Weihnachten mit einem Dieb (Romeo & Julian) (German Edition)
jedes Detail seines Gesichts ein. Und vielleicht tat er genau das.
„Romeo?“ sagte Julian als er sich wegdrehte und hielt ihn ein letztes Mal auf.
„Ja?“
„Wie ist dein richtiger Name?“ Er war gut gewesen. Sehr, sehr gut, und so lange. Er hatte die Worte zurückgedrängt, und den Mund gehalten in all diesen verbotenen, gestohlenen Momenten der Leidenschaft die sie mit einander verbracht hatten. Die Gelegenheit zu fragen hatte sich nie geboten. Sie hatten jede einzelne Sekunde nutzen müssen, doch jetzt lief die Zeit ab. Unaufhaltsam, unwiederbringlich, und der Gedanke dass er ihn vielleicht— wahrscheinlich —niemals erfahren würde war unerträglich für Julian.
Wenn alles vorbei war und ihm sonst nichts mehr blieb, dann wollte er wenigstens den Namen des Mannes kennen um den er trauerte. Den richtigen Namen, nicht einen Spitznamen den er selbst einem exzellenten Kunstdieb verliehen hatte.
Romeo sah ihn mit einem frechen Glitzern in den Augen an und Julian wusste die Antwort bevor er sie hörte. „Den sag ich dir wenn es vorbei ist.“
„Nein! Bitte—“ Julians Worte verhallten im Leeren. Romeo hatte sich abgewendet, und war in gerade einmal vier langen, eleganten Schritten zur Tür gelangt und verschwunden.
Julian erschauerte. Romeo hatte recht. Er hatte sich in jener Nacht verliebt. Hatte sein Herz und seine Seele verloren. Er sog die Luft ein in dem verzweifelten Versuch gegen die Last anzukämpfen die seine Brust zusammendrückte, ihn erdrückte und möglicherweise zerstören würde.
Er sank langsam auf die Knie und gab den Tränen nach die hinausmussten. Er hatte sie schon viel zu lange zurückgehalten und jetzt konnte er die Flut nicht mehr aufhalten. Der Damm brach und seine Gefühle rissen die Mauern ein die er aufgebaut hatte in der Hoffnung, dass sie ihn in genau diesem Moment schützen würden. In dem Moment von dem er gewusst hatte, dass er kommen würde.
Erfüllt von einer überwältigenden Vorahnung wusste er dass Romeo ihm niemals seinen wahren Namen verraten würde. Nicht weil er es nicht wollte, sondern weil er nicht die Gelegenheit dazu bekommen würde. Romeo würde nicht im Gefängnis landen wenn es vorbei war. Das war die gute Nachricht. Die schlechte war dass er dann tot sein würde.
Kapitel 10
Es war warm. Es war auch unangenehm eng, aber vor allem war es einfach viel zu warm. Julian sah auf die Uhr—zum etwa hundertsten Mal alleine innerhalb der letzten Stunde. Insgesamt waren es weit mehr als hundert Mal. Es war schon nach zwei Uhr morgens.
Er überprüfte das Kontrollboard dessen kleine Lämpchen anzeigten welche Teile des ausgetüftelten Sicherheitssystems funktionierten. Natürlich funktionierten sie alle. Kameras, Bewegungsmelder, bis an die Zähne bewaffnetes Sicherheitspersonal—das selbstverständlich nicht auf der Tafel auftauchte, aber dennoch da war wie Julian durchaus bewusst war.
Genauso wie Romeo da war. Irgendwo in dem riesigen Gebäude mit seinem Netz aus verwirrenden, anscheinend endlosen Regalreihen in denen alte und neuere Akten gelagert wurden, sowie unzählige sorgfältig beschriftete Kisten die Beweise zu abgeschlossenen oder nicht gelösten Fällen enthielten. Dazu Unmengen von Staub, Spinnweben, deren Erbauer und eine High-Tech Sicherheitsausrüstung. Das FBI-Archiv war ein sicherer Ort. Vielleicht nicht ganz so gut abgeschottet wie eine Bank, aber was an elektronischen Finessen fehlte wurde mehr als wettgemacht durch die wild entschlossenen menschlichen Beschützer—die allesamt bis an die Zähne bewaffnet waren und wussten wie sie diese Waffen einzusetzen hatten.
Julian unterdrückte einen Schauer und versuchte sich einzureden dass das flaue Gefühl in seiner Magengrube einfach nur Müdigkeit war, auch wenn er es besser wusste. Ramirez Informant hatte ihnen kurzfristig Bescheid gegeben. Angeblich hatte er es gerade erst selbst erfahren, war aber überzeugt dass Romeo in dieser Nacht ins Archiv einbrechen würde. Chief Baxter hatte ihm Glauben geschenkt und jeden verfügbaren Agenten in die alte Fabrikhalle geschickt die die Fassade für ein wesentlich moderneres, mit Stahlbeton verstärktes Gebäude dahinter bildete.
Sehr zu Julians Ärger hatte er den Befehl erhalten, in dem kleinen, überhitzten, nach Plastik stinkenden Raum auszuharren der das Herzstück der elektronischen Überwachungsanlage bildete. Seine Aufgabe war es, die Augen nach jeglichen Anzeichen irgendeiner Bewegung offen zu halten und falls nötig den aus zwei
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