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Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Titel: Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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und sehr sanft und freundlich gegen sie. Als sie aber aufs Schloß kamen, und die alte Königin, die Stiefmutter des jungen Königs, die Prinzessin erblickte, wurde sie neidisch und aufgebracht über ihre große Schönheit und sagte zum König: »Siehst du denn nicht, daß es eine Hexe ist, die du mitgebracht hast? Denn sie kann ja weder sprechen noch lachen noch weinen.« Der König aber kümmerte sich nicht darum, was seine Mutter sagte, sondern hielt Hochzeit mit der schönen Prinzessin und lebte mit ihr herrlich und vergnügt; die junge Königin aber unterließ es nicht, fortwährend an den Hemden zu nähen.
    Ehe das Jahr um war, kam die junge Königin mit einem Prinzen nieder. Darüber wurde die alte Königin noch neidischer und noch mehr erbittert und schlich sich in der Nacht, während die junge Königin schlief, in deren Zimmer, nahm ihr das Kind weg und bestrich ihr den Mund mit Blut; das Kind aber warf sie in die Schlangengrube. Als das geschehen, ging die böse Königin hinein zum König, ihrem Sohn, und sprach: »Komm jetzt und sieh, was es für eine ist, die du zur Frau genommen hast. Jetzt hat sie ihr eigenes Kind gefressen.« Da war der König so betrübt, daß er beinahe Tränen vergoß, und er sagte: »Ja, es muß wohl wahr sein, weil ich es mit meinen eigenen Augen sehe. Aber sie tut es bestimmt nicht wieder. Dieses Mal will ich sie verschonen.«
    Ehe das Jahr um war, gebar die Königin wieder einen Sohn, und mit diesem ging es ebenso wie mit dem ersten. Wieder schlich sich die Stiefmutter des Königs in der Nacht in das Zimmer der jungen Königin, während diese schlief, nahm ihr das Kind und bestrich ihr den Mund mit Blut und sagte dann zum König, seine Frau hätte wieder ihr eigenes Kind gefressen. Da ward der König so betrübt, daß du’s gar nicht glauben kannst, meinte aber doch, diesmal wollte er es seiner Gemahlin noch verzeihen, da sie es sicher nicht wieder tun würde.
    Ehe das Jahr um war, kam die junge Königin mit einer Tochter nieder, und diese nahm die alte Königin ebenfalls, warf sie in die Schlangengrube und ging dann wieder hin zum König und sprach: »Komm jetzt und siehe, ob es nicht wahr ist, was ich sage, daß sie eine Hexe ist; denn jetzt hat sie auch ihr drittes Kind aufgefressen.« Da ward der König so betrübt, daß es gar nicht zu sagen ist. Denn jetzt konnte er sie nicht länger schonen, sondern mußte den Befehl geben, sie lebendig zu verbrennen. Als nun der Scheiterhaufen in Flammen stand und sie hinaufsteigen sollte, gab sie durch Mienen und Gebärden zu verstehen, sie sollten zwölf Bretter nehmen und sie um den Scheiterhaufen legen, und darauf legte sie die Hemden und die Mützen und die Tücher ihrer Brüder. Aber an dem Hemd des jüngsten Bruders fehlte noch der linke Arm, den hatte sie nicht fertig bekommen können. Kaum war dies geschehen, so hörte man ein Sausen und ein Brausen in der Luft, und darauf kamen zwölf wilde Enten über den Wald her geflogen, und jede von ihnen nahm ein Hemd, eine Mütze und ein Halstuch in den Schnabel und flog damit fort. »Siehst du nun«, sagte die böse Stiefmutter zu dem König, »daß sie eine Hexe ist? Mach jetzt schnell und verbrenne sie, ehe die Flammen das Holz verzehren.«
    »Damit hat’s noch keine Eile«, sagte der König, »denn Holz haben wir genug, und ich bin gespannt, wie die Sache ein Ende nehmen wird.« In demselben Augenblick kamen die Prinzen geritten, so schön und so wohlgestalt, wie man sie nur sehen konnte, der jüngste Prinz aber hatte statt des linken Arms einen Entenflügel. »Was habt Ihr hier vor?« fragten die Prinzen. »Meine Frau soll verbrannt werden«, sagte der König, »weil sie eine Hexe ist und ihre eigenen Kinder gefressen hat.«
    »Sie hat ihre Kinder nicht gefressen«, sagten die Prinzen. »Sprich jetzt, Schwester! Nun hast du uns errettet, errette jetzt dich selbst!« Da tat die Königin den Mund auf und erzählte, wie alles sich zugetragen hatte, und daß jedesmal, wenn sie ins Kindbett gekommen, die alte Königin sich in ihr Zimmer geschlichen und ihr das Kind weggenommen und ihr den Mund mit Blut bestrichen habe. Und die Prinzen nahmen den König und führten ihn hinaus zu der Schlangengrube, da lagen die drei Kinder und spielten mit den Schlangen und den Nattern, und schönere Kinder als sie konnte man nicht sehen. Da nahm der König sie mit sich und brachte sie zu seiner Stiefmutter und fragte sie, was der wohl für eine Strafe verdient hätte, der eine unschuldige Königin und

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