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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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I… S…«, sagte er laut. »Ah, wir werden angewiesen zu bleiben, wo wir sind.«
    »Weitere Blitze, Herr«, sagte Reißer.
    »B… H… Z… L…«, sagte Bluse und schrieb noch immer. »Wir sollen bereit sein, Hilfe zu leisten. Und W… S… Z… E… U… Das bedeutet…«
    »Ich glaube, wir sollen Besuch bekommen!«, sagte Polly.
    »Sende folgende Mitteilung, Soldat«, krächzte Bluse. »Lang… lang…«
    Die Botschaft wurde übermittelt. Sie warteten, während der Tau fiel, sich Sterne am Himmel zeigten und Nachrichten funkelten, die nie jemand zu verstehen versucht hatte.
    Das Klacken hörte auf. »Jetzt brechen wir so schnell wie möglich auf«, sagte Bluse. Er hüstelte. »Ich glaube, man sagt ›Bringen wir unseren Allerwertesten von hier fort‹.«
    »Du bist nahe dran, Herr«, sagte Polly. »Ganz nahe dran.«
     
    Es gab ein altes,
sehr
altes borograwisches Lied mit mehr Zs und Vs, als ein Tieflandbewohner aussprechen konnte. Es hieß »Plogviehze!«, was bedeutete: »Die Sonne ist aufgegangen! Lasst uns einen Krieg beginnen!« Man braucht eine besondere Geschichte, um all das in einem Wort unterzubringen.
    Sam Mumm seufzte. Die kleinen Länder hier kämpften wegen des Flusses, oder wegen irgendwelcher idiotischen Verträge, oder weil sich der Adel stritt, aber vor allem kämpften sie deshalb, weil sie schon immer gekämpft hatten. Sie führten Krieg, weil die Sonne aufging.
    Dieser Krieg hatte sich festgefahren.
    Flussabwärts verengte sich das Tal zu einer Schlucht vor dem Wasserfall, der die Fluten des Kneck vierhundert Meter in die Tiefe stürzen ließ. Wer versuchte, dort durch die schroffen Berge zu klettern, begegnete einer Welt der Schrunde, messerscharfen Grate, des ewigen Eises und des ebenso ewigen Todes. Wer versuchte, den Kneck nach Zlobenien zu überqueren, musste damit rechnen, am Ufer abgeschlachtet zu werden. Der einzige Weg aus dem Tal führte am Kneck entlang zurück und durch den Schatten der Festung. Daran hatte es nichts auszusetzen gegeben, solange sie in borograwischer Hand gewesen war. Aber jetzt wurde sie vom Feind kontrolliert – wenn sich die Streitmacht Borograwiens zurückzog, geriet sie in die Reichweite ihrer eigenen Waffen.
    Und was waren das für Waffen! Mumm hatte Katapulte gesehen, die einen Steinball drei Meilen hoch schleuderten. Wenn er auf den Boden prallte, brach er auseinander, und nadelspitze Splitter jagten davon. Und erst der Apparat, der knapp zwei Meter durchmessende Stahlscheiben durch die Luft sausen ließ. Wenn sie den Boden berührten und wieder in die Luft sprangen, wurden sie vollkommen unberechenbar, was sie nur noch schrecklicher machte. Mumm hatte gehört, dass die scharfkantigen Scheiben mehrere hundert Meter weit flogen, und dabei spielte es keine Rolle, auf wie viele Pferde und Soldaten sie unterwegs trafen. Und das waren nur die neuesten Ideen. Es gab reichlich konventionelle Waffen, Riesenbögen, Katapulte und Wurfmaschinen, die Kugeln aus Ephebianischem Feuer schleuderten, das festklebte, während es brannte.
    Von so weit oben im zugigen Turm sah Mumm die Lagerfeuer des verschanzten Heers überall auf der Ebene. Es konnte sich nicht zurückziehen, und die Allianz – wenn man den verdrießlichen Tumult so nennen durfte – wagte es nicht, mit der feindlichen Streitmacht im Rücken stromaufwärts zu ziehen, weiter nach Borograwien hinein. Andererseits hatte sie auch nicht genug Soldaten, um die Festung zu halten
und
den Feind zusammenzutreiben.
    Und in einigen Wochen würde es zu schneien beginnen. Dann bedeckten Eis und Schnee die Pässe, natürliche Barrieren, die niemand überwinden konnte. Und an jedem Tag brauchten Tausende von Männern und Pferden Nahrung. Die Soldaten konnten die Pferde essen, wenn ihnen nichts anderes übrig blieb, und damit lösten sie zwei Proviantprobleme auf einmal. Anschließend musste man auf den guten alten Bein-Turnus zurückgreifen, der, wie Mumm von einem der freundlicheren Zlobenen erfahren hatte, ein weit verbreitetes Merkmal des Winterkrieges in den hiesigen Bergen war. Die Informationen stammten von Hauptmann »Humpel« Splatzer, und Mumm sah keinen Grund, an ihnen zu zweifeln.
    Und dann würde es regnen, und der Regen und die Schneeschmelze würden den verdammten Fluss weit über die Ufer treten lassen. Aber bevor das geschah, war die Allianz vermutlich endgültig zerstritten und heimgekehrt. Die Borograwier brauchten nur durchzuhalten, um ein Unentschieden zu erzielen.
    Mumm fluchte leise. Prinz

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