Weibliche Lust ohne Tabus
schicken. Zugegeben: ein alter Trick, funktioniert aber prima! Eine kleine Prise Eifersucht kann einer eingefahrenen Beziehung tatsächlich neue Würze verleihen und uns »scharf« machen.
»Eifersucht ist die Angst vor dem Vergleich«, meinte Max Frisch zwar. Aber dieses Gefühl drückt auch Leidenschaft aus und ist ein Zeichen dafür, dass man den anderen liebt, begehrt, nicht teilen und nicht verlieren will. Nichts ist langweiliger als ein Mann, der behauptet, ganz und gar nicht eifersüchtig zu sein. Das ist in etwa so aufregend wie eine Trapeznummer ohne Salto oder wie ein Champions-League-Finale ohne Ball. Fast fühlt es sich an, als würde er sagen: »Du bist mir ganz egal.« Und das törnt nun wirklich ab! Darum erregen insbesondere Frauen manchmal absichtlich die Eifersucht des Partners, um klarzustellen: »Was du an mir hast, ist alles andere als selbstverständlich!« Dieses Gefühl aus Verlustangst, Leidenschaft und Wut hat einen schlechten Ruf. So manche Psychologen sagen: zu Unrecht. Weil die Sorge um die Treue des Partners sich durchaus positiv stabilisierend auf eine Beziehung auswirkt. Aber Eifersucht kann sich in den verschiedensten Ausprägungen zeigen. In geringer Dosis ist sie ein belebendes Aphrodisiakum, in hoher Dosis tödliches Gift.
Tatsächlich gehört die Eifersucht nämlich quer durch alle Gesellschaftsschichten, Länder und Kulturen zu den führenden Motiven für Mord und Totschlag. Dafür gibt es Tausende von Beispielen. Sei es die 25-jährige Polizistin aus Lauf an der Pegnitz, die ihren 30-jährigen Kollegen zehn Stunden lang mit einer Waffe bedrohte, weil er sich nach zweijähriger Beziehung wegen einer anderen von ihr trennen wollte. Sie schoss zuerst ihm in den Hals (er überlebte) und tötete sich dann selbst mit einem Kopfschuss. Oder Stars wie Rihanna, die von ihrem Freund Chris Brown krankenhausreif geprügelt wurde, weil sie ihm angeblich eifersüchtige Vorhaltungen wegen einer verdächtigen SMS auf seinem Handy gemacht haben soll. Tatsächlich hat er sie wohl regelmäßig betrogen. Aber in solchen Fällen kann auch die berechtigtste Eifersucht meist nichts mehr retten.
Wenn das Misstrauen so groß wird, dass man die Taschen des anderen nach verdächtigen Hotelquittungen durchforstet, auf dem Handy nach heimlichen Liebesbotschaften sucht oder man die Verfolgung zu irgendwelchen Geschäftsessen oder Terminen aufnimmt, sollten die Alarmglocken klingeln. Nicht umsonst hat schon Franz Grillparzer bemerkt: »Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.«
Krankhaft eifersüchtige Partner suchen förmlich nach Indizien für angebliche Untreue, wittern in allen anderen Menschen eine potenzielle Gefahr, misstrauen sogar einem freundlichen Verkäufer, steigern sich in Verlustängste und Kontrollwahn hinein und bedrohen damit die Freiheit des anderen extrem. Solchermaßen eingeengt, versuchen Eifersuchtsopfer dann oft, selbst harmlose »Mädchenabende« oder das Telefonat mit alten Bekannten zu vertuschen, indem sie Überstunden im Büro vorgeben oder dass die alte Mutter angerufen habe; nur um keinen Erklärungsnöten ausgesetzt zu werden und eskalierende Streits zu verhindern. Das ist falsch. Denn wenn diese im Prinzip überflüssigen Notlügen herauskommen, fühlt sich der Eifersüchtige in seinen Vermutungen nur noch bestätigt. Lieber authentisch und offen sein und auf keinen Fall auf eigenständige Aktivitäten verzichten. Schließlich kann sich keiner sein Leben lang verbiegen, nur um den eventuell total abstrusen Erwartungen des Partners zu entsprechen.
Eifersucht hat unterschiedlichste Ausprägungen: Da gibt es den heißen Schmerz erfolgloser Verehrer, die mitansehen müssen, wie sich die begehrte Person anderweitig liiert; das ist gesund und bringt das Leben eben so mit sich. Dann gibt es die nagende Unruhe, wenn der Partner plötzlich entweder verändertes Verhalten an den Tag legt oder man das Gefühl hat, die Beziehung sei in Selbstverständlichkeiten erstarrt. Da kann ein bisschen Eifersucht durchaus die Lust neu entfachen und Zweifel aufheben. Der andere Fall ist die Kränkung und Zurückweisung nach einem Seitensprung oder kompletter Trennung. Da entstehen bei dem »abservierten« Teil aus Eifersucht nicht selten Hass und Rachsucht bis hin zu Gewalttätigkeiten.
Für krankhafte Eifersucht haben Psychologen verschiedenste Erklärungen: Das kann in der Kindheit begründet sein, wenn sich jemand zum Beispiel von nachgeborenen Geschwistern
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