Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)
wir mit ihm anfangen?«
»Ich weiß es nicht, ich habe niemals Kinder gehabt.«
»Ich werde wohl zum Töter-Walfisch gehen müssen. Vielleicht weiß er einen Rat.«
Der Töter-Walfisch und seine Frau wohnten in einem großen Steinhause; auch diese beiden hatten keine Kinder. Das obere Wesen kam zu ihrem Hause, legte das Kind nahe bei der Tür hin und ging davon. Als der Töter-Walfisch heraustrat, erblickte er das Kind, das noch schlief. Er freute sich darüber sehr und rief seiner Frau zu: »Ich habe einen Helfer gefunden, wir haben einen Helfer gefunden. Jetzt werden wir in unserm Alter nicht allein sein. Wir wollen versuchen, dies Kind großzuziehen.«
»Einverstanden.«
Nachdem die bösen Geister die Menschen aufgesucht und viele von ihnen umgebracht hatten, machten sie sich mit ihrer Beute beladen auf den Heimweg. Zu Hause angekommen, schlugen sie ihr Zelt auf, und die Frau machte sich daran, das Schlafzimmer herzurichten. Ihr Gatte sagte: »Ich will doch einmal nach dem Kinde sehen.«
Er hob die Decke des Schlittens auf; da erst bemerkten sie, daß das Kind verschwunden war. Der Gatte rief: »Heda!«
»Heda!« antwortete seine Frau.
»Wo ist das Kind? Hast du es in das Zelt gebracht?«
»Nein, es muß im Schlitten sein.«
»Es ist nicht hier.«
»Wo mag es denn sein? Vielleicht haben es die Nachbarn genommen. Aber warum sollten sie ein Kind anderer Leute zu sich nehmen? Ich glaube, daß uns ein andrer diesen Streich gespielt hat, während wir schliefen. Was können wir da bloß tun?«
Die Frau suchte einen Schamanen auf, der war ein Rabe und fragte, als sie ankam: »Wer ist gekommen?«
»Ich bin es, mein Mann hat mich hergeschickt. Er sagte: ›Ich bin betrübt; laß den Wissenden kommen.‹«
»A-ta-ta-ta, ich komme schon.«
Als der Rabe bei den Rekkenk ankam, fragte der Mann: »Nun, bist du gekommen?«
»Ja, ich bin gekommen. Was willst du?«
»Jemand hat unser Kind fortgenommen. Vermagst du es zu finden?«
»Ich werde es versuchen.«
Der Rabe flog zum Hause des Töter-Walfisches.
»Heda!«
»Heda!«
»Wer ist da?«
»Ich bin es. Ich komme, um das Kind zu holen.«
»Du bekommst es nicht.«
»Gib es doch wieder, ich möchte es haben.«
»Ich werde es nicht hergeben.«
»So, du willst nicht?«
Der Rabe flog in die Höhe und ließ einen großen Steinpfeiler auf das Haus herabfallen, doch dieser prallte zurück, denn das Haus des Töter-Walfisches war allzu fest gebaut.
Der Rabe kehrte zu den Rekkenk zurück und sagte: »Es ist mir nicht gelungen.«
»Ach«, sagte der Hausherr, »sogar du konntest nichts erreichen!«
Am folgenden Tage sagte er wieder zu seiner Frau: »Ich bin betrübt. Geh und bringe zwei Winde herbei, den Westwind, den kalten, und den Ostwind, den schneidenden.«
Die beiden Windbrüder kamen zu ihm und fragten: »Was willst du?«
»Jemand hat mir mein Kindchen geraubt. Ihr seht doch alles. Wollt ihr nicht auch nach dem Kinde sehen?«
»Ja«, sagten sie und gingen davon. Unterwegs kamen sie am Hause des oberen Wesens vorbei. Da sprach der Ostwind: »Warum gehen wir hier vorüber? Hier wohnt doch das obere Wesen. Wir wollen ihn doch wenigstens fragen. Was er wohl sagen wird? Heda!«
»Heda!«
»Höre, eine Familie von bösen Geistern hat ihr kleines Kind verloren, und sie grämen sich deswegen. Wir suchen nach ihrem Kinde. Weißt du vielleicht, wo es sein mag?«
»Nicht wahr, jetzt grämen sie sich, und doch gehen sie jedes Jahr zu den Menschen und rauben viele von ihnen. Die Menschen nehmen dadurch ab. Es geschieht ihnen ganz recht. Aber wir wollen gehen.«
Die Winde und das obere Wesen kamen darauf zu dem Hause der Töter-Walfische.
»Heda!«
»Heda!«
»Ich bin gekommen, um das Kind abzuholen, das ich neulich hergebracht habe.«
»Du sollst es nicht haben.«
»Wieso sollte ich es nicht wiederbekommen, da ich es doch selber hergebracht habe? Gib es zurück!«
»Ich will nicht, ich will es zu meinem Gehilfen erziehen.«
»Aber wie kannst du es mir verweigern, da du doch mein Geschöpf bist? Ich habe deinen Augen die Gabe des Sehens verliehen. Wie darfst du es verweigern?«
»Und doch verweigere ich es.«
»So, du weigerst dich; dann tretet ein, Winde!«
Die beiden Winde traten in das Haus des Töter-Walfisches, da wurde es schrecklich kalt, so daß die Töter-Walfische gar sehr froren. Sie froren so sehr, daß sie starben. Dann sagte das obere Wesen zu den Winden: »Nun geht hinaus.« Sie gingen hinaus, es wurde wärmer im Hause, und die
Weitere Kostenlose Bücher