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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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tiefen Mulde zwischen den Büschen. Feindliche Patrouillen waren unterwegs, aber es ist nicht schwer, einigen Männern auszuweichen, die auf den Wegen unterwegs sind und sich nicht leise bewegen. Die Soldaten stammten aus Zlobenien und verhielten sich wie die Herren des Landes.
    Aus irgendeinem Grund brach Polly mit Maladikt und Reißer auf, anders ausgedrückt: mit einem Vampir, der kurz davor stand, sich in ein blutrünstiges Ungeheuer zurückzuverwandeln, und mit einem Mädchen, das so weit hinüber war, dass sie aus der anderen Richtung kam. Reißer veränderte sich mit jedem Tag, so viel stand fest. An jenem Tag, als sie alle zu Rekruten geworden waren – er schien ein ganzes Leben zurückzuliegen –, war sie ein zitterndes kleines Kind gewesen, das sich vor Schatten gefürchtet hatte. Jetzt wirkte sie manchmal größer, voller ätherischer Gewissheit, und die Schatten flohen vor ihr. Nun, nicht wirklich, gab Polly zu. Aber sie ging so, als
sollten
die Schatten vor ihr fliehen.
    Und dann das Wunder des Truthahns. Es ließ sich kaum erklären.
    Polly und ihre beiden Begleiter waren bei den Klippen unterwegs gewesen und einigen zlobenischen Beobachtungsposten ausgewichen, vorgewarnt vom Geruch der Lagerfeuer, aber leider nicht von Kaffeeduft. Maladikt schien sich größtenteils unter Kontrolle zu haben, abgesehen von der Tendenz, Buchstaben und Zahlen zu murmeln. Dem hatte Polly mit der Drohung ein Ende gesetzt, ihn mit einem Stock zu schlagen, wenn er damit fortfuhr.
    Sie erreichten einen Klippenrand, der einen weiteren Blick zur Festung gestattete, und einmal mehr hob Polly das Fernrohr und hielt an den steilen Felswänden und Mauern nach einem anderen Eingang Ausschau.
    »Sieh nach unten zum Fluss«, sagte Reißer.
    Der runde Ausschnitt der Welt glitt nach oben, als Polly das Fernrohr senkte, und schließlich sah sie etwas Weißes. Sie musste das Fernrohr sinken lassen, um zu erkennen, um was es sich handelte.
    »Meine Güte«, sagte sie.
    »Das ergibt einen Sinn«, meinte Maladikt. »Und dort führt ein Pfad am Fluss entlang, seht ihr? Dort sind weitere Frauen unterwegs.«
    »Das Tor ist ziemlich klein«, sagte Polly. »Und es wäre ganz leicht, Leute nach Waffen zu durchsuchen.«
    »Soldaten kämen da nicht durch«, sagte der Vampir.
    »Wir könnten es schaffen«, betonte Polly. »Und wir
sind
Soldaten, oder?«
    Nach einer Pause sagte Maladikt: »Soldaten brauchen Waffen. Schwerter und Armbrüste fallen auf.«
    »In der Festung gibt es genug Waffen«, verkündete Reißer. »Das weiß ich von der Herzogin. Die Burg ist
voller
Waffen.«
    »Hat sie dir auch gesagt, wie wir den Feind dazu bringen sollen, uns Einlass zu gewähren?«, fragte Maladikt.
    »Na schön«, warf Polly rasch ein. »Wir sollten dem Rupert so schnell wie möglich Bescheid geben. Lasst uns zurückkehren.«
    »He, ich bin hier der Korporal«, sagte Maladikt.
    »Nun?«, fragte Polly. »Und?«
    »Lasst uns zurückkehren?«, schlug Maladikt vor.
    »Gute Idee.«
    Sie hätte den Stimmen der Vögel mehr Beachtung schenken sollen, dachte Polly später. Die schrillen Rufe in der Ferne hätten ihr alles erzählt, wenn sie ruhig genug gewesen wäre, ihnen zu lauschen.
    Sie waren noch keine dreißig Meter weit gekommen, als sie den Soldaten sahen.
    Ein Soldat im zlobenischen Militär war gefährlich schlau. Er hatte begriffen, dass man umherstreifende Gegner nicht entdeckte, indem man laut über Wege trampelte, sondern indem man leise zwischen den Bäumen schlich.
    Der Soldat hatte eine Armbrust. Reiner Zufall –
vermutlich
war es Zufall – wollte, dass er in die andere Richtung sah, als Polly hinter einem Busch hervorkam. Hastig trat sie hinter einen Baum und winkte aufgeregt Maladikt zu, der weiter unten über den Pfad schritt und vernünftig genug war, sofort in Deckung zu gehen.
    Polly zog ihr Schwert und hielt es mit beiden Händen an die Brust gepresst. Sie hörte den Mann. Er war noch ein Stück entfernt, kam aber näher. Vielleicht gehörte er zu einer Patrouille und ging ihr als Späher voraus. Dass unausgebildete Rekruten ausgerechnet in eine solche Situation geraten mussten, dachte Polly bitter. Eine leise feindliche Patrouille konnte sogar die anderen in der Mulde überraschen…
    Sie schloss die Augen und versuchte, ruhig zu atmen. Jetzt war es so weit
jetzt war es so weit
jetzt war es so weit! Jetzt würde sie es gleich herausfinden.

Woran man denken soll
woran man denken soll
woran man denken soll, wenn Metall auf Fleisch trifft…

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