Weihnachtsengel gibt es doch
ist gerade an schwerem Gerät interessiert“, bemerkte Maureen.
„Oh ja.“
„Wie geht es dir?“, fragte Maureen.
„Gut, danke. Ich habe die Zwischenprüfungen überstanden. Das ist der Zeitpunkt, an dem ich es immer bereue, mich für so viele Kurse eingeschrieben zu haben.“
„Hast du irgendwelche Pläne für die Feiertage?“
Daisy zögerte. Um diese Jahreszeit wurde es zwischen ihrer und Logans Familie immer ein wenig kompliziert. Als Charlie geboren wurde, wollten die O’Donnells erst nichts mit ihm zu tun haben, was die Entscheidung, bei wem sie die Feiertage verbringen würden, sehr einfach machte.
Doch entgegen allen Erwartungen hatte Logan sich mit Feuereifer in seine Aufgabe als Vater gestürzt. Er respektierte Daisys Rolle als Hauptverantwortliche, aber er bestand darauf, Charlie regelmäßig sehen zu dürfen. Das erstaunte alle, die ihn als gereizten, undisziplinierten Teenager kannten, der sich alleine auf sein Aussehen und seinen Charme verließ und seine Persönlichkeit mit Alkohol und verschreibungspflichtigen Medikamenten aufputschte. Als Charlie auf die Welt kam, war Logan jedoch bereits clean und nüchtern – und nahm seine Vaterrolle sehr ernst. Und dann dauerte es nicht mehr lange, und die O’Donnells waren genauso verrückt nach Charlie wie die Bellamys.
Für Charlie war das großartig – fantastisch sogar. Aber es war manchmal schwer, alle unter einen Hut zu bringen. Undfür Daisy oft auch unangenehm. Denn sosehr die O’Donnells Charlie liebten, waren sie, was Daisy anging, weit weniger enthusiastisch. Als Mutter ihres geliebten Enkelsohnes wurde sie toleriert. Doch als Mädchen, das – ihrer Meinung nach – ihrem Sohn die Zukunft gestohlen hatte, hatte sie keinen rechten Platz in ihren Herzen. Sie waren eine Familie mit hochfliegenden Hoffnungen für ihren einzigen Sohn. Sie hatten von einer exzellenten Ausbildung für ihn geträumt. Er sollte einmal das Reedereigeschäft der Familie übernehmen und einen luxuriösen Lebensstil mit seiner eigenen Familie genießen.
Stattdessen hatte ihr Goldschatz jedoch irgendein Mädchen geschwängert, war in den Entzug gegangen und ein Teenager-Vater geworden.
Daisy betrachtete ihren Sohn. Rote Haare, strahlende Augen, rote Apfelbäckchen. Die pure Unschuld. Dir wird das nicht passieren, schwor sie sich stumm.
Sie wusste, dass die O’Donnells vor Jahren vermutlich das Gleiche über ihren rothaarigen kleinen Jungen gesagt hatten. Es war nur verständlich, dass sie von Daisy nicht allzu begeistert waren. Sie hatte ihnen ihre Ablehnung immer übel genommen, aber jetzt, wo sie selber einen zauberhaften rothaarigen Jungen hatte, wusste sie, woher die Abneigung kam. Der Gedanke, dass ein Mädchen – irgendein Mädchen – irgendwann mal mit Charlie zusammen sein würde, machte Daisy jetzt schon wahnsinnig. Es war total irrational, aber sie konnte nicht anders. Wenn man jemanden so liebte, wie sie Charlie liebte, gab es keinen Platz für logische Argumente. Sie nahm an, dass es den O’Donnells mit Logan genauso ging.
„Ach, irgendwie häng ich noch ein wenig in der Luft, was die Feiertage angeht“, sagte sie zu Maureen. „Wie sieht es bei dir aus? Hast du schon was geplant?“
„Wir feiern ja immer groß im Kreis der Familie. DiesesJahr werde ich schwer beschäftigt sein. Ich leite ja das Krippenspiel in der Herz-der-Berge-Kirche.“
„Wow, das klingt nach einem großen Projekt.“
„Riesig. Aber ich freu mich. Das wollte ich schon immer mal machen. Während meiner Kindheit und Jugend habe ich jedes Jahr mitgespielt, und als Erwachsene war ich dann im Chor. Als Mrs Bickham sich zur Ruhe gesetzt hat, war ich die Erste, die angeboten hat, den Job zu übernehmen.“
Daisy fand, das weihnachtliche Krippenspiel zu betreuen stand auf gleicher Stufe wie Nachprüfung in der Fahrschule, aber das sagte sie nicht. Jedem das Seine.
„Ich schätze, die Bücherei hält dich auch ganz schön auf Trab“, sagte sie stattdessen.
Maureen schlug die Augen nieder. „Ja, an der Front läuft es gerade nicht so gut. Die Bücherei soll zum Ende des Jahres geschlossen werden.“
„Geschlossen? Auf gar keinen Fall.“ Daisy konnte sich die Stadt ohne eine Bücherei gar nicht vorstellen. „Tut mir leid, aber das ist nicht richtig.“
„Jeder, mit dem ich darüber spreche, denkt so. Aber die wirtschaftliche Realität sieht anders aus.“
„Ich werde versuchen, alle in meiner Familie zu einer Spende zu animieren.“
„Danke. Trotzdem muss ich
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