Weibliche Lust ohne Tabus
Lage, Gedanken zu lesen. Darum: Spielen Sie im Bett nicht »Stille Post«.
»Die Sprache der Liebe ist eine Geheimsprache und in ihrer höchsten Vollendung so schweigsam wie eine Umarmung«, hat Robert Musil im »Mann ohne Eigenschaften« geschrieben. Allerdings war das nicht als Plädoyer fürs Schweigen, sondern eher als eines für Worte gedacht, die ein gegenseitiges Echo erklingen lassen. Wichtig ist, dafür seine eigene Sprache zu finden. Einfach nur nachzuplappern, was man in billigen Sexstreifen und Liebesfilmen gehört oder in Kitschromanen und Zeitschriften gelesen hat, kann im Zweifel richtig peinlich werden. Stellen Sie sich vor, Ihr Liebhaber würde plötzlich flüstern: »Süße, ich will Amors Pfeil in deine Liebesmuschel stecken!« Wahrscheinlich würden Sie statt prickelnde Erotik zu empfinden eher in schallendes Gelächter ausbrechen. Umgekehrt würde es ihn wahrscheinlich sehr befremden, wenn Sie als romantische, sensible Frau ihn mit Dirty-Talk wie »Fick mich!« oder »Besorg’s mir!« zum Geschlechtsverkehr auffordern würden.
Jedes Paar muss seinen eigenen Sex-Wortschatz kreieren: Mit Kosenamen, die beide miteinander verbinden, mit Bezeichnungen für seinen Penis oder ihre Brüste, die irgendwann einmal – vielleicht auch im Scherz – entstanden sind oder mit Zitaten aus dem gemeinsam erlebten Alltag, die man erotisch und anzüglich abwandelt. Den Fantasien sind keine Grenzen gesetzt, sofern sie ganz persönlich und direkt formuliert werden. Nicht umsonst heißt es »Nur einem sprechenden Menschen kann geholfen werden.« Das gilt auch beim Sex. Wenn Sie die richtigen Worte finden, intensivieren Sie die Intimität und das Vertrauen. Das beflügelt die Fantasie und macht erotische Erlebnisse möglich, die – ohne Worte – nie stattfinden könnten.
Allerdings: Länger darüber nachzudenken, macht die Sache auch nicht besser. Versuchen Sie einfach, Ihren jeweiligen Gefühlen und Wünschen Ausdruck zu verleihen. Reagieren Sie einfühlsam auf das, was als Nächstes passiert, und kommentieren Sie es liebevoll mit einem tiefen Blick in die Augen Ihres Liebsten. Nähern Sie sich behutsam! Das Einfachste ist, ihm zu sagen, was Ihnen an ihm gefällt, zum Beispiel »Ich finde deinen Po richtig sexy!«, »Ich liebe es, deinen Brustkorb und deinen Herzschlag zu spüren« oder »Ich könnte ständig diesen Haarstreifen hier glattstreichen!« Wichtig ist, dabei ins Detail zu gehen, damit er spürt, dass Sie jede Kleinigkeit ganz bewusst wahrnehmen. Und dann sprechen Sie über Ihre Wünsche, über das, was Sie gerade empfinden und beschreiben Sie, was Sie als Nächstes mit ihm vorhaben. Wie zum Beispiel »Kannst du deinen Finger nochmal dahin tun? Ach, ist das schön!«, »Bitte, fass mich noch fester an! Jaaa, fester!« oder »Liebster! Ich will dich …(Pause) … jetzt …(Pause) … in mir spüren!«. Leichte Verzögerungen und das noch nicht Gesagte stimulieren die Fantasie und steigern die Lust aufeinander.
Ja, es kommt eben auch darauf an, wie man etwas sagt. Der Satz »Ich liebe es, dich zu schmecken!«, lässt sich auf viele verschiedene Weisen sagen. Je nachdem, welches Wort Sie betonen, wie hoch oder tief Ihre Stimme klingt, ob Sie flüstern oder schreien. Tipp: Verbalerotik klingt am besten, wenn Sie leise beim Ausatmen sprechen. Das verleiht den Worten diese gewisse Atemlosigkeit, die das Begehren steigert. Der Ton macht die Musik. Eine Mischung aus charmanter Koketterie, aufmerksamem Feingefühl und hingebungsvollem Staunen überwindet so manche Sprachbarriere.
Apropos Sprachbarriere: Bettgeflüster ist ein kreatives Rollenspiel. Warum also immer nur Deutsch reden? Manchmal kann auch ein verbaler Exkurs ins Französische oder Italienische extrem antörnen (zum Beispiel nach einem gemeinsamen Urlaub dort). Oder denken Sie nur an die Filmszene in Ein Fisch namens Wanda , in der Archibald (John Cleese) Wanda (Jamie Lee Curtis) allein mit wahllos aufgeschnappten Ausdrücken auf Russisch erotisch in Wallung bringt …! Wenn es einen aktuellen Anlass gibt (zum Beispiel einen gerade stattgefundenen Kongress bei dem einen oder anderen, ein Bewerbungsgespräch oder Ähnliches), kann es die Lust auch aufpeitschen, wenn man den Partner zur Abwechslung mal »siezt« oder ihm in betont distanzierter Wissenschaftssprache nackt und aufreizend gegenübertritt.
Abgesehen von solchen verbalen Spielchen sollten Sie aber immer darauf achten, von »ich« und »du« zu sprechen, statt von »man«. Jeder darf
Weitere Kostenlose Bücher