Weihnachten mit einem Dieb (Romeo & Julian) (German Edition)
Agenten bestehenden Teams im Inneren des Gebäudes Anweisungen zu erteilen.
Julian selbst hielt es zwar für unwahrscheinlich dass Romeo sich von einer der Überwachungskameras erfassen lassen würde, aber diese Position musste nun einmal besetzt werden. Vielleicht war das ja auch gar nicht mal so schlecht. Zumindest konnte er so dem eigentlichen Geschehen fern bleiben, wenn denn überhaupt etwas passierte, und ihm blieb die Entscheidung erspart was er tun sollte falls er derjenige wäre der Romeo stellte—oder noch schlimmer, derjenige der hinter ihm herjagte und ihn aufhalten musste. Der Gedanke daran hatte ihm tagelang Unwohlsein bereitet.
Nein, es war besser so. Er würde Romeo zwar nicht helfen können, musste aber wenigstens auch keine Waffe auf ihn richten. Was die anderen Agent en taten war etwas anderes und entzog sich Julians Einfluss. Er konnte nur darauf hoffen dass Romeo doch noch den Ernst seiner Lage erkennen und sich ergeben würde. Julian schnaufte in bitterer Belustigung. Romeo und sich ergeben? Er wusste es besser.
Agent Ramirez, die einzige andere Person in dem Raum, schaute auf, wohl neugierig geworden durch Julians Laut.
„Ist irgendwas komisch?“ fragte er leise. Es bestand keine Notwendigkeit die Stimmen zu senken da der Überwachungsraum schallisoliert war, aber die Dunkelheit und Art ihres Einsatzes hatte diesen Effekt, sogar auf einen erfahrenen Agenten wie Ramirez.
„Ich habe nur gerade gedacht was eine unglaubliche Verschwendung an Kapazitäten das hier ist falls Ro—unserer Verdächtiger sich heute Nacht nicht zeigen sollte.“
Ramirez sah ihn auf eine Art an die Julian einen ganz und gar nicht angenehmen Schauer über den Rücken jagte. Es schien als versuche Ramirez ihn einzuschätzen und suche nach einer Antwort, von der er wusste dass Julian sie nicht freiwillig geben würde.
„Oh, ich bin mir sicher dass er auftaucht. Oder haben Sie Grund dazu was anderes anzunehmen?“ Er stellte die Frage so nebenbei und in einem so lockeren Tonfall dass Julian ihre volle Bedeutung zunächst fast nicht erkannte.
In ebenso lockerem Tonfall antwortete er „Wenn ich Grund hätte etwas anderes anzunehmen, hätte ich Sie und den Chief das wissen lassen, Agent Ramirez. Schließlich hatte ich ausreichend Gelegenheit, meinen Zweifeln Ausdruck zu verleihen.“
Tatsächlich hatte er eine Unterhaltung mit Chief Baxter geführt—natürlich auf ihr Bestehen hin—während der sie ihn sehr nachdrücklich gefragt hatte was seiner Meinung nach wohl in dieser Nacht passieren würde und ob er es für wahrscheinlich hielt dass Romeo auftauchen würde. Ob er überhaupt glaubte dass er derjenige sei hinter dem sie her waren, da er sich ja anscheinend auf die Wiederbeschaffung von gestohlenen Kunstgegenständen spezialisiert hatte, von denen es keine im FBI-Archiv gab. Julian hatte eine gewisse Belustigung empfunden bei dem Gedanken dass Baxter tatsächlich eine Handvoll bedauernswerter Mitarbeiter dazu abkommandiert hatte, die Inventarliste durchzusehen um festzustellen ob etwas Derartiges dort aufbewahrt wurde. Die Suche war jedoch ergebnislos geblieben.
Eine Bewegung auf einem der Bildschirme brachte Julian in die Gegenwart zurück. Er hatte sie kaum bemerkt und hätte sie wahrscheinlich ganz übersehen wenn er in dem Moment auch nur geblinzelt hätte. Das hatte er aber nicht, also schaute er genauer hin und konzentrierte sich auf den Monitor der mit einer Kamera verbunden war die ihr starres Auge in einen Gang auf der Rückseite des Gebäudes richtete. Nichts. Nur der gleiche leere Flur den er dort schon seit fünf Stunden sah. Er starrte weiter darauf und hoffte dass sich das Bild nicht ändern würde. Seine Hoffnung war vergebens. Es war zwar kaum mehr als ein Flackern in den Schatten die das schwache Nachtlicht in den schmalen Durchgang warf, aber irgendetwas bewegte sich da unten. Oder besser gesagt, irgend jemand .
Julian konnte gerade so die verschwommenen Umrisse einer menschlichen Gestalt erkennen die sich vorsichtig, aber dennoch auffallend gewandt bewegte. Elegant und geschmeidig, fast wie ein Balletttänzer. Julian kannte nur eine Person die sich so bewegte. Er warf einen kurzen Blick auf Ramirez, der gerade an seinem Kopfhörer herumfummelte, den Rücken Julian zugewandt. Und den Monitoren.
Es wäre so einfach. Selbst wenn Romeo zu einem späteren Zeitpunkt entdeckt werden würde, dann wäre es genau das—später. Vielleicht würde es ihm den Vorteil geben den er zur Flucht
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