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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Deckung war und Lebensmüde zum Schlendern einlud. Bluse nahm alles in sich auf.
    »Äh, nein, Feldwebel«, erwiderte er. »Ich habe natürlich Bilder gesehen, aber… sie werden der Wirklichkeit nicht gerecht.«
    »Sagt dir irgendeins der Bücher, die du gelesen hast, was wir jetzt machen sollen, Herr?«, fragte Jackrum.
    »Vielleicht, Feldwebel. In
Die Kunst des Krieges
schreibt Song Sung: Ohne Kampf zu gewinnen ist der größte Sieg. Der Feind möchte, dass wir ihn dort angreifen, wo er am stärksten ist. Deshalb werden wir ihn enttäuschen. Uns wird sich eine Möglichkeit präsentieren, Feldwebel.«
    »Bei mir ist nie eine vorstellig geworden, und ich bin Dutzende von Malen hier gewesen«, sagte Jackrum und lächelte noch immer. »Ha, sogar die Ratten müssten sich als Waschfrauen verkleiden, um in die Festung zu gelangen! Selbst wenn man das Ende der Straße erreicht: Die Zugänge sind schmal, es gibt Öffnungen in der Decke, durch die man heißes Öl gießen kann, und die Tore sind stabil genug, um Trollen zu widerstehen. Hinzu kommen einige Labyrinthe und hundert kleine Möglichkeiten, erschossen zu werden. Es ist ein wundervoller Ort, bestens dazu geeignet, angegriffen zu werden.«
    »Ich frage mich, wie die Allianz hineingekommen ist«, sagte Bluse.
    »Wahrscheinlich durch Verrat, Herr. Die Welt ist voller Verräter. Oder vielleicht haben die Verbündeten den geheimen Eingang gefunden, Herr. Erinnerst du dich, Herr? Der, den du hier erwartest, Herr? Oder hast du ihn vergessen? Ich schätze, solche Details können einem leicht entfallen, wenn man sehr beschäftigt ist.«
    »Wir werden die Situation auskundschaften, Feldwebel«, sagte Bluse kühl, als sie aus den Büschen krochen. Er strich Blätter von seiner Uniform. Thalacephalos – beziehungsweise das »getreue Ross«, wie Bluse es nannte – war einige Meilen zuvor sich selbst überlassen worden. Auf dem Rücken eines Pferds konnte man nicht schleichen, und außerdem, wie Jackrum betont hatte, war das Biest so dürr, dass es niemand essen wollte, und zu niederträchtig, um darauf zu reiten.
    »Klar, Herr, ja, machen wir, Herr«, sagte Jackrum und war ganz hämische Hilfsbereitschaft. »Und wo sollen wir auskundschaften, Herr?«
    »Es
muss
einen geheimen Zugang geben, Feldwebel. Niemand baut eine solche Festung mit nur einem Eingang.«
    »Jaherr. Aber vielleicht hält man ihn geheim, Herr. Versuche nur zu helfen, Herr.«
    Sie drehten sich um, als gewisse Geräusche auf ein inbrünstiges Gebet hindeuteten. Reißer war auf die Knie gesunken und hatte die Hände gefaltet. Der Rest der Gruppe wich langsam zurück. Frömmigkeit ist eine wundervolle Sache.
    »Was macht er da, Feldwebel?«, fragte Bluse.
    »Er betet, Herr«, sagte Jackrum.
    »Das macht er oft, habe ich bemerkt«, flüsterte der Leutnant. »Ist es mit den, äh, Vorschriften vereinbar, Feldwebel?«
    »Schwer zu sagen, Herr«, erwiderte Jackrum. »Ich selbst habe oft auf dem Schlachtfeld gebetet. Habe häufig das Gebet des Soldaten gesprochen, Herr, und ich gebe es gern zu.«
    »Äh… ich kenne es nicht«, sagte Bluse. »Wie lautet es?«
    »Oh, die Worte würden dir bestimmt einfallen, Herr, im Angesicht des Feindes, Herr. Normalerweise klingen sie wie ›O Gott, lass mich den Mistkerl töten, bevor er mich umbringt‹.« Jackrum grinste, als er Bluses Gesichtsausdruck sah. »Das nenne ich ›die autorisierte Version‹, Herr.«
    »Ja, Feldwebel, aber wo kämen wir hin, wenn wir die ganze Zeit über beten würden?«, fragte der Leutnant.
    »Vermutlich in den Himmel, Herr, um dort rechts neben Nuggan zu sitzen«, antwortete Jackrum prompt. »Das hat man mir gesagt, als ich ein kleiner Bengel war, Herr. Natürlich würde es dort bald ziemlich eng, und deshalb ist es ganz gut, dass nicht alle beten.«
    An dieser Stelle beendete Reißer ihr Gebet, stand auf und klopfte sich Staub von den Knien. Sie schenkte der Truppe ihr munteres, beunruhigendes Lächeln. »Die Herzogin wird unsere Schritte leiten«, sagte sie.
    »Oh, gut«, erwiderte Bluse schwach.
    »Sie wird uns den Weg zeigen.«
    »Wundervoll. Äh… hat sie sich vielleicht auf die Karte bezogen?«, fragte der Leutnant.
    »Sie wird uns Augen geben, mit denen wir sehen können.«
    »Ja? Ausgezeichnet«, sagte Bluse. »Tut wirklich gut, das zu wissen. Nicht wahr, Feldwebel?«
    »Jaherr«, bestätigte Jackrum. »Mit neuen Augen kommen gewisse Leute vielleicht zur Einsicht.«
     
    Sie kundschafteten in Dreiergruppen, und die anderen warteten in einer

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