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Weibliche Lust ohne Tabus

Weibliche Lust ohne Tabus

Titel: Weibliche Lust ohne Tabus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Dr Med Breitenbach
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Zone« eingefahrener Beziehungen. Sie eröffnen uns die Freiheit, andere Partner, neue Praktiken und vieles andere in Gedanken auszuprobieren, ohne irgendwelche negativen Konsequenzen fürchten und Dinge tun zu müssen, für die uns im echten Leben vielleicht die Möglichkeiten oder auch der Mut fehlen. Es sind Wünsche, die nicht realisiert werden müssen. Sie dürfen völlig absurd, gefährlich und weltfremd sein, ohne dass wir in Handlungsnot geraten. Und das Schönste am Kopfkino: Es gibt immer ein »Happy End«. Wir erträumen uns die erotischen Wünsche, damit sie in Erfüllung gehen.
    Bei hocherotischen Fantasien schüttet unser Organismus übrigens den biochemischen Botenstoff Phenylethylamin aus, der in unserem Kopf unter anderem die Grenzen zwischen Wachen und Träumen euphorisch verschwimmen lässt. Wir fühlen uns völlig losgelöst und entspannt. Darum erholen wir uns mit unseren Sexfantasien auch von Druck und Stress, vergessen Alltagsprobleme und können gelassener mit Depressionen und Konfliktsituationen umgehen. Sie sind quasi rezeptfrei als ständig verfügbare Selbstmedikation abrufbar. Großartig, oder?
    Umso überraschender war deshalb das Ergebnis der Studie von Brett Kahr: Ein Großteil der Befragten bekannte nämlich, für ihre sexuellen Fantasien Schuld und Scham zu empfinden. Und das im 21. Jahrhundert, mit Sex-Foren im Internet, Alltagspornografie, einem gigantischen Markt an Sex-Toys und -Videos, frei gelebter Liebe in allen erdenklichen Hinsichten und Bestsellern wie Feuchtgebiete und Shades of Grey ! Kaum zu glauben, aber da hat Vera ein schlechtes Gewissen, weil sie beim Masturbieren an George Clooney denkt und nicht an ihren Freund Karl. Ralph hat ein Problem damit, dass er in seiner Fantasie auf Britney Spears abfährt, die in einem »Slip Ouvert« und Fellpantoffeln mit einem großen Fisch auf ihn einschlägt. Und Tessa hat Schuldgefühle, weil sie beim Sex mit ihrem Ehemann immer wieder die Bilder von einem abenteuerlichen Geschlechtsakt im Wald mit einem phantastisch gebauten Afrikaner im Kopf hat, mit dem sie mal eine heiße Affäre hatte. Man könnte eigentlich annehmen, es gäbe Schlimmeres …
    Aber egal wie harmlos oder pervers Fantasien sind: Es gibt niemals einen Grund für Gewissensbisse. Im Gegenteil: Unsere Vorstellungskraft ist die Voraussetzung für eine erfüllte Sexualität. Es ist nämlich nicht unbedingt der Partner, der uns antörnt. Es ist unsere Fantasie, die am Turn-Table sitzt. Nur reden sollte man darüber mit seinem Partner möglichst nicht. Denn Liebe braucht Geheimnisse. Es genügt, wenn wir es verstehen, uns immer mal wieder mit einer Aura unergründlicher Rätselhaftigkeit zu umgeben. Auch wenn’s uns Frauen manchmal schwerfällt zu schweigen: Es dient einem guten Zweck. Und zwar dem einer erfüllten Erotik – für beide. Letztlich sind es ja gerade diese Geheimnisse, die den sogenannten »Sex Appeal« einer Person ausmachen. Sie preiszugeben wäre in etwa so, als würde man erwarten, eine köstliche Auster gäbe es ohne Schale, oder die Sphinx hätte sich ganz banal wie ein Hollywood-Star die Nase operieren lassen.

    Darum gilt die Frage »Was denkst du gerade?« auch als absolutes No Go beim Sex. Geben Sie auf so eine Frage bitte unter keinen Umständen eine Antwort! Bestenfalls eine kryptische. Schon unsere Großmütter haben gesagt: »Er darf alles essen, aber nicht alles wissen.« Jeder sollte beim Liebesakt mit dem anderen zwar mit allen Sinnen präsent sein. Aber die Gedanken darf man durchaus schweifen lassen. Das erhöht die Lust und den Genuss auf beiden Seiten. Gemeinsame Fantasien mit Rollenspielen oder an besonderen Plätzen auszuleben, ist eine Sache. Aber dem anderen jede einzelne seiner ur-eigenen Fantasien dabei zu offenbaren, eine ganz andere. Wenn alles passt, ist das nämlich auch gar nicht notwendig. »Nur die mit Geheimnissen in ihren Herzen können die Geheimnisse in unseren Herzen erahnen«, hat Khalil Gibran gesagt. Und da ist etwas Wahres dran.
    Erotische Erlebnisse: Auf die Dramaturgie kommt’s an
    Wie bei einem guten Drehbuch geht es beim Sex oft um geistreiche Dialoge, die richtige Besetzung und das perfekte Bühnenbild. So behauptet der Trendforscher Matthias Horx jedenfalls, dass im 21. Jahrhundert die Inszenierung von Sex und Erotik so wichtig ist, weil die mediale Informationsflut unsere Fantasien einerseits eingrenzt, andererseits aber auch extrem öffnet. Das bereitet den Weg zu dem, was er als »Gourmet-Sex«

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