Weibliche Lust ohne Tabus
Thomas sich beim Cunnilingus anstellt, warum Sebastian sich mit Kondomen schwer tut und dass Leo Anna am liebsten im Stehen vögelt oder auf dem Küchentisch? Zugegeben, es war durchaus amüsant, als Maren beschrieb, wie Bernd splitterfasernackt eine gestrickte, orange-schwarz geringelte Tiger-Fingerpuppe über seinen Schniedel zog und mit vibrierenden »Schnurrhaaren« Obszönitäten brummte. Aber von da an kriegt man dieses Bild nicht mehr aus dem Kopf. Und bei jedem ernsthaften Gespräch mit Marens Lebensgefährten stellt man ihn sich mit solch einem gestrickten Tiger über dem Schwanz vor. Geht gar nicht! Das Kichern lässt sich kaum unterdrücken. Und erklären kann man’s ihm schwerlich.
Im Prinzip können Sexgespräche mit Freundinnen ja durchaus informativ und therapeutisch wertvoll sein. Man kann Fragen aufwerfen wie: »Habt ihr eine Idee, wie ich ihn dazu kriege, mich mit dem Finger anal zu stimulieren, ohne dass er dann gleich Hintertürsex will?« Oder: »Wie soll ich ihm sagen, dass sein Gelutsche am Ohr mich total abtörnt, ohne ihn zu kränken?« Solche Gespräche sind wunderbar, oft durchaus hilfreich und bereichern die Freundschaft – solange man den Mann, um den es geht, nicht persönlich kennenlernt. Denn dann fällt es schwer, das Wissen um solche intimen Details auszublenden und ihm objektiv zu begegnen.
Es ist übrigens ein großer Angstfaktor für Männer zu wissen, dass es keine »Frauengeheimnisse« gibt. Wer also einen selbstbewussten Mann in seinem Bett haben will, sollte darauf achten, den Freundinnen nicht alles brühwarm aufzutischen. Die macht das übrigens auch nicht glücklicher, weil sie dann nämlich nicht wissen, wie sie ihm unbefangen gegenübertreten sollen. Und wenn ihnen dann auf einer Party zu später Stunde mal eine verräterische Bemerkung rausrutscht, kann’s echt peinlich werden. »Too much information«, kurz »TMI« genannt, sollte man sich im Interesse aller lieber sparen. Diskretion ist besser. Und falls intime Fragen auftreten, die man nur mit der besten Freundin besprechen will, lässt sich das auch ganz neutral formulieren, zum Beispiel mit Wendungen wie »Hast du schon mal …?«, »Ich war da mal in einer Situation …« oder »Stell dir vor, wie es wäre, wenn …«. Für pikante Details mit dem Partner gibt es auch unter Freundinnen gewisse Toleranzgrenzen, die man nicht überschreiten sollte.
Es sei denn, es geht um Gewalt. Und da gilt oft ein umgekehrtes Phänomen. Wenn Frauen von ihrem Partner oder Ehemann geschlagen und vergewaltigt werden, schweigen sie oft oder erfinden Freundinnen oder Bekannten gegenüber Ausreden wie: »Ich bin die Treppe heruntergefallen« oder: »Ach, nur ein kleines Missgeschick …!« Nicht umsonst versuchen solche Männer dann oft, Freundinnen ihrer Frau abzuwimmeln oder die Freundschaften negativ zu manipulieren. Dabei wäre es gerade dann wichtig, einem anderen Menschen alle Details mitzuteilen, um der Situation zu entkommen.
Wenn Sie sich jedoch in einer funktionierenden oder sich gerade aufbauenden Liebesbeziehung befinden, sollten Sie auch der besten Freundin gegenüber lieber den Mund halten, wenn Sie den Mann – egal ob fester Partner oder neuer Lover – behalten möchten. Denn eine sexuelle Verbindung ist die höchste Form der Intimität, die sich zwischen zwei Menschen entwickeln kann. Mit allem, was Sie darüber ausplaudern, verletzen Sie diese höchst sensible Intimsphäre – und den betreffenden Menschen – oft irreparabel. Sollte er auch nur die geringste Ahnung davon bekommen, was Sie alles so weitererzählen, ist das Vertrauensverhältnis dahin. Er wird sich beim Sex nicht mehr hingeben können, und so sterben Erotik und Lust dann auch irgendwann: Nicht nur ein Gentleman, auch eine kluge Frau genießt und schweigt …
Eifersucht: Gift oder Würze?
Eifersucht gehört zur Lust wie die Schärfe von Capsaicin zum »Chili con Carne«. Fast jede von uns kennt diesen stechenden Schmerz, wenn der Partner einer hübschen, jungen Blondine hinterherguckt, zum Abendessen mit einer »alten Freundin« verabredet ist oder von einer neuen Kollegin schwärmt. Aber mal ganz ehrlich: Machen wir es nicht genauso? Wir treffen uns mit einem Ex-Lover, weil er »zufällig« mal wieder in der Stadt ist, kommentieren die erste Begegnung mit dem neuen Chef aufreizend lapidar mit »interessanter Mann …!« oder lassen uns zur Belebung des Liebeslebens auch schon mal selbst einen Blumenstrauß von einem angeblich fremden Verehrer
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