Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)
was es sei!«
In der Nacht hörte er, wie gemauert, gezimmert, gespalten und gehämmert wurde. Doch er rührte sich nicht vom Fleck. Des Morgens, als er und das Mädchen aufstanden und sich umsahen, stand das Haus in allen Teilen fertig da.
»Nun mußt du den Platz für den Kuhstall ausmessen«, sagte das Mädchen am nächsten Tage, »aber nimm den Platz nicht zu groß und auch nicht zu klein!«
Der Bursch maß.
In der Nacht hörte er wieder, wie gezimmert, gespalten und gehämmert wurde. Am Morgen stand der Kuhstall vollkommen fertig da mit Ständern, Milcheimern und Kloben. Nur Kühe waren nicht drin. Nun bat das Mädchen den Burschen, er möchte den Platz für ein Vorratshaus ausmessen. Er könne es so groß haben, wie er selbst es wolle. Als auch das Vorratshaus fertig war, forderte sie ihn auf, zu ihren Eltern zu reisen. Sie wanderten denn auch dahin und blieben dort, solange sie wollten. Als sie aber wieder nach Hause reisen wollten, sagte das Mädchen zu dem Burschen: »Wenn wir Abschied genommen haben und daran sind, aus dem Haus zu treten, so gib gut acht und eile so schnell du kannst über die Türschwelle!«
Der Bursche tat, wie das Mädchen gesagt hatte, und gerade in dem Augenblick, als er über die Schwelle stieg, warf der Vater des Mädchens einen großen Hammer nach ihm. Wäre er nicht so schnell gewesen und hätte er nur einen Augenblick verweilt, so würde ihr Vater ihm beide Beine abgeschlagen haben.
Als sie eine Strecke weit auf dem Heimweg gewandert waren, sagte das Mädchen: »Nun darfst du dich nicht früher umsehen, als bis du in das Haus getreten bist, was immer du auch hören und wahrnehmen magst!«
Der Bursche versprach es. Als er aber schon bei der Haustür angelangt war, konnte er sich nicht länger zurückhalten, sondern sah sich um. Da war gerade die Hälfte einer großen Viehherde, welche die Schwiegereltern ihnen nachgeschickt hatten, innerhalb des Zaunes gekommen, die andere Hälfte stand noch außerhalb. Die aber, welche außerhalb stand, war in demselben Augenblick verschwunden.
Hierauf ließ sich das Paar von dem Priester trauen, und sie bekamen Kinder und lebten glücklich und zufrieden. Das einzige, was dem Mann nicht gefiel, war, daß seine Frau bisweilen verschwand, ohne daß es ihm möglich war zu erforschen, wohin sie gekommen sei. Als er sich deshalb eines Tages hierüber beklagte, sagte die Frau, welche ja ihren Gemahl recht lieb hatte: »Lieber Mann, wenn es dir nicht recht ist, daß ich manchmal fort bin, so schlage nur einen großen Nagel in die Türschwelle. Dann kann ich weder hinaus noch hinein, es sei denn, daß du selbst es willst!«
Großstadt – Weihnachten
(Kurt Tucholsky)
Nun senkt sich wieder auf die heim’schen Fluren
die Weihenacht! die Weihenacht!
Was die Mamas bepackt nach Hause fuhren,
wir kriegens jetzo freundlich dargebracht.
Der Asphalt glitscht. Kann Emil das gebrauchen?
Die Braut kramt schämig in dem Portemonnaie.
Sie schenkt ihm, teils zum Schmuck und teils zum Rauchen,
den Aschenbecher aus Emalch glasé.
Das Christkind kommt! Wir jungen Leute lauschen
auf einen stillen heiligen Grammophon.
Das Christkind kommt und ist bereit zu tauschen
den Schlips, die Puppe und das Lexikohn.
Und sitzt der wackre Bürger bei den Seinen,
voll Karpfen, still im Stuhl, um halber zehn,
dann ist er mit sich selbst zufrieden und im reinen:
»Ach ja, son Christfest is doch ooch janz scheen!«
Und frohgelaunt spricht er vom ›Weihnachtswetter‹,
mag es nun regnen oder mag es schnein,
Jovial und schmauchend liest er seine Morgenblätter,
die trächtig sind von süßen Plauderein.
So trifft denn nur auf eitel Glück hienieden
in dieser Residenz Christkindleins Flug?
Mein Gott, sie mimen eben Weihnachtsfrieden…
»Wir spielen alle. Wer es weiß, ist klug.«
Vom Salz im Meer
(Peter Christen Asbjørnsen)
E s waren einmal zwei Brüder, der eine war reich, der andere arm. Als nun das Weihnachtsfest herankam, hatte der Arme kein Brot im Hause, ging daher zu seinem Bruder und bat um eine Kleinigkeit. Dieser war eben nicht sonderlich froh, denn es war nicht das erste Mal, daß seine Milde von jenem in Anspruch genommen wurde. »Willst du tun, was ich dir sage«, sprach er, »so sollst du einen ganzen Schinken haben, so, wie er im Rauch hängt.« Das wollte der Arme gern und bedankte sich. »Da hast du ihn!« sagte der Reiche, indem er ihm den Schinken zuwarf. »Nun geh zur Hölle!«
»Hab ich es versprochen, so muß ich es tun«, sagte der Arme, nahm den
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