Weihnachtsengel gibt es doch
leichtgefallen, Befehle von rechthaberischen Frauen entgegenzunehmen.
Die Menschen, die sich in dem Raum versammelt hatten,waren eine bunte Mischung aller Ethnien, Altersgruppen und Lebensstile. Sie tranken Kaffee und warteten darauf, dass Eddie sprach.
„Das Thema unseres heutigen Treffens lautet Perspektive“, fing er an. „Ja, das ist für mich im Moment genau das Richtige. Ich muss mich daran erinnern, die Dinge aus der richtigen Perspektive zu betrachten. Anfangs bin ich aufgrund eines richterlichen Urteils zu diesen Treffen gekommen. Ich dachte, ich gehöre hier nicht hin. Doch Tatsache war, dass ich hier nicht hingehören wollte . Ich wollte kein Mitglied eines Klubs sein, in dem man sich nicht jede Nacht sinnlos besaufen kann.“
Mitfühlendes Gemurmel erhob sich.
„Die Richterin kannte mich besser, als ich mich kannte. Sie kannte den Nutzen von starker Medizin – in meinem Fall eine lebenslange Mitgliedschaft in dieser feinen Gemeinschaft.“
Manchmal, wenn er die Augen schloss und an jene Nacht dachte, an diese Augenblicke des Grauens, glaubte Eddie, dass er sich an alles genauso erinnerte, wie es passiert war. Er konnte immer noch das Glas des Flaschenhalses in seiner Hand spüren – Dom Perignon natürlich. Nur das Beste an dem Abend, an dem er der Frau, die er liebte, einen Antrag machen würde. Es war Natalies Lieblingschampagner, und sie ließ keinen anderen gelten. Natalie Sweet. Sie war die perfekte Frau. Ein paar Jahre älter, wesentlich kultivierter. Eine Journalistin. Und was noch wichtiger war: Seit Wochen hatte sie „Frag mich“-Signale ausgesendet, dessen war er sich sicher.
Eddie hatte den Abend genau geplant. Avalon war der perfekte Ort. Er lag zwischen New York City und Albany, wo Natalies Familie lebte. Sie dachte, er würde sie über die Feiertage zu ihrer Familie bringen, und hatte keine Ahnungvon seiner Überraschung. Er wollte sich am Heiligabend mit ihr verloben. Da seine Eltern ihn in seiner Kindheit jedes Jahr zu Weihnachten auf große Promotiontour durch das halbe Land geschleift hatten, hatte er so seine Probleme mit diesem Feiertag. Um sie zu überwinden, würde er die schlechten Erinnerungen mit einer guten neuen Erinnerung überschreiben. Er würde die Feiertage, mit denen er bisher nur schlechte Erfahrungen gemacht hatte, in etwas Fröhliches verwandeln – durch eine Verlobung und das Versprechen, zu heiraten.
Er kannte Avalon bereits. Auch das hatte er seiner Familie zu verdanken, die ihn jeden Sommer im Camp Kioga geparkt hatte, während sie durch die Lande reiste und auf Renaissancemessen auftrat. Im Laufe der Jahre war die Stadt so etwas wie ein Zuhause für ihn geworden. Er hatte sich sogar vorgestellt, dass er und Natalie sich hier ein Wochenendhäuschen zulegen könnten. An diesem Abend hatte er den besten Tisch im Apple Tree Inn reserviert, den, von dem aus man einen fabelhaften Blick über den Schuyler River hatte. Im Winter waren die Steine von Eis überfroren, und das Ufer lag unter dichtem Schnee, der im Lichterschein des Restaurants magisch funkelte. Er hatte all ihre Lieblingsgerichte bestellt und dem Restaurantmanager sogar eine Liste mit Liedern geschickt, die er an dem Abend spielen sollte.
Er erinnerte sich an ihren Gesichtsausdruck, als sie das Dessert probierte – eine seidige Eierlikör-Crème-brulée –, weil sie dieses Gesicht auch ab und zu im Bett machte. Ihr träumerischer Gesichtsausdruck war sein Signal gewesen, dass es jetzt an der Zeit war.
Auch wenn sie bereits eine Flasche Wein geleert hatten, bestellte er Champagner. Er bemerkte, dass sie eine Augenbraue hob, und wertete es als gutes Zeichen.
Im Nachhinein betrachtet war es vielleicht eher ein Anzeichen von Besorgnis gewesen.
Angenehm berauscht von dem Wein, verfolgte Eddieweiter seinen Plan. Natalie spielte beinahe nur eine Nebenrolle, war ein Sidekick für seinen großen Auftritt. Diese Wahrnehmung alleine hätte ihm schon eine Warnung sein sollen. Als es anfing, nicht mehr um Natalie oder sie beide als Paar zu gehen, war der Ärger vorprogrammiert.
Der Sommelier schenkte zwei Gläser ein. Eddie sprach einen Toast – etwas über ihre Zukunft, ein Leben voller Glück. Die Zeit war reif.
Tief im Herzen war er traditionsbewusst. Ungeachtet der anderen Weihnachtsgäste sank er auf ein Knie und nahm Natalies Hand. In dem Moment erklang die Titelmelodie aus Der Weihnachtsstreich . Vielleicht hätte er das als schlechtes Omen sehen sollen.
Das Lied hatte definitiv nicht auf
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