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Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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du musst schlafen, es ist schon spät.«
    Rachel richtete sich auf, sie hatte Lust, ihrem Exfreund an die Gurgel zu springen. Sacha riss die Augen auf, sagte jedoch nichts, sondern zog sich die Bettdecke über den Kopf. Rachel schluckte ihre Wut hinunter und beherrschte ihre Stimme, so gut es ging.
    »Liebling, erkennst du deinen Papa? Du hast ihn auf den Fotos bei Oma gesehen. Er ist zur Beerdigung von Oma gekommen, bevor er wieder auf Reisen geht. Er hat dir ein Stofftier mitgebracht.«
    Sacha rührte sich nicht in seinem Versteck. Rachel zerriss es fast das Herz. Und Niels, der sich nicht von der Stelle rührte, war unfähig zu verstehen, dass er in diesem Zimmer unerwünscht war, dass er allen wehtat.
    »Also, wir lassen dich jetzt schlafen, ja? Wir sprechen morgen weiter, mein Herzblatt. Küsschen.«
    Rachel, die eine gewisse Kraft wiederfand, schob Niels energisch in Richtung Ausgang. Der Seemann schnappte sich seinen Rucksack und ging zur Tür.
    »Er scheint in Form zu sein.«
    »Ja, das ist er«, antwortete Rachel eisig, »in Form.«
    Sie wollte nur noch, dass er verschwand.
    »Christa hat mir geschrieben, dass er große Fortschritte gemacht hat.«
    »Du musst jetzt gehen«, wich Rachel aus, die ihr Verlangen zügelte, laut loszuschreien.
    »Sie hat mir von der Behandlung erzählt, die sie ausfindig gemacht hatte.«
    Rachel stürzte sich förmlich auf Niels und packte ihn an seinem Sweatshirt. »Was redest du da?«
    »Sie hat gesagt, dass sie zu einem Arzt gegangen ist und dass er guten Rat wusste …«
    »Welcher Arzt?«, rief Rachel.
    »Ich weiß nicht mehr … kannst du mich bitte loslassen?«
    »Ich will ihre E-Mails sehen!«
    »Dann komm morgen zu Christa. Und ich werde wieder vorbeischauen, um Sacha zu besuchen. Ich wollte ihn in den Tivoli mitnehmen.«
    »Wie bitte?« Rachel explodierte. Niels senkte den Blick.
    »Ich weiß, dass ich feige war, Rachel, feige und blöd. Ich fühle mich schuldig, weil ich dir die ganze Last allein überlassen habe. Aber ich denke viel an ihn. Er ist trotz allem mein Sohn und jetzt meine einzige Familie.«
    Rachel fühlte, wie sie weich wurde. Sie nahm sich Zeit, um diese Neuigkeit zu verdauen, dann sagte sie abschließend: »Wir sprechen morgen in Ruhe weiter, okay?«

KAPITEL ELF
    28. August
    Sofie packte Smörrebröd mit kaltem Braten und Gurke in Papierbeutel, als Rachel die Tür öffnete, um ihr Sacha zu bringen.
    » Hej , alle miteinander!«, rief Rachel beim Eintreten.
    » Hej , ihr beiden!«, antwortete Sofie und wischte sich die Hände ab.
    Als Sacha zusammen mit Hugo, der seine elektrische Eisenbahn herauskramte, auf dem Spielteppich saß, zog Sofie Rachel in die Küche, fort von den Kinderohren.
    »Na? Wie war es denn?«
    Rachel berichtete ihrer Freundin kurz über die Begegnung mit Niels.
    »Der hat sie doch wohl nicht alle! Hast du heute Morgen mit dem Kleinen noch mal darüber gesprochen?«
    Rachel nickte. »Beim Frühstück hat er mich gefragt, wo sein Papa ist, wo er geschlafen hat, wann er wiederkommt und so weiter. Was für eine Qual …«
    »Und was hast du ihm gesagt?«
    »Die Wahrheit! Dass Niels wegen der Beerdigung von Christa vorbeigekommen ist, dass er Seemann ist und wieder fortgehen wird. Dass wir aber vorher versuchen würden, uns zu treffen und vielleicht in den Tivoli zu gehen, wenn er das wolle.«
    »Du wirst ihm erlauben, Sacha wiederzusehen?«
    Rachel seufzte. »Er hat gestern zum ersten Mal zugegeben, dass er feige war. Er scheint begriffen zu haben, dass er ein Kind, eine Familie hat. Ich kann Sacha seinen Papa nicht vorenthalten, wenn dieser eine Beziehung zu ihm aufbauen will …«
    Sofie schüttelte den Kopf. »Du bist zu weichherzig, meine Liebe, viel zu weichherzig. Nach allem, was er dir angetan hat …«
    »Ich denke an den Kleinen, nicht an mich.«
    »Wann siehst du ihn wieder?«
    »Heute Vormittag. Ich muss bei Christa vorbei, um besagte E-Mails abzuholen.«
    Sofie schloss den Picknickbeutel. Die beiden Mütter sahen ihren Jungen zu, die einen Güterzug zusammenstellten.
    »Noch einmal vielen Dank, dass ihr ihn mit in den Zoo nehmt«, sagte Rachel.
    Eine halbe Stunde später parkte Rachel in der Delfingade. Die grünen Fensterläden und die Haustür von Nummer 17 standen weit offen. Davor parkte ein kleiner Umzugslaster mit abgesenkter Ladeplattform. Niels lud in Hemdsärmeln Kartons ein. Rachel ging weiter und blieb verwirrt vor ihm stehen.
    »Ziehst du aus?«
    Niels begrüßte sie. »Ich kann nicht lange in der Stadt bleiben.

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