Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)
ist mir gestern nach Hardeeville gefolgt.«
»Wer?«, wollte BeBe wissen.
»Manny Alvarez.«
»Wer?«, fragte Daniel.
»Einer der beiden Kerle, denen das Babalu gehört, der Laden auf der anderen Seite des Platzes. Er ist plötzlich wie aus dem Nichts bei der Auktion aufgetaucht. Keiner der anderen Händler aus Savannah fährt dorthin, ich bin die Einzige. Es ist so etwas wie meine Geheimquelle. Aber gestern tauchte Manny plötzlich auf. Er überbot mich bei einem wunderschönen Sunbeam-Brotregal«, murrte ich. »Ihr hättet sein verdammt selbstzufriedenes Gesicht sehen sollen. Ich hätte ihn erwürgen können, als er zweihundert Dollar bot.«
»Vielleicht ist Manny Alvarez in deinen Truck eingebrochen«, schlug BeBe vor. »Vielleicht war er genauso sauer auf dich, weil du die Kartons bekommen hast, wie du auf ihn.«
»Unmöglich.« Ich schüttelte den Kopf. »Er war gar nicht mehr da, als die Kartons unter den Hammer kamen. Er ist verschwunden, sobald er das Brotregal bezahlt hatte. Und selbst wenn, er hätte ja nicht wissen können, dass sich die Weihnachtsbrosche in den Kartons befindet. Sie lag in einem Schmuckkästchen ganz unten im letzten Karton. Nicht einmal Trader Bob wusste, was genau in den Kartons ist. Ich habe sie völlig unbesehen gekauft.«
»Vielleicht hat er sich draußen herumgetrieben und auf dich gewartet.« BeBe ließ nicht locker und klammerte sich an ihre Verschwörungstheorie.
»Warum sollte dieser äußerst erfolgreiche, finanziell unabhängige Antiquitätenhändler in meinen Truck einbrechen und eine billige, kitschige, kleine Brosche stehlen?«, fragte ich. »Und was das angeht, warum sollte er in meine Küche marschieren – obwohl er genau wusste, dass ich zu Hause bin – und meine Häppchen klauen? Warum?«
»Sabotage«, erklärte BeBe mit Grabesstimme. »Er wollte deinen Empfang sabotieren. Er neidet dir deinen Erfolg. Er erträgt es nicht, dass deine Dekoration besser ist als seine. Ich meine, schließlich ist er schwul. Niemand übertrifft einen Schwulen, wenn es ums Dekorieren geht.«
Gähnend stand ich auf. »Du bist verrückt. Und ich bin müde.« Ich zog Daniel auf die Beine.
»Zeit fürs Bett«, sagte ich und lächelte vielsagend.
11
Daniels Atem war gleichmäßig und beruhigend wie das Ticken des Weckers auf meinem Nachttisch. Gott weiß, wie müde ich war. Nach unserem zärtlichen, gemächlichen Liebesspiel war ich zwar tatsächlich eingeschlafen, doch jetzt stützte ich mich auf den Ellenbogen und betrachtete Daniels Gesicht im Mondlicht, das durch die Spitzengardine des Schlafzimmers hereinfiel.
Sein dunkles, welliges Haar müsste dringend mal wieder geschnitten werden, und obwohl er sich, wie ich wusste, jeden Abend rasierte, ehe er ins Guale ging, war bereits ein Schatten zu erkennen. Nach einem langen Sommer und Herbst und vielen Stunden im Freien, die er mit Angeln, Krabbenfang und Arbeiten an seiner Hütte in Tybee Island verbracht hatte, war sein Gesicht immer noch gebräunt und hob sich deutlich vom weißen Bettzeug ab. Eine Studie in Schwarz und Weiß, Licht und Schatten. Warum nur war seine Seele zu dieser Zeit des Jahres so düster? Und was könnte ich tun, um daran etwas zu ändern?
Ich hörte ein leises Kratzen an der Schlafzimmertür und setzte mich auf, als Jethro die Tür mit der Nase aufstieß.
»Kannst du auch nicht schlafen?«, flüsterte ich, stieg aus dem Bett und folgte ihm nach unten. Wir durchquerten die Küche, und ich schloss die Hintertür auf, um ihn hinauszulassen. Als mich ein kühler Luftzug streifte, zitterte ich.
Jethro stieß ein kurzes, glückliches Bellen aus, und als ich hinausschaute, war er verschwunden. Das Gartentor schwang im Wind hin und her.
»Verdammt.« Ich stöhnte. Nachdem BeBe nach Hause gefahren war, hatte ich mich gründlich vergewissert, dass alle Türen verschlossen waren, ehe wir ins Bett gingen. Aber ich hatte vergessen, BeBe daran zu erinnern, das Gartentor auch ganz bestimmt hinter sich zu verriegeln.
Ich schlüpfte in die ausgetretenen Slipper, die an der Hintertür standen und die ich für die Gartenarbeit benutzte, und rannte durch den Garten auf die Straße. Sie war leer.
»Verdammt«, wiederholte ich. Ich lief wieder hoch, zog eine Pyjamahose aus Flanell und den Pullover an, den Daniel am Abend getragen hatte. Er selbst schlief so fest, dass ich es nicht übers Herz brachte, ihn zu wecken.
Genau wie in der Nacht zuvor, fuhr ich die Gegend um die Charlton Street mit meinem Truck ab, rief leise
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