Weihnachtsengel gibt es doch
vor Olivias Haustür. Verzweiflung hatte sie hierhergeführt. Olivia war die modischste Person, die Maureen kannte. Sie hasste es, das Paar am Freitagabend zu stören, aber das hier war ein Notfall. Durch das Fenster sah sie Olivia und Connor sich gegenüber am Wohnzimmertisch sitzen, in eine Partie Scrabble vertieft. Connor sagte etwas, das Olivia zum Lachen brachte, und ihre Augen schienen vor Wärme überzusprudeln.
Maureen zögerte, als sie einen Stich verspürte, wie oft, wenn sie glückliche Paare zusammen sah. Es war kein hässliches Gefühl wie Neid. Nur … eine kurze Leere.
Reiß dich zusammen, dachte sie. Heute Abend geht es darum, mal nicht allein zu sein. Sie klopfte an die Tür. Connor öffnete. Sie begrüßte ihn mit einem verlegenen Lächeln, dann wandte sie sich verzweifelt an Olivia. „Tut mir leid, dass ich so reinplatze“, sagte sie. „Aber ich brauch deine Hilfe.“
„Klar, kein Problem.“ Olivia war ganz entspannt. Connor reichte ihr eine Hand und half ihr auf die Beine.
„Ich brauche ein tolles Outfit“, sagte Maureen.
„Warte, darin bin ich gut“, sagte Connor.
Olivia gab ihm einen Klaps auf den Arm. „Klugscheißer.“
Er trat einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände. „Okay, okay, ich bin ja schon weg.“
„Tut mir leid, Connor“, sagte Maureen. „Ehrlich, wenn ich es alleine hinbekäme, hätte ich euch nicht gestört.“
„Das macht doch nichts, Maureen.“ Er beugte sich gut gelaunt vor und gab Olivia einen Kuss auf die Wange. „Ich werde mich mit einem Bier zurückziehen und das Eishockeyspiel im Fernsehen anschauen.“
„Danke“, sagte Olivia, und er verzog sich in sein Fernsehzimmer. Maureen warf einen Blick auf das Scrabble-Brett. Die meisten Wörter darauf waren sexueller Natur oder eindeutig zweideutig.
Olivia lachte, als sie den Blick ihrer Freundin bemerkte. „Honey, ich bin im achten Monat schwanger. Das ist alles an Sex, was uns dieser Tage bleibt. Und wo wir gerade von Sex sprechen, stelle ich mal die Vermutung auf, dass du ein tolles Outfit brauchst, um einen tollen Mann zu beeindrucken.“
Maureen nickte. „Dafür, und um was wiedergutzumachen.“ Da Olivia ihre Freundin war, erzählte sie ihr von Eddie Haven und dem Pyjama, den Katzen, dem Mikrowellengericht. Ihren flauschigen Pantoffeln. „Und trotzdem fühle ich mich so oberflächlich, wenn ich nun versuche, mich aufzuhübschen, um einen Mann zu beeindrucken.“
„Das ist nicht oberflächlich. Es bedeutet nur, dass du eine gesunde Selbstachtung hast.“ Olivia nahm sie am Arm und zog ihre Freundin mit sich ins Schlafzimmer. „Das wird lustig.“ Sie schaltete die Deckenbeleuchtung ihres begehbaren Kleiderschranks an. „Die meisten meiner Klamotten habe ich seit Beginn der Schwangerschaft selber nicht mehr gesehen.“
Bevor Olivia nach Avalon gezogen war, hatte sie eine erfolgreiche Firma in New York geführt, die Immobilien für einen Verkauf vorbereitet. Ihr einzigartiger Stil zeigte sich auch in ihrer Garderobe, und innerhalb kürzester Zeit hatte sie ein Outfit zusammengestellt, das aus einer eng sitzenden Designer-Jeans, einem genauso gut sitzenden Kaschmirpullover und Stiefeln mit hohen Absätzen bestand.
Maureen fühlte sich in diesen Sachen sehr freizügig, aber irgendwie auch gut. Lediglich die Stiefel betrachtete sie mit Horror. „Die kann ich nicht tragen. Damit bringe ich mich um.“
„Unsinn. Nur für diesen einen Abend. Zieh sie schon mal an, damit du dich daran gewöhnen kannst, während ich mich um deine Haare und dein Make-up kümmere. Los. Widerstand ist zwecklos. Oh, und du hast doch hoffentlich deine Kontaktlinsen mit gebracht?“
„Aber nur widerwillig“, gab Maureen zu.
Olivia machte sich ans Werk. Sie bearbeitete Maureens Haare mit einem Glätteisen und Glanzprodukten. Dann trug sie ein wenig Make-up auf, wobei sie ihre Aufgabe so ernst nahm wie ein Schönheitschirurg.
„Ich weiß das wirklich zu schätzen.“ Maureen war normalerweise kein Freund davon, sich zu schminken, aber aus irgendeinem Grund fühlte es sich heute gut an.
„Mir bringt das Spaß“, versicherte Olivia. „Und für dich wird es noch viel schöner, wenn du dich erst einmal selber im Spiegel gesehen hast.“ Sie weigerte sich, Maureen in den Spiegel schauen zu lassen, bevor sie nicht fertig war. Endlich nahm sie sie an der Hand und führte sie zu dem Ganzkörperspiegel. „Bereit?“, fragte sie. „Dann dreh dich um.“
Maureen drehte sich um. Blinzelte erstaunt mit ihren
Weitere Kostenlose Bücher