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Weihnachtsengel gibt es doch

Weihnachtsengel gibt es doch

Titel: Weihnachtsengel gibt es doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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Sie bieten an, eine Rolle zu kaufen, noch dazu in einem Weihnachtsspiel. Das ist so … unethisch.“
    „Unethischer, als die Türen der Bücherei für immer zu schließen? Es handelt sich doch um eine simple Gleichung. Mein Enkel möchte für die Hauptrolle ausgewählt werden. Sie möchten die Bücherei retten.“
    Der Vorschlag fühlte sich für sie seltsam und unangenehm an – und er war viel zu verführerisch. „Das macht es noch lange nicht legitim.“
    „Aber es wäre legitim, die Bücherei zu schließen?“
    „Nein, legitim wäre es, wenn Sie die Nöte der Gemeinde über die Nöte Ihres Enkels stellen würden.“
    „Schlussendlich läuft es alles auf die Loyalität gegenüber der Familie hinaus.“
    Ein einfacher Handel. Und total bizarr, oder nicht? Rollen in Ballettaufführungen und Opern gingen alle naslang andie Kinder von großzügigen Spendern. Sie würde alles tun, um die Bücherei vor der Schließung zu retten. Alles. Und doch … „Mr Byrne, wenn Ihr Enkel wie jeder andere vorspricht, bin ich mir sicher, dass er eine Rolle bekommen wird …“
    „Die Hauptrolle.“
    „Woher wissen Sie, dass Cecil die überhaupt haben will? Haben Sie ihn gefragt?“
    „Ich denke, ich kenne meinen Enkel.“
    „Dann sollten Sie wissen, dass Sie ihm hiermit keine sehr gesunde Lehre erteilen.“
    „Er weiß nichts davon. Und das wird auch so bleiben, außer Sie erzählen es ihm.“

8. KAPITEL
    M au reen park te ih ren Wa gen auf dem als „re serviert“ markierten Parkplatz vor der Kirche. Obwohl sie als Leiterin des Krippenspiels jedes Recht hatte, dort zu parken, fühlte sie sich, als würde sie mit etwas Verbotenem davonkommen. Ein ganz neues Gefühl für Maureen, einer Frau, die niemals mit irgendwas davongekommen war.
    Vielleicht war das ein Zeichen, dass die Dinge sich zu ändern begannen. Sie setzte sich einen Moment und dachte über das Gefühl der Macht nach. Mr Byrne hatte ihr eine Chance gegeben. Ja, genau das hatte er getan. Meinte er es wirklich so, wie er es gesagt hatte? Oder spielte er nur mit ihr, um seinem Enkel die Hauptrolle zu verschaffen? Die ganze Sache war einfach zu bizarr. Und doch … die Möglichkeit baumelte vor ihr wie die Karotte vor der Nase eines Esels. Wenn sie sich seiner Bitte beugte, könnte die Bücherei vielleicht doch noch gerettet werden. Eine weitere Chance bot die Leitung des Krippenspiels. Sie hatte die Gelegenheit, aus dem Nichts heraus etwas zu erschaffen, hatte die Macht, Träume wahr werden zu lassen. Sie hatte vor, das so gut zu tun, wie es ihr nur irgend möglich war.
    Für einige Menschen war das nur ein einfaches Krippenspiel. Ein Abend voller Drama, Musik und Unterhaltung. Für Maureen war es jedoch sehr viel mehr. Eine Feier all dessen, was in der Welt freundlich und gut und heilig war. Eine Chance, die Menschen daran zu erinnern, aus sich herauszutreten und sich in das süße Geheimnis eines tiefen, beständigen Glaubens fallen zu lassen.
    Maureen wühlte in ihrer Tasche und prüfte schnell, ob sie alles dabeihatte, was sie für das gleich beginnende Vorsprechen benötigte: Drehbuch – ja. Klemmbrett – ja. Songliste – ja. Extrastifte und ein paar Blöcke – ja. Alles war da. Natürlichhatte sie alles dabei, was sie brauchte. Ihre Beteiligung am Weihnachtsspiel dauerte schon ihr ganzes Leben lang. Mit gerade mal sechs Monaten hatte Maureen das Jesusbaby gespielt, eingewickelt in einen fransenbesetzten Schal, der von ihrer Großtante gewebt worden war. Jahr um Jahr hatte sie eine Rolle in dem Stück gehabt. Das Krippenspiel war es auch gewesen, was sie überhaupt erst mit dem Schauspielvirus angesteckt hatte. Und dieser Virus hatte sie bis zum Ende des ersten Jahres auf dem College nicht mehr losgelassen. Das Jahr, in dem ihre Welt implodiert war.
    Sie hatte die Hand schon am Türgriff, um auszusteigen, da hielt sie noch einmal inne und überlegte, ob sie den Wagen nicht doch woanders hinstellen sollte. Der Wetterbericht hatte zwar einen klaren Tag vorausgesagt, aber es war immer gut, auf alles vorbereitet zu sein. Der Abend, an dem sie die große Krippe vor der Kirche aufgebaut hatten, war das beste Beispiel dafür. Kein Wort über Schnee im Wetterbericht, und doch war sie in einem Schneesturm nach Hause gefahren. Sie startete den Motor. Es war schlimm genug, dass der Wettermoderator falschgelegen hatte. Viel schlimmer war allerdings, dass Eddie Haven es richtig vorhergesagt hatte.
    Nachdem sie das Auto andersherum hingestellt hatte, knöpfte sie

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