Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Titel: Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
Vom Netzwerk:
das Boot gebracht hatten und schon zum Abrudern bereit waren, sagte der Bursch, um den das Mädchen sich nicht kümmerte, zu seinem Kameraden: »Ah, ich habe mein Messer oben in der Hütte vergessen; spring doch hinauf und hole es mir, dann bist du ein guter Kerl!«
    Dieser tat dies, ohne den geringsten Verrat zu ahnen, war jedoch noch nicht weit gekommen, als der Kamerad das Boot abstieß und mit dem Mädchen davonruderte.
    Er war nun ganz allein auf der Insel und besaß nichts anderes, womit er sich forthelfen konnte als das Messer, welches der Kamerad zurückgelassen hatte. Er machte sich einen Bogen, und mit diesem schoß er Strandvögel, die er am Feuer briet. Auf diese Weise fristete er sein Leben fort bis Weihnachten. Am Weihnachtsabend trug er eine größere Menge Brennholz zusammen und stapelte es gerade vor der Tür der Hütte zu einem großen Haufen auf, um nicht während der Weihnachtstage Holz holen zu müssen.
    Abends, als er mit dem Holzstoß fertig war, saß er eine Weile vor der Tür und blickte sehnsuchtsvoll nach dem Festlande hinüber. Da bemerkte er plötzlich ein Boot, welches auf die Insel zusteuerte. Der Bursch freute sich, glaubte er doch, daß es Menschen wären, die auf die Insel kämen. Als aber das Boot näherkam, schien es ihm allerdings etwas sonderbar auszusehen, und als es dann anlegte und die Leute ans Land stiegen, erkannte er bald, daß es nicht »Albma-olbmuk«, das heißt Leute von dieser Welt oder richtige Menschen, sondern Ulta-Leute waren. Er kroch deshalb hinter den Holzstoß und versteckte sich, jedoch so, daß er sie ungesehen beobachten konnte.
    Nun stiegen alle ans Land. Es war eine große Gesellschaft, die allerlei Kram bei sich hatte. Unter den Frauen befanden sich zwei junge Mädchen, die sehr schön und dabei auch hübsch gekleidet waren. Jedes trug einen Proviantkasten in der Hand, als die ganze Schar auf die Hütte zuging. Nachdem der ganze Kram in die Hütte geschafft war, kamen die beiden Mädchen wieder heraus, um sich auf der Insel umzusehen. Dabei entdeckten sie auch den Burschen, der hinter dem Holzstoß lag. Anfangs fürchteten sie sich ein wenig und wären beinahe wieder davongelaufen. Weil der Bursch aber ganz ruhig dalag, traten sie näher an ihn heran, begannen zu kichern und zu lachen und allerlei Scherz mit ihm zu treiben.
    Der Bursch hatte eine Stecknadel in dem einen Ärmel seiner Jacke. Als sie nun so um ihn herumsprangen und ihn von Zeit zu Zeit zupften, paßte er einen günstigen Augenblick ab und stach die eine in die Hand, so daß diese zu bluten begann. Die Gestochene begann nun laut zu schreien und zu jammern. Da kamen auch die übrigen aus der Hütte gelaufen, um zu sehen, was geschehen sei. Sowie sie ihn aber erblickten, stürzten sie wieder hinein, rafften in größter Eile und Hast von dem mitgebrachten Kram zusammen, was jedes erwischen konnte, und eilten davon.
    In einem Augenblick war alles verschwunden: die Leute, der Kram und das Boot; nur ein Schlüsselbund war auf dem Tisch liegengeblieben, und auch das eine Mädchen, welches der Bursch blutig gestochen hatte, stand noch da. Ganz kraft- und hilflos war es.
    »Nun mußt du mich zu deiner Frau machen«, sagte das Mädchen, »weil du mich blutig gestochen hast!«
    »Ja, ja, warum nicht«, antwortete er. »Das will ich gern tun. Aber wie glaubst du, daß wir den Winter über auf der Insel hier werden leben können?«
    »Damit hat es keine Not«, meinte das Mädchen, »wenn du mir nur versprechen willst, daß du mich zur Frau nimmst. Du bekommst ja reiche Verwandte!«
    Der Bursche versprach es, und so lebten sie denn miteinander auf der Insel bis zum Frühjahr, wo wieder Leute hinauskamen, mit denen sie nach dem Festland hinüberfuhren.
    »Wohin sollen wir uns jetzt begeben?« fragte das Mädchen den Burschen.
    »Das weiß ich nicht«, sagte er. »Was denkst du?«
    Das Mädchen meinte, ihr wäre es am liebsten, sich an einem Ort niederzulassen, wo ihre Eltern wohnten. »Aber nur, wenn du willst«, fügte sie hinzu.
    »Warum nicht?« antwortete der Bursch, und so reisten sie dahin und suchten sich einen bequemen Wohnplatz aus.
    »Nun mußt du selbst den Platz für das Haus ausmessen«, sagte das Mädchen, »du kannst ihn groß oder klein nehmen, wie du willst!«
    Der Bursch maß den Platz aus.
    Als sie sich des Abends schlafen legten, sagte das Mädchen: »Wenn du in der Nacht, während wir liegen und schlafen, etwas hören solltest, so darfst du nicht aufstehen und auch nicht nachsehen,

Weitere Kostenlose Bücher