Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)
er wieder an zu gähnen und schlief ein. Als er nun ein Weilchen gelegen hatte, ging es wieder ebenso, wie die beiden vorigen Male. Der Fuchs sprang wieder auf und rief: »Ja!«, lief zu dem Butterviertel und fraß nun auch den letzten Rest auf. Wie er zurückkam, war er wieder zur Kindtaufe gewesen, und als der Bär wissen wollte, wie das Kind hieß, antwortete er: »Den-Boden-geleckt.« Damit legten sie sich wieder zur Ruhe und schliefen beide eine gute Weile.
Danach wollten sie hingehen und sich nach ihrer Butter umsehen. Als es sich nun aber fand, daß sie rein aufgezehrt war, beschuldigte der Bär dafür den Fuchs, und der Fuchs beschuldigte wieder den Bären, und der eine behauptete immer, der andere sei bei der Butter gewesen, während er dagelegen habe und geschlafen.
»Nun«, sagte Reineke, »wir wollen’s bald erfahren, wer von uns die Butter gestohlen hat; wir wollen uns jetzt wieder auf den Hügel schlafen legen, und wer dann am fettesten unten beim Schwanz ist, wenn wir aufwachen, der hat sie gestohlen.«
Ja, der Bär wollte gleich auf die Probe eingehen, und weil er bei sich selbst wußte, daß er die Butter nicht einmal gekostet hatte, legte er sich ganz ruhig auf dem Hügel schlafen. Da schlich Reineke sich aber fort nach dem Viertel und erwischte noch ein Klümpchen Butter, das in einer Ritze sitzen geblieben war; damit schlich er sich zurück zu dem Bären, bestrich ihn mit der Butter unten beim Schwanz und legte sich dann wieder schlafen, als wüßte er von nichts. Als nun beide aufwachten, hatte die Sonne die Butter geschmolzen, und da war’s denn gleichwohl der Bär, der die Butter gefressen hatte.
Adventsgedicht
(Theodor Fontane)
Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnees Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.
Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns herniedersah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da.
Tag du der Geburt des Herrn,
Heute bist du uns noch fern,
Aber Tannen, Engel, Fahnen
Lassen uns den Tag schon ahnen,
Und wir sehen schon den Stern.
Die Eisjungfrau
(Hans Christian Andersen)
I. Der kleine Rudy
W ir wollen die Schweiz besuchen, wir wollen uns umsehen in dem schönen Bergland, wo sich die Wälder die steilen Felsenhänge hinaufziehen; wir wollen zu den blendenden Schneefeldern aufsteigen und wieder hinunter zu den grünen Wiesen, wo Flüsse und Bäche davonbrausen, als hätten sie Angst, sie könnten das Meer nicht früh genug erreichen, um zu verschwinden. Die Sonne brennt im tiefen Tal, sie brennt auch auf der Höhe, so daß die schweren Schneemassen im Laufe der Jahre zusammenschmelzen, schimmernde Eisblöcke und rollende Lawinen werden oder sich zu Gletschern türmen. Zwei solche liegen in den breiten Felsenschluchten unter Schreckhorn und Wetterhorn, nicht weit von dem kleinen Bergdorf Grindelwald. Merkwürdig sind sie anzuschauen, und das lockt zur Sommerzeit viele Fremde aus aller Herren Länder an. Sie kommen über die hohen, schneebedeckten Berge, sie kommen aus den tiefen Tälern und steigen dann mehrere Stunden bergauf, und je höher sie steigen, um so tiefer hinab sinkt das Tal, bis sie es wie von einem Luftballon unter sich sehen. Oft hüllen Wolken die Gipfel der Berge wie schwere, dunkle Rauchgardinen ein, während unten im Tal, wo verstreut viele braune Holzhäuser liegen, noch ein Sonnenstrahl leuchtet und einen Fleck von glänzendem Grün hervorhebt, als wäre er transparent. Das Wasser braust, summt und rauscht in der Tiefe, das Wasser rieselt und klingt von der Höhe, es sieht aus, als flatterten Silberbänder von der Klippe.
Holzhäuser stehen zu beiden Seiten des Weges, jedes hat seinen kleinen Kartoffelacker, und der ist auch notwendig, denn unter dem Dach sind viele Münder, die etwas wegessen können. Hier gibt es Kinder in Hülle und Fülle, sie wimmeln aus allen Häusern hervor und drängen sich um die Reisenden, die zu Fuß oder im Wagen kommen. Die ganze Kinderschar treibt Handel. Die Kleinen bieten hübsch geschnitzte Holzhäuser feil, wie man sie hier in den Bergen sieht. Ob es regnet oder ob die Sonne scheint, stets ist das Kindergewimmel da, um seine Waren zu verkaufen.
Es ist zwanzig und noch ein paar Jahre her, da wollte hier manchmal auch ein kleiner Junge Handel treiben, der sich von den anderen Kindern stets etwas abseits hielt. Sein Gesicht war so ernst, und er hielt seine
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