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Weihnachtsengel gibt es doch

Weihnachtsengel gibt es doch

Titel: Weihnachtsengel gibt es doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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ihren Mantel zu, schlang sich den selbst gestrickten Schal um den Hals und zog Mütze und Handschuhe an.
    Für einen kurzen Moment neigte sie den Kopf, dankbar für diesen Tag, für diese wundervolle Gelegenheit, eine Schlüsselrolle bei den Weihnachtsfeierlichkeiten zu spielen. Das ließ alle anderen Probleme – und ja, die hatte sie – zumindest für eine Weile kleiner und unbedeutender werden. Sie nahm die Welt um sich herum mit erhöhter Aufmerksamkeit wahr. Über dem Abend lag eine Ruhe, als hätte die Natur den Atem angehalten, eine Stille, die die Seele durchdrang. Die Luft roch nach der knackigen Süße der kalten Jahreszeit. Alles schien zu warten und doch zu ahnen, dass irgendetwasNeues beginnen würde.
    Danke für diesen Tag, dachte sie. Sie hatte so lange auf ihn gewartet.
    Eddie Havens weißer Van schlingerte auf den Parkplatz. Black Sabbath kreischte und dröhnte aus den Lautsprechern.
    Er sprang heraus und stopfte sich ein dickes Schlüsselbund in die Hosentasche. Er trug nur ein dunkles T-Shirt und Röhrenjeans. Seine Jacke war offen, er hatte weder Mütze noch Handschuhe. Dazu trug er schwarze Motorradstiefel mit einer Kette um die Ferse. „Hey, Maureen.“
    „Hallo, Eddie. Sind Sie bereit?“
    „Klar.“ Wie sie bemerkte, hatte er nichts mitgebracht. Gar nichts. Vermutlich reiste er mit nichts anderem als seiner Gitarre und einer Kühlbox voller Bier.
    „Vielleicht wollen Sie den Wagen andersherum stellen“, sagte sie. „Für den Fall, dass es schneit.“
    „Der Wetterbericht hat gesagt, dass es vor dem Wochenende keinen Schnee mehr geben wird“, sagte er mit voller Überzeugung.
    „Das letzte Mal, als wir über das Wetter diskutiert haben, haben Sie dem Wetterbericht widersprochen“, rief sie ihm in Erinnerung.
    „Das letzte Mal, als wir über das Wetter diskutiert haben“, erwiderte er, „habe ich gewonnen.“
    Maureen ließ das Thema fallen. Sie beide schienen über alles zu streiten, und das war albern. „Müssen Sie Ihr Auto nicht abschließen?“, fragte sie.
    „Diese Stadt ist nicht gerade für ihre ausufernde Kriminalität bekannt“, gab er zurück. „Und kein Dieb mit einem Rest Selbstachtung würde sich in die Nähe meines Wagens wagen. Die Anlage ist mindestens fünfzehn Jahre alt und spielt nur Kassetten ab.“
    Das aber dafür sehr laut, dachte sie.
    Er ging mit großen Schritten auf die Kirche zu. „Jesus Christus, ist das kalt. Ich friere mir ja die Nüsse ab“, sagte er.
    Sie zuckte unter seiner Sprache zusammen. „Sie könnten ja ihre Jacke zumachen. Und eine Mütze tragen. Und vielleicht einen Schal.“
    „Ja, gute Idee. Danke, Mom .“
    Maureen wusste, dass er sie ärgern wollte.
    Was ihm mühelos gelang.
    „Können Sie mir mit ein paar Sachen helfen?“, fragte sie. Wenn sie ihn von Anfang an mit Arbeit bedachte, wäre er vielleicht zu beschäftigt, um sie weiter aufzuziehen. Sie ging um ihr Auto herum und öffnete den Kofferraum, in dem mehrere Kartons standen.
    Eddie dreht sich um und kam zu ihr. „Verdammt, Sie haben hier ja ausreichend Zeug drin, um ein Broadwaystück auf die Beine zu stellen“, sagte er.
    „Ich bin gerne vorbereitet.“ Sie schaute kurz auf seine nackten Arme. „Ich habe den Hausmeister gebeten, die Heizung anzulassen“, sagte sie. „Lassen Sie uns schnell alles hineinbringen, damit wir anfangen können.“
    „Ich kann es kaum erwarten.“
    Sie fühlte sich angegriffen, auch wenn der Kommentar gar nicht ihr gegolten hatte. Mit einem Mal überkamen sie Zweifel. Sie sollte mit diesem Mann ein Krippenspiel auf die Beine stellen? Entschlossen, das Beste aus der Situation zu machen, eilte sie auf die Kirche zu. Gemeinsam gingen sie unter dem Eingangsportal durch – das wieder aufgebaut werden musste, nachdem er mit seinem Auto hineingekracht war. Sie fragte sich, ob er wohl jedes Mal, wenn er hierherkam, an diesen Abend dach te.
    Sie schloss den Seiteneingang zum Altarraum auf, und er hielt die Tür mit einer galanten Verbeugung. „Nach Ihnen.“
    Zu ihm aufzuschauen war ein Fehler. Auch wenn sie entschlossen gewesen war, sich nicht von seinen Blickenbeeinträchtigen zu lassen, war sie überrascht von dem überwältigenden Blau seiner Augen und dem leichten Lächeln, das seine Mundwinkel umspielte. Guter Gott. Eine Sekunde lang sah sie das Gesicht vor sich, das die Herzen aller Amerikaner vor so vielen Jahren berührt hatte. Er hatte sich seitdem verändert, hatte sein perfektes Teenie-Idol-Aussehen verloren und stattdessen wahren

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