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Weihnachtsengel gibt es doch

Weihnachtsengel gibt es doch

Titel: Weihnachtsengel gibt es doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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Charakter dazugewonnen. Beinahe von seinem Haaransatz verborgen, verlief eine feine, dünne Narbe auf seiner Stirn. Eine Erinnerung an den Abend, an dem ihre Leben kollidiert waren, einen Abend, an den er ganz andere Erinnerungen hatte als sie.
    Nervös wandte sie die Augen ab und betrat die Kirche. Um diese Tageszeit war sie vollkommen verlassen. Der große, luftige Raum war perfekt symmetrisch angelegt. Der lange Gang lag glänzend in der Mitte, die Kirchenbänke fächerten sich zu beiden Seiten auf.
    In diesem Augenblick vergaß Maureen ihre Verwirrung wegen Eddie Haven, vergaß ihre Sorgen und die stumme Unzufriedenheit, mit der sie ihr Leben normalerweise lebte. Sie vergaß alles. Hier würde es passieren – die Stimmen würden sich in Liedern erheben, die Herzen sich vor Freude weiten.
    „Da sind wir also.“ Eddie fing an, den Mittelgang hinunterzugehen. Seine Stiefel dröhnten dumpf auf dem polierten Boden. „Um wie viel Uhr fängt das Vorsprechen an?“
    „In ungefähr dreißig Minuten. Das steht auch auf dem Zeitplan, den ich Ihnen gegeben habe.“
    „Ich hatte keine Gelegenheit, einen Blick daraufzuwerfen. Sie sind ganz schön organisiert.“
    Natürlich war sie das. Man konnte nicht eine solche Produktion wie diese hier annehmen, ohne organisiert zu sein. Ihr Ziel war es, ein Krippenspiel auf die Beine zu stellen, das alles Schöne und Fröhliche der Jahreszeit in sich vereinte.
    Sie stellte ihre Sachen ab und knöpfte den Mantel auf. Er war nicht der Erste, der ihre Fähigkeiten anzweifelte, in dieFußstapfen von Mrs B zu treten. Mitglieder der Kirche und der Handelskammer hatten ebenfalls die Augenbrauen gehoben. Maureen verstand die Bewunderung für Mrs Bickhams Produktionen nicht. Ja, sicher, sie hatte die letzten drei Jahrzehnte einen guten Job gemacht. Einen völlig angemessenen Job. Sie war eine neue Art von Krippenspielleiterin gewesen, die jedes Jahr die neuesten Trends eingebaut hatte. Sie hatte sich dem Glauben verschrieben, dass die Menschen sich besser mit einer Show identifizieren könnten, die Elemente enthielt, die in ihrem Alltag eine Rolle spielten und wichtig waren. Über die Jahre waren prominente Ikonen der Popkultur wie die Glücksbärchis und Barney eingebaut worden. Je nach Jahr konnte es passieren, dass Shrek einer der drei Weisen war und Pinguine durch den Stall marschierten. Die Verkündung der Engel war in verschiedenen Varianten dargestellt worden, von Countrymusic bis Hip-Hop, und „Friede den Menschen“ konnte durchaus mal von den Figuren aus Harry Potter gesungen werden. Unter Mrs Bs Leitung war das Krippenspiel mit allen möglichen und unmöglichen Themen umgesetzt worden: Camelot, der Wilde Westen, das Hippiethema aus Hair , Disco. Maureens Vater machte immer Witze, dass nur noch „Weihnachten in der Hölle“ fehlte.
    Maureen hatte ihre eigenen Vorstellungen. Sie glaubte fest an Traditionen und Zeremonien. Die wunderbarste Geschichte, die jemals erzählt worden war, zum Leben zu erwecken war für sie eine heilige Pflicht, und sie wollte es nicht vermasseln oder die Botschaft verwässern, in dem sie zwanghaft versuchte, trendy zu sein. Dieses Jahr würde sie beweisen, dass Tradition und nicht das Aufspringen auf jeden Trend der mächtigste Weg war, um die Weihnachtsbotschaft zu verkünden. Sie wollte die alten Zeiten auferstehen lassen, sie aber gleichzeitig frisch und bedeutungsvoll mit neuem Leben erfüllen. Würden sie und Eddie Haven damit wohl Erfolg ha ben?
    Er musste an ihre Vision glauben.
    Sie machte sich daran, den Mantel auszuziehen, als sie die sanfte Berührung von einem Paar Händen auf ihren Schultern spür te.
    „Kommen Sie, ich helfe Ihnen“, sagte Eddie und nahm ihr den Mantel ab.
    Maureen konnte nur mit Mühe ein Stöhnen unterdrücken. Sie schlüpfte aus dem Mantel und murmelte nur ein leises „Danke.“ In der Kirche schien es mit einem Mal unglaublich heiß zu sein.
    Das Fernsehteam, das die Dokumentation drehte, tauchte auf. Ein Kameramann namens Chet und sein Assistent Garth, dazu die Produzentin, die sich als Josie vorstellte. „Versuchen Sie zu vergessen, dass wir überhaupt hier sind“, sagte sie. „Neunzig Prozent dessen, was wir aufnehmen, wird es nicht in die Doku schaffen. Je mehr wir aufnehmen, desto mehr haben wir, um etwas daraus zu machen.“
    „Kein Problem. In wenigen Minuten werden wir sowieso zu beschäftigt sein, um noch irgendetwas um uns herum mitzubekommen“, sagte Maureen und zeigte auf die langsam eintrudelnden

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