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Weihnachtsengel gibt es doch

Weihnachtsengel gibt es doch

Titel: Weihnachtsengel gibt es doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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war gesund und sie auf dem besten Weg zu einem Collegeabschluss (auch wenn es nur sehr langsam vorwärtsging). Ab und zu konnte sie als Fotografin arbeiten, was auch ihre Studienrichtung an der State University of New Paltz war. Die Ferien standen vor der Tür, der erste große Schnee des Jahres war angekommen, ihr Leben war gut. Sie ermahnte sich, die süßen Momente des Lebens zu finden und zu genießen.
    „Okay“, sagte sie zu Charlie. „Ich bin entspannt. Dann haben wir halt kein Foto mit dem Weihnachtsmann. Na und?“
    „Naxmann!“, rief Charlie und warf seinen Kopf zurück, um sie aus strahlenden Augen anzuschauen. „Liebhab.“
    „Richtig. Wir haben ein Foto davon, wie sehr du den Weihnachtsmann lieb hast.“ Sie zog ihm jetzt seinen Parka an, denn es war noch ein ganzes Stück über den Parkplatz zu ihrem Auto. „Ich mache selber ein Weihnachtsfoto von dir“, sagte sie. „Dafür brauchen wir keinen dummen Weihnachtsmann.“
    „Naxmann!“ Er klatschte in die Hände. Offensichtlich gefiel ihm die Idee eines Weihnachtsmannes immer noch. Sich allerdings auf den Schoß eines dicken, bärtigen Fremden zu setzen – nun, das war eine ganz andere Sache.
    „Wir versuchen es nächstes Jahr wieder“, sagte sie. „Dieses Jahr gibt es einen Photoshop-Weihnachtsmann.“
    „Okay, Mom“, sagte er, als wenn er sie verstanden hätte.
    „Kein Problem.“ Es würde nicht länger als einen Abend dauern, ein Bild von Charlie auf dem Schoß des Weihnachtsmannes zu bauen. Solange sie denken konnte, war Daisy geradezu besessen davon, Fotos zu machen und zu bearbeiten. Drei Tage die Woche pendelte sie zum College, um entsprechende Kurse zu besuchen, und die restliche Zeit arbeitete sie als Freiberuflerin und kümmerte sich um Charlie.
    Sie zog den Reißverschluss seines Parkas hoch und trat dann durch die Ausgangstür in den kalten Tag.
    Jedes Jahr wurde ein Teil des Blanchard-Parks in ein Weihnachtsland verwandelt. Heute war der Eröffnungstag, der von allen in der Stadt immer mit großer Freude herbeigesehnt wurde. Die Luft war kalt, aber klar; es war genau das Wetter, für das die Handelskammer jedes Jahr betete, das sie aber nur viel zu selten auch bekam. „Santaland“ war das weihnachtliche Herzstück einer Stadt, die versuchte, das Beste aus dem langen, dunklen Winter zu machen. Die freiwilligen Helfer hatten sich auch dieses Jahr mit der Dekoration wieder überschlagen. Einem Artikel in der Avalon Troubadour zufolge erwartete die Handelskammer dieses Jahr einen neuen Besucherrekord.
    Kinder, die man an kalten, dunklen Schultagen normalerweise nur unter größtem Protest aus dem warmen Bett bekam, waren heute vermutlich mit großen Sätzen die Treppen heruntergesprungen und hatten das Frühstück in Rekordzeit vertilgt, um ja rechtzeitig in der Schlange beim Weihnachtsmann zu sein. Menschen, die normalerweise beim Anblickvon frischem Schnee vor ihren Fenstern genervt aufstöhnten, hatten heute vermutlich innerlich jubiliert. Die Adventszeit war mit einem Pfannkuchenfrühstück in der Feuerwache offiziell eröffnet worden. Kleine Buden säumten die Straßen und boten alles von Schmalzgebäck bis Meisenknödel. Die Galahad’s Gallery, ein Zusammenschluss verschiedener Künstler, bot in ihrer Bude Glasskulpturen, Windspiele und eine Auswahl Kunstdrucke ortsansässiger Maler und Fotografen an – darunter auch welche von Daisy Bellamy. Ihre Fotos der Natur zu verschiedenen Jahreszeiten erfreuten sich wachsender Beliebtheit. Sie hielt kurz an dem Stand an und erfuhr, dass bereits jetzt, nur wenige Minuten nach Öffnung des Marktes, zwei ihrer Drucke verkauft worden waren. Ein Panoramabild von den Langlaufloipen, die sich durch die winterlichen Wälder schlängelten, und ein mit langer Belichtungszeit aufgenommenes Bild des Schuyler Rivers, wie er unter der überdachten Holzbrücke hindurchschoss.
    Es war ein berauschendes Gefühl, zu wissen, dass Leute Geld für ihre Fotos zahlten. Irgendjemandem gefiel ihre Kunst so sehr, dass er bereit war, Geld dafür auszugeben – eine Vorstellung, die ihre Laune sofort hob.
    „Charlie, Charlie, Charlie“, sagte sie, als sie wieder im Auto sa ßen.
    „Mommy, Mommy, Mommy“, erwiderte er fröhlich von seinem Kindersitz auf der Rückbank. Er wusste, wie er sie um den Finger wickeln konnte, so viel war sicher.
    Er war seinem Vater sehr ähnlich.
    Sie ließ das Santaland hinter sich und fuhr zur Bücherei, um ein paar neue Bücher für Charlie auszuleihen. Er liebte es, wenn

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