Weihnachtsengel gibt es doch
steckte sie den Schlüssel ins Schloss und ging voran in ihre Wohnung. Die Katzen strichen zur Begrüßung um ihre Beine. Alles war genau so, wie sie es bei ihrem eiligen Aufbruch verlassen hatte. Da lag ihr Buch offen auf dem Küchentisch. Das Geschirr in der Spüle. Das Fertiggericht im Mülleimer. Als sie gegangen war, hatte sie nicht geahnt, dass ihre Wohnung schon bald Ort einer Verführungsszene sein würde.
„Deine Wohnung gefällt mir.“ Eddie zog seinen Parka aus und hängte ihn über eine Stuhllehne. Dann half er ihr aus dem Mantel. „Du gefällst mir. Ich glaube, ich fange an, dich zu lie ben.“
Ihr Atem stockte. Sie zwang sich, langsam und gleichmäßig wieder auszuatmen. Irgendwie fand sie ihre Stimme wieder. „Wirk lich?“
„Ja“, sagte er. Er zog sie in seine Arme und neigte den Kopf, um sie zu küssen. „Wirklich.“
Sie versuchte sich einzureden, dass es dumm war, ihm zu glauben, und doch tat sie es. Er nahm ihre Hand, und wie ein Einfaltspinsel ließ Maureen sich von ihm zu ihrem Schlafzimmer führen. Die Leselampe brannte. Eddie runzelte die Stirn. „Das ist zu hell“, murmelte er.
„Ich lese mich jeden Abend in den Schlaf“, erklärte sie.
„Heu te nicht.“
Sein Tonfall erfüllte sie mit einer sehnsüchtigen Hitze. „Eddie …“
„Warte“, sagte er. „Beweg dich nicht.“ Er ging und kehrte mit einer Lichterkette aus dem Wohnzimmer zurück. Er drapierte sie über dem Kopfteil des Bettes und steckte den Stecker ein. Der Raum wurde in einen warmen, vielfarbigen Schimmer getaucht. „Besser“, sagte er und schlüpfte aus seinen Jeans, als wäre es das Natürlichste auf der Welt.
Maureen starrte ihn an. „Sind das … Weihnachtsmann -Shorts?“ Sie fing an zu kichern, bis seine Küsse aus Humor Leidenschaft machten; eine Leidenschaft, die ihre letzten Befürchtungen verbrannte und sie in seinen Armen dahinschmelzen ließ. Er zog sie ganz langsam und auf eine so erotische Weise aus, dass ihre Gehirnzellen eine nach der anderen ihre Arbeit einstellten und sie nur noch aus Gefühlen bestand. Vorsichtig legte er sie auf das Bett. Die Lichterkette badete sie in einen regenbogenfarbenen Schimmer. Mit köstlicher, bereitwilliger Hingabe streckte sie die Arme nach Eddie aus. Er war alles, was sie sich in ihren geheimsten Träumen je vorgestellt hatte – vorsichtig und langsam, rücksichtsvoll und entspannt, als wenn sie zu lieben das wichtigste Ziel in seinem Leben wäre.
Oh, er zeigte ihr Sachen – die Macht eines perfekt platzierten Kusses, den unwiderstehlich warmen Druck seiner Hände auf ihrer Haut, die berauschende Verführung eines ins Ohr geflüsterten Wortes. Die explosive Freude aufgestauter Leidenschaft, die sich endlich übersprudelnd entlädt. Er bat sie um nichts, und doch gab sie ihm alles. Sie schenkte ihm ihre ganze Leidenschaft, die sich an einem geheimen Ort in ihrem Inneren verborgen hatte, den vor Eddie noch niemand versucht hatte zu finden. Und sie war gut. Das wusste sie, weil er es ihr wieder und wieder sagte, währenddie Augenblicke an ihnen vorbeischwebten, zu einer Stunde wurden … zwei Stunden … noch länger …
„Ein Tattoo“, sagte er mit einem unterdrückten Lachen und fuhr mit den Fingern über ihren unteren Rücken. „Die Bibliothekarin hat eine Tätowierung. Gott, Maureen, das ist … Gott. “
„Nun, wenn ich gewusst hätte, dass man es Flittchenstempel nennt, hätte ich es nicht machen lassen“, sagte sie. Sie konnte nicht glauben, was sie gerade getan hatten, konnte nicht fassen, dass sie die Hilltop Tavern verlassen und ihn mit zu sich nach Hause genommen hatte. Konnte nicht glauben, dass sie sich gerade geliebt hatten, bis ihr beinahe die Tränen gekommen wären.
Halt, sie konnte es doch glauben, denn sie waren dabei, es noch einmal zu tun.
Am nächsten Morgen mussten sie beide bei Anbruch der Dämmerung aufstehen. Eddie, um in den Sender zu gehen, und Maureen, um den frühen Zug zu erreichen. Maureen verspürte die typische Unbeholfenheit am Morgen danach. Sie versuchte so zu tun, als wäre es ganz normal für sie, neben einem warmen, attraktiven Mann aufzuwachen. Eddie hingegen schien sich wirklich wohlzufühlen. Er streckte sich ausgiebig und stöhnte enttäuscht auf, als sie aus dem Bett und in ihren Bademantel schlüpfte.
„Ich muss los“, sagte sie. „Heute ist unser jährliches Weihnachtstreffen.“ Sie überlegte kurz, die Lichterkette am Bett auszumachen, entschied sich aber dann, sie brennen zu lassen. Warum
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