Weihnachten mit einem Dieb (Romeo & Julian) (German Edition)
benötigte. Zum Überleben. Julian schloss die Augen. Dann öffnete er sie wieder. „Er ist hier.“ Seine Stimme klang sogar in seinen eigenen Ohren leblos.
Ramirez fuhr herum und betrachtete die Bildschirme suchend. „Wo?“
Julian deutete mit dem Kopf auf dem Monitor. „Der ehemalige Gang für Wartungsarbeiten.“
Ramirez beoba chtete den Flur einen Augenblick lang schweigend und sog dann die Luft ein. „Der Kerl hat echt Mumm, das muss man ihm lassen.“
Julian stimmte ihm voll und ganz zu. Als sie die möglichen Szenarien durchgespielt hatten, hatten sie den alten Wartungsgang als Weg hinein verworfen, da er, vom Haupteingang abgesehen, der offensichtlichste Zugang war. Es war ihnen mehr als unwahrscheinlich erschienen dass Romeo auch nur in Erwägung ziehen würde sich so Einlass zu verschaffen. Und dennoch, genau da war er jetzt und näherte sich seinem Ziel mit der lautlosen, natürlichen Anmut einer Katze. Einer Katze, die dabei war in eine vielleicht tödliche Falle zu tappen.
Julian drückte den Knopf der das winzige Mikrofon an seinem Hemdkragen aktivierte. „Zielperson in Sicht. Er ist im ehemaligen Wartungsgang, fast an der Tür. Vorgehensweise wie geplant.“
Sie hatten diese Möglichkeit zwar verworfen, aber gründlich wie das FBI nun mal war, hatten Sie dennoch einen Plan dafür ausgearbeitet. Sie würden die Zeit nutzen die Romeo benötigte um die massive Stahltür die den Gang vom Hauptlagerbereich trennte zu öffnen, um sich ihm von beiden Seiten zu nähern. Er konnte nirgends hin wenn er es nicht durch die Tür schaffte bevor die Agenten sie von innen erreichten. Er hatte auch keine Möglichkeit zum Rückzug mehr, da ihm drei Teams auf den Fersen waren die jeden Moment in dem Wartungsgang auftauchen würden.
Da er wusste was als Nächstes passieren würde, wandte Julian den Blick ab. Entweder Handschellen und eine sehr, sehr lange Zeit im Gefängnis oder…
„Alles in Ordnung?“ Ramirez klang ehrlich besorgt.
„Ja. Klar. Scheint so als hätten wir ihn endlich. Da kommt er nicht mehr raus.“
„Stimmt. Dann gehen wir mal zu den anderen und feiern ein bisschen mit.“
„Sollten wir nicht hier bleiben? Die Stellung halten?“
Ramirez lachte kurz und bellend auf. „Wozu? Die schnappen ihn sich jetzt und offen gesagt kann ich es kaum erwarten mir den Kerl anzusehen der uns so lange zum Narren gehalten hat und dann in die Falle tappt wie ein dummes Kleinkind. Ganz ehrlich, ich— verdammt , was…?“
Wie angewurzelt stand Ramirez da und starrte auf die Reihen von Bildschirmen während ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg. Die Kameras auf beiden Seiten der Tür zeigten ihnen die Einsatzteams, aber die schlanke, schwarzgekleidete Gestalt die sie noch vor Sekunden dort stehen gesehen hatten war verschwunden. „Wo zum Teufel ist er hin?“
„Ich habe nicht die geringste Ahnung“, sagte Julian wahrheitsgemäß und hoffte dass man ihm seine Erleichterung nicht allzu sehr anmerkte.
Sie blieben in dem Überwachungsraum und versuchten den Überblick zu behalten während draußen Chaos ausbrach. Die Agenten auf beiden Seiten hatten sich von der Überraschung erholt, nur einander zu finden nachdem endlich jemand die Tür aufbekommen hatte. Jetzt waren sie verständlicherweise hektisch auf der Suche nach dem Eindringling. Man verlor nicht einfach eine Zielperson die man eingeschlossen hatte und der man sich bereits bis auf Armeslänge genähert hatte.
Wie sich herausstellte, hatten sie ihn nicht verloren, sondern nur nicht mehr sehen können. Der Einbrecher war durch den Lüftungsschacht entwischt. Das Manöver war so klischeehaft dass niemand es ernsthaft in Erwägung gezogen hatte, insbesondere weil niemand es für möglich gehalten hatte, dass er diesen Lüftungsschacht überhaupt erreichte. In einer Höhe von fast zweieinhalb Metern schien er unerreichbar für jemanden der nicht zufällig gerade eine Leiter bei sich trug. Und dennoch hatte Romeo es irgendwie geschafft und sich durch die allgemeine Verwirrung die er damit ausgelöst hatte genug Zeit verschafft um ins Innere des Archivs vorzudringen und dort einige Minuten zu verbringen bevor jemand auf die Idee kam ein Team dorthin zurück zu schicken das die Lage überprüfte.
Es war keiner der besten Einsätze die das FBI je hatte, und es würde sicherlich irgendeine Art von Nachspiel geben, aber das direkte Ergebnis war noch mehr Chaos und Verwirrrung als zwei Teams den Eindringling verfolgten während die anderen verzweifelt
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