Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)
drei so allerliebste Kinder zu verderben getrachtet hätte.
»Der verdiente, daß er von zwölf wilden Pferden vollkommen in Stücke gerissen würde«, sagte die alte Königin. Da antwortete der König: »Du hast dir selbst dein Urteil gesprochen und sollst die Strafe erleiden, die du verordnest hast.« Und so geschah es. Die alte böse Königin wurde an zwölf wilde Pferde gebunden und von diesen in Stücke zerrissen. Die junge Königin aber reiste mit dem Könige, ihrem Mann und ihren Kindern und den zwölf Prinzen, ihren Brüdern, nach Hause zu ihren Eltern und erzählte ihnen, was ihr alles begegnet war. Groß war die Freude und Jubel herrschte im ganzen Königreiche, weil die Prinzessin errettet war und sie auch ihre zwölf Brüder erlöst hatte.
Vorweihnacht
Bald ist Weihnacht, wie freu ich mich drauf,
da putzt uns die Mutter ein Bäumlein schön auf,
es glänzen die Äpfel, es funkeln die Stern,
wie hab’n wir doch alle das Weihnachtsfest gern.
Schneeweißchen und Rosenrot
(Wilhelm Hauff)
E ine arme Witwe, die lebte in einem kleinen Hüttchen, und vor dem Hüttchen war ein Garten, darin standen zwei Rosenbäumchen, wovon das eine weiße, das andere rote Rosen trug, und sie hatte zwei Kinder, die glichen den beiden Rosenbäumchen, und das eine hieß Schneeweißchen, das andere Rosenrot. Sie waren aber so fromm und so gut, so arbeitsam und unverdrossen, als noch jemals zwei Kinder auf der Welt gewesen sind, Schneeweißchen war nur stiller und sanfter als Rosenrot, das sprang lieber in den Wiesen und Feldern nach den Blumen und Sommervögeln, während Schneeweißchen daheim bei der Mutter saß, ihr vorlas oder im Hauswesen half. Sie hatten einander aber doch so lieb, daß, wenn sie zusammen gingen, sie sich an den Händen faßten und sagten: »Wir wollen uns niemals verlassen«, und die Mutter sprach dann: »Was das eine hat, soll’s mit dem andern teilen!« Oft waren sie allein im Wald, wenn sie rote Bären sammelten, aber kein Tier tat ihnen etwas zuleid, sondern waren ganz vertraulich mit ihnen; manches Häschen nahm ein Kohlblatt aus ihren Händen, das sie ihm mitgebracht hatten, und manches Rehkälbchen kam und wollte bei ihnen grasen. Kein Unfall betraf sie, und wenn sie sich verspäteten und die Nacht sie überfiel, so faßten sie sich einander an und schliefen, bis der Morgen kam, und die Mutter wußte das und hatte keine Sorge um sie. Einmal, als sie so im Wald erwachten, sahen sie ein fremdes, schönes Kind, schneeweiß gekleidet, das sich vor sie hingesetzt hatte, damit sie in der Dunkelheit keinen Schritt weiter gegangen wären, weil sie sonst in einen Abgrund hinabgefallen wären. Es stand auf, sah sie freundlich an, sprach aber nicht und ging in den Wald hinein. Die Mutter sagte ihnen, das wäre der Engel gewesen, der für sie wache.
Sie hielten das Hüttchen der Mutter so reinlich, daß es eine Freude war anzusehen. Im Sommer besorgte Rosenrot das Haus, und alle Morgen, wenn die Mutter aufwachte, stand ein schöner Blumenstrauß vor dem Bett, und von jedem Bäumchen eine Rose. War es Winter, so zündete Schneeweißchen das Feuer am Herd und hing den Kessel an den Feuerhaken, und der Kessel war von Messing, aber so rein, daß er wie Gold glänzte. Abends, wenn die Flocken fielen, sagte die Mutter: »Geh hin, Schneeweißchen, und schieb den Riegel vor«, und dann setzten sie sich an den Herd, die Mutter nahm die Brille und las aus einem großen Buch vor, und die beiden Mädchen spannen und nähten, ein Lämpchen lag neben ihnen auf dem Boden, und hinter ihnen auf einer Stange saß ein weißes Täubchen und hatte seinen Kopf unter den Flügel gesteckt.
Nun trug es sich zu eines Abends, als sie beisammensaßen, daß jemand an die Tür klopfte, als wollte er eingelassen sein. Die Mutter sprach: »Mach auf, Rosenrot, es wird ein Wanderer sein, der Obdach sucht.« Rosenrot ging und schob den Riegel weg, aber es war kein Mensch, der eintrat, sondern ein schwarzer Bär streckte seinen dicken Kopf zur Tür herein. Rosenrot schrie laut und sprang zurück, das Lämmchen blökte, das Täubchen flatterte auf, und Schneeweißchen versteckte sich hinter der Mutter Bett.
Aber der Bär fing an zu sprechen und sagte: »Fürchtet euch nicht, ich tue euch nichts zuleid, ich will mich nur ein wenig an eurem Feuer wärmen.«
»So leg dich nur dahin«, antwortete die Mutter und rief die Kinder und sprach: »Schneeweißchen! Rosenrot! kommt nur her, der Bär tut euch nichts, er meint’s ehrlich.« Da kamen die
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