu Michal, Jesper, Sofie und Thomas, und alle bestellten sich ein Carlsberg-Bier. Eine Flasche in der Hand, sprachen sie halblaut über das Drama des Vorabends. Mit zugeschnürter Kehle erklärte Rachel das wenige, was sie über die Umstände wusste. Mehrere Gäste, alles Nachbarn, kamen, um ihr zu kondolieren und Hilfe anzubieten. Einer erklärte sich bereit, für sie einzukaufen, ein anderer, Sacha in der Früh zur Schule zu bringen, wieder eine andere versprach, für den Kleinen Kuchen zu backen. Rachel bedankte sich bei jedem Einzelnen mit tränenverschleierten Augen.
    Es tat gut, in diese familiäre und freundschaftliche Atmosphäre einzutauchen. Ein echtes Dorf. Kopfschüttelnd bestätigte Else, dass niemand etwas gesehen hatte oder sich Christas Anwesenheit mitten in der Nacht in dem Recyclingraum erklären konnte. Nach einer halben Stunde wandte sich Rachel an ihre Freunde.
    »Ich möchte gern über etwas anderes sprechen. Wie weit ist das Projekt mit den neuen Zählern?«
    Das war eines der Vorhaben dieses Jahres in der kleinen Gemeinde Ø restad. In jeder Wohnung sollten neue Zählersysteme angebracht werden, um die Energieausgaben jeder Einheit zu erfassen und zu helfen, diese zu reduzieren. Der Verein hatte den Auftrag ausgeschrieben und drei Kostenvoranschläge von verschiedenen Firmen eingeholt. Jesper, der die Vor- und Nachteile der verschiedenen Angebote geprüft hatte, erläuterte die Argumente. Alle stimmten überein, es sei an der Zeit, das Vorhaben den übrigen Bewohnern vorzulegen. Das Gespräch war beendet, es war Zeit, nach Hause zu gehen. Michal ergriff das Wort, bevor sie sich trennten.
    »Rachel, wir hätten gerne, dass du nächstes Jahr für den Vorsitz des Vereins kandidierst. Jetzt, da du hier präsenter sein wirst, brauchen wir Leute wie dich.«
    Rachel lächelte traurig. »Ihr seid total nett, mir das vorzuschlagen.«
    »Nein«, antwortete

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