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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Heinrich hatte den Thron eines Landes geerbt, dessen wichtigster Exportartikel ein handbemalter Holzschuh war, aber in zehn Jahren, so schwor er, würde seine Hauptstadt Rigor »das Ankh-Morpork der Berge« sein! Aus irgendeinem Grund glaubte er, dass sich Ankh-Morpork darüber freuen würde.
    Angeblich war er begierig darauf, von Ankh-Morpork zu lernen. Ein solcher unschuldiger Ehrgeiz konnte einen aufstrebenden Herrscher dazu bringen…
tatsächlich
zu lernen, wie Ankh-Morpork gewisse Dinge zustande brachte. Heinrich galt als gerissen, aber Ankh-Morpork hatte die Gerissenheit schon vor tausend Jahren überholt, war an Verschlagenheit vorbeigerast und hatte Listigkeit hinter sich gelassen, um auf Umwegen Direktheit zu erreichen.
    Mumm blätterte durch die Unterlagen auf seinem Schreibtisch und sah auf, als er draußen einen schrillen, gellenden Schrei hörte.
    Ein Bussard kam tief durch das offene Fenster geflogen und landete auf der Stange im rückwärtigen Teil des Raums. Mumm schlenderte näher, als die kleine Gestalt auf dem Rücken des Vogels die Flugbrille abnahm.
    »Wie ist die Lage, Knuddel?«, fragte er.
    »Sie werden misstrauisch, Herr Mumm. Und Feldwebel Angua meint, dass es jetzt riskant geworden ist, da sie so nahe sind.«
    »Sag ihr, sie soll zurückkehren.«
    »In Ordnung, Herr. Und sie brauchen noch immer Kaffee.«
    »Oh, verdammt! Haben sie
überhaupt
keinen gefunden?«
    »Nein, Herr, und mit dem Vampir wird’s immer brenzliger.«
    »Wenn sie jetzt schon misstrauisch sind, dann
erst recht,
wenn wir eine Feldflasche mit Kaffee über ihnen abwerfen!«
    »Feldwebel Angua meint, wir kämen vermutlich damit durch, Herr. Den Grund dafür nannte sie nicht.« Der Gnom sah Mumm erwartungsvoll an. Ebenso sein Bussard. »Sie sind sehr weit gekommen, Herr. Für einen Haufen Mädchen… größtenteils Mädchen.«
    Mumm streckte geistesabwesend die Hand aus, um den Vogel zu streicheln.
    »Nicht, Herr!«, rief Knuddel. »Sie reißt dir den Daumen ab!«
    Jemand klopfte an die Tür, und Reg kam mit einem Tablett herein, auf dem rohes Fleisch lag. »Hab Knuddel am Himmel gesehen und einen Abstecher in die Küche gemacht, Herr.«
    »Bravo, Reg. Hat man dich gefragt, für wen das rohe Fleisch bestimmt ist?«
    »Ja, Herr. Ich habe gesagt, dass du es isst, Herr.«
    »Es kann meinem Ruf vermutlich nicht schaden«, sagte Mumm. »Übrigens, wie geht es in den Verliesen zu?«
    »Oh, ich würde die Leute dort nicht als richtige Zombies bezeichnen, Herr«, sagte Reg, wählte ein Stück Fleisch und ließ es vor Morag baumeln. »Es sind eher wandelnde Tote.«
    »Äh… ja?«, erwiderte Mumm.
    »Ich meine, sie denken nicht richtig«, fuhr der Zombie fort und nahm ein weiteres Stück rohes Kaninchenfleisch. »Sie nehmen nicht die Gelegenheiten eines Lebens jenseits des Grabs wahr, Herr. Sie sind einfach nur ein Haufen Erinnerungen auf Beinen. So was bringt Zombies in Verruf, Herr Mumm. Es macht mich so
zornig
!« Morag versuchte, nach einem blutigen Kaninchenfellstreifen zu schnappen, den der abgelenkte Reg ziellos hielt.
    »Äh… Reg?«, sagte Knuddel.
    »Wie schwer kann es sein, mit der Zeit zu gehen, Herr? Nimm mich als Beispiel. Eines Tages bin ich tot erwacht. Habe ich es etwa…«
    »Reg!«, warnte Mumm, als Morags Kopf vor- und zurückzuckte.
    »…einfach so über mich ergehen lassen? Nein! Und ich…«
    »Sei vorsichtig, Reg! Der Bussard hat dir gerade zwei Finger abgebissen!«
    »Was? Oh.« Reg hob die kleiner gewordene Hand und betrachtete sie. »Nun sieh sich einer das an.« Er richtete einen hoffnungsvollen Blick auf den Boden, wurde jedoch enttäuscht.
    »Mist. Können wir den Vogel irgendwie dazu bringen, sich zu übergeben?«
    »Dazu müssten wir ihm die Finger in den Hals stecken, Reg. Entschuldige, Knuddel, bitte versuch dein Bestes. Und du, Reg, geh nach unten und hol mir Kaffee, ja?«
     
    »Meine Güte«, murmelte Knaller.
    »Sie ist ziemlich groß«, sagte Toller.
    Bluse schwieg.
    »Ihr seht sie jetzt zum ersten Mal, wie?«, fragte Jackrum munter, als sie zur Festung starrten. Sie lagen im Gebüsch, etwa eine halbe Meile entfernt.
    Wenn es eine Märchenskala für Schlösser gibt, wobei die turmspitzenverkrusteten Exemplare mit den hübschen blauen Dächern ganz oben stehen, so belegte die Burg Kneck einen der unteren Plätze. Dunkel wie eine Gewitterwolke erhob sie sich auf dem Felsen. Ein Ausläufer des Kneck führte um sie herum, wodurch eine Halbinsel mit einem breiten Zufahrtsweg entstand, der ohne jede

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