Weihnachtsengel gibt es doch
kontaktbelinsten Augen und fand endlich ihre Stimme wieder. „Wow.“
Als er die Sachen auf der Bühne in der Hilltop Tavern aufbaute, dachte Eddie, dass er Maureen besser angerufen hätte, anstatt unangekündigt bei ihr aufzukreuzen. Sie hatte peinlich berührt gewirkt, auch wenn sie versucht hatte, es nicht zu zei gen.
Was sie vermutlich nicht ahnte, war, dass er sie ungewollt unglaublich sexy gefunden hatte, so ganz allein in ihrem gemütlich beleuchteten Apartment, frisch aus der Badewanne und so köstlich duftend.
„Wieso schaust du so glücklich?“, fragte Ray und drückte ein paar Knöpfe an seinem Keyboard. „Bist du flachgelegt worden oder so?“
„Nein. Kann ein Mann nicht einfach so glücklich aussehen?“
„Nicht so, nicht ohne Sex gehabt zu haben. Wer ist das Mädel? Komm, spuck’s aus.“
Ray war einer der wenigen Leute, die wussten, dass Eddies Sozialdienst schon seit langer Zeit abgeleistet war. Er verstand vermutlich nicht, wieso Eddie weiterhin jedes Jahr freiwillig bei den Vorbereitungen fürs Krippenspiel half, aber er sagte nie etwas dazu. Das war manchmal das Wichtigste an einer Freundschaft. Dass man einfach mal den Mund hielt.
Daher war diese offensive Fragerei äußerst untypisch für Ray. „Komm schon, wer ist es?“, hakte er nach.
Eddie schüttelte den Kopf. „Du würdest es mir sowieso nicht glau ben.“
„Versuch’s doch mal.“
„Ich wette, es ist diese Bibliothekarin, Maureen Davenport“, schaltete Bo Crutcher sich ein, der gerade seinen Bass einstöpselte.
Ray spielte einen kleinen, dramatischen Akkord auf dem Keyboard. „Auf gar keinen Fall treibst du es mit Miss Ich-trage-die-Haare-im-Dutt-und-bin-Bibliothekarin.“
„So ist das nicht.“ Eddie konnte nicht erklären, wie es war, weil er so eine Anziehung noch nie zuvor erlebt hatte. „Ich meine, ich hoffe, dass es irgendwann dazu führt.“
„Natürlich hoffst du das. Jeder will, dass eine Beziehung da hinführt. Erzähl mir was, was ich noch nicht weiß.“
„Du verstehst …“ Eddie hielt inne, als eine Frau die Bar betrat. Sie blieb am Eingang stehen, und einen Moment lang zeichnete das Licht ihre Silhouette in allen Einzelheiten nach. Sie sah umwerfend aus, mit engen Jeans und einem Pullover, der ihre Kurven betonte. Sie trug hochhackige Stiefel, und ihr Haar fiel ihr offen und wellig über die Schultern. Die Männer am Billardtisch vergaßen ihr Spiel, und einige von denen, die an der Bar standen, musterten sie mit eindeutigen Blicken. Eine Mischung aus Überraschung und Erkennen brachte Eddies Gehirn zum Stillstand.
Ray spielte ein paar Töne von „Good Golly Miss Molly“.
Eddie nahm sein Wasserglas und trank schnell einen Schluck, dann ging er los, um sie zu begrüßen. „Maureen.“
Sie wackelte ein wenig, als sie ihm auf den hohen Absätzen entgegenkam, und er schlang einen Arm um sie, um ihr Halt zu geben.
„Tut mir leid.“ Ein wenig verlegen löste sie sich aus seiner Umarmung. „Mit Kontaktlinsen und diesen Hacken riskiere ich, mich auf die Nase zu legen, aber was soll’s. Ein Mädchen kann ruhig auch mal gefährlich leben, richtig?“
Eddie konnte nicht aufhören, sie anzustarren. Der Kontrast zwischen der in einen Bademantel gekleideten Frau in ihrer Wohnung und diesem Traum, der nun vor ihm stand, ließ ihn überlegen, was wohl in ihrem Kopf vor sich ging. Das war die Sache mit Maureen. Sie war unglaublich vielschichtig, und immer, wenn er dachte, er hätte sie durchschaut, zeigte sie ihm eine neue Seite von sich.
„In den flauschigen Puschen hast du mir auch gefallen“, sagte er.
„Nur damit du es weißt, die ziehe ich auch sofort wieder an, sobald ich zu Hause bin.“
Ah, die alte Maureen war noch da. „Ich freue mich wirklich sehr, dass du gekommen bist.“
„Ich bin hier, um dir beim Spielen zuzuhören“, sagte sie. „Das wolltest du doch, oder?“
Er grinste. „Das ist zumindest ein Anfang. Komm, ich stell dich den anderen vor.“ Auf dem Weg zu dem Ecktisch konnte er den Blick nicht von ihr wenden. Sie sollte wirklich öfter enge Jeans tragen.
Sie begrüßten Kim Crutcher und Noahs Frau Sophie, die einen ihrer wenigen freien Abende genoss, weil ihre älteren Kinder auf die jüngeren aufpassten. Kim und Sophie nahmen Maureen sofort in ihrer Mitte auf und bezogen sie direkt in ihr Gespräch mit ein. Es war interessant zu sehen, wie sich Maureens Persönlichkeit mit den neuen Klamottenveränderte. Die schüchterne Bibliothekarin trat beiseite und machte
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