Weiberregiment
Chirurgenhände!«
»Tatsächlich? Woher hast du sie?«, erkundigte sich Maladikt. Igorina streckte ihm die Zunge raus.
»Ich habe nicht vor, irgendetwas zu waschen«, sagte Polly.
»Was
hast
du vor?«, fragte Igorina.
Polly zögerte. »Ich möchte meinen Bruder befreien, wenn er in der Festung gefangen ist. Und es wäre nicht schlecht, wenn wir den Feind daran hindern könnten, unser Land zu erobern.«
»Dafür ist vielleicht zusätzliche Streitkraft erforderlich«, kommentierte Maladikt. »Ich möchte euch nicht die Vorfreude nehmen, aber ich muss sagen, dass es eine schreckliche Idee ist. Der El-Teh wird einem solchen Vorschlag nie zustimmen.«
»Das würde er tatsächlich nicht«, erwiderte Polly. »Aber der Vorschlag wird von ihm selbst kommen.«
»Hmm«, sagte Bluse etwas später. »Waschfrauen? Ist so etwas
üblich,
Feldwebel?«
»O ja, Herr. Ich schätze, die Frauen aus den nahen Dörfern waschen die Wäsche ebenso wie zu der Zeit, als wir die Festung kontrollierten.«
»Du meinst, sie helfen dem Feind? Warum?«
»Weil das besser ist, als zu verhungern, Herr. So lautet die harte Wahrheit. Und es hört nicht immer mit dem Wäschewaschen auf.«
»Es sind junge Männer zugegen, Feldwebel!«, schnappte Bluse und errötete.
»Früher oder später müssen sie mit dem Bügeln und Nähen vertraut werden, Herr«, sagte Jackrum und grinste.
Bluse öffnete den Mund. Bluse schloss den Mund.
»Der Tee ist fertig, Herr«, sagte Polly. Tee war eine unglaublich nützliche Sache. Er erlaubte es einem, mit allen zu reden.
Sie hielten sich in den Resten eines Bauernhauses auf. Allem Anschein nach kamen nicht einmal Patrouillen hierher – nichts deutete auf frühere Lagerfeuer oder auch nur einen kurzen Aufenthalt von Soldaten hin. Es roch nach Verfall, und die Hälfte des Daches fehlte.
»Und die Frauen kommen und gehen einfach, Perks?«, fragte der Leutnant.
»Ja, Herr«, sagte Polly. »Und mir kam eine Idee, Herr. Bitte um Erlaubnis, von meiner Idee erzählen zu dürfen, Herr.« Sie sah, wie Jackrum eine Braue wölbte. Sie trug dick auf, das musste sie zugeben, aber die Zeit drängte.
»Nur zu, Perks«, sagte der Leutnant. »Ich fürchte, andernfalls platzt du.«
»Sie könnten Spione für uns sein, Herr! Wir könnten sie vielleicht dazu bringen, die Tore für uns zu öffnen!«
»Bravo!«, erwiderte Bluse. »Mir gefallen Soldaten, die denken.«
»Ja, klar«, knurrte Jackrum. »Wenn der Verstand noch schärfer wird, schneidet er sich. Herr, es sind
Waschfrauen
im Grunde. Nichts gegen den jungen Perks, der ein aufmerksamer Bursche ist, aber durchschnittliche Wächter schöpfen Verdacht, wenn das alte Mütterchen Mulmig versucht, die Tore zu öffnen. Es sind auch nicht nur zwei Tore, sondern sechs, und zwischen ihnen gibt es hübsche Höfe, die den Wächtern Gelegenheit geben, jemanden genau in Augenschein zu nehmen und festzustellen, ob irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Hinzu kommen Zugbrücken und stachelbesetzte Decken, die herunterfallen, wenn den Wächtern jemand nicht gefällt. Versucht mal,
das
mit seifigen Händen zu öffnen!«
»Ich fürchte, da hat der Feldwebel Recht, Perks«, sagte Bluse traurig.
»Angenommen, zwei Frauen gelänge es, einige Wächter außer Gefecht zu setzen, Herr, dann könnten sie uns durch die kleine Tür hereinlassen«, sagte Polly. »Vielleicht wäre es sogar möglich, den Kommandeur der Festung gefangen zu nehmen, Herr! Bestimmt gibt es dort drin viele Frauen, Herr. In den Küchen und so weiter. Sie könnten… Türen für uns öffnen!«
»Oh, ich bitte dich, Perks…«, begann Jackrum.
»Nein, Feldwebel, einen Augenblick«, sagte Bluse. »Es ist erstaunlich, Perks. Mit deiner jungenhaften Begeisterung hast du mir eine interessante Idee geliefert…«
»Tatsächlich, Herr?«, erwiderte Polly, die in ihrer jungenhaften Begeisterung erwogen hatte, die Idee auf Bluses Kopf zu tätowieren.
Trotz seiner Intelligenz war er schwer von Begriff.
»Ja, das hast du, Perks«, sagte Bluse. »Nun, wir brauchen nur eine ›Waschfrau‹, um in die Festung zu gelangen, nicht wahr?«
Die Anführungszeichen klangen viel versprechend. »Ja, Herr«, bestätigte Polly.
»Und wenn man in ›ungewöhnlichen Bahnen‹ denkt… Die ›Frau‹
muss
gar keine Frau sein!«
Bluse strahlte. Polly ließ dünne Falten der Verwirrung auf ihrer Stirn entstehen.
»Nein?«, fragte sie. »Ich verstehe nicht ganz, Herr. Da komme ich nicht mit, Herr.«
»›Sie‹ könnte ein Mann
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