Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)
gegeben. Dein Fenster ist einfach klasse. Viel origineller als alles, was wir seit Jahren gesehen haben.«
Ich konnte nicht widerstehen. »Und was ist mit dem Babalu ? Die Schneekönigin hat euch dieses Jahr nicht bezirzt?«
»Der Kinderchor von der Turner A. M. E. Church, der in weiße Gewänder gekleidet ›Walking in a Winter Wonderland‹ singt, war einfach zu viel des Guten. Selbst für mich.« Judy rümpfte die Nase. »Und wir haben ein Jurymitglied verloren, als sie auf diesem grässlichen Kunstschnee ausgerutscht ist, den sie da versprühen, und sich so den Knöchel verstaucht hat.«
Binnen weniger Minuten war das Maisie’s Daisy proppenvoll. Die Musik spielte, die Bowle war ein voller Erfolg, und die Leute schienen in einer sehr heiteren, überhaupt nicht bluesartigen Stimmung zu sein. Ich entdeckte viele Stammkunden, wie Steve, den Banker, der jeden Mittwochnachmittag im Laden vorbeischaute. Er hat jeden alten Pendelventilator und jedes Bakelitradio gekauft, das ich je hatte. Tacky Jacky, Dekorateurin und ebenfalls eine gute Kundin, schaute vorbei und ging mit einem ganzen Arm voll Vorhängen und Quilts. Daraus würde sie Zierkissen kreieren, die wir dann im Laden verkauften.
Doch die meisten anderen Kunden waren Touristen, angezogen von der unwiderstehlichen Musik, die auf den Gehweg hinauswehte, und natürlich von meiner preisgekrönten Dekoration.
Während BeBe die Bowle austeilte und dafür sorgte, dass die Platten mit den Häppchen stets gefüllt waren, stand ich an der Kasse, die fröhlich klingelte, weil die Leute in blendender Einkaufslaune waren. Die Kunden schienen alles zu befingern und kaufen zu wollen, was nicht festgenietet war. Und ständig versuchten sie, die Schaufensterdeko auseinanderzunehmen, um etwas davon mitzunehmen, bis ich schließlich auf eine Papiertüte kritzelte: Sorry! Bei der Schaufensterdekoration handelt es sich um Stücke aus Privatbesitz. Nicht zu verkaufen!
Gegen zehn Uhr, eine Stunde nach dem üblichen Ladenschluss, musste ich Steve, den Banker, persönlich zur Tür begleiten. Er hatte zwei riesige Einkaufstaschen voll Neuerwerbungen in jeder Hand, aber er war immer noch nicht zufrieden.
»Warte, ich muss unbedingt noch das blaue Prinzessinnentelefon aus dem Schaufenster haben«, sagte er. »Es passt perfekt in das Strandhaus in Tybee. Als Weihnachtsgeschenk für Polly.«
»Es ist nicht zu verkaufen, Steve«, sagte ich fest.
Er presste sein Gesicht gegen das Glas. »Nicht einmal für Polly?«
Seine Frau, Polly, war eine alte Freundin aus der Highschool.
»Also gut.« Seufzend gab ich nach. »Dreißig Dollar. Aber du kannst es erst Samstag abholen. Und wenn du irgendjemandem erzählst, dass ich dir etwas aus dem Fenster verkauft habe, muss ich dich umbringen.«
»Abgemacht«, sagte er und grinste von einem Ohr zum anderen. »Und was ist mit dem Plattenspieler?«
»Stell dein Glück nicht auf die Probe.« Ich zog die Fensterjalousie herunter, und die Diskussion war beendet.
10
Daniel kam gerade rechtzeitig, um mir zu helfen, die letzten Servierplatten vom Empfang abzuwaschen und für BeBe und mich in die Rolle des Kochs und Kellners zu schlüpfen und uns am Kamin im Wohnzimmer dampfende Schalen mit Sherry gewürzter Krabbensuppe zu kredenzen, während wir unsere übliche Party-Manöverkritik abhielten.
»Ich bin völlig erledigt«, verkündete ich und stellte meine Schale beiseite. »Ich will nur noch ins Bett und ein Jahr schlafen.«
Daniel schob mich auf dem Sofa ein Stückchen zur Seite und ließ sich neben mich plumpsen. »Den Teil mit dem Bett kann ich arrangieren. Für den einjährigen Schlaf kann ich allerdings nicht garantieren.«
»Ist dir das Schaufenster aufgefallen?«, fragte ich und legte meine Füße auf seinen Schoß.
Er verstand den Wink und begann, meine Waden zu massieren. »Es sieht großartig aus«, sagte er. »Herzlichen Glückwunsch der Siegerin. Es ist ziemlich ausgefallen!«
»Ausgefallen, aber original«, sagte ich. »Und nur darauf kommt es an. Ich muss mich übrigens bei dir für die Idee bedanken.«
»Bei mir? Wieso?«
»Du und deine Weihnachtsphobie«, sagte ich leichthin und vermied bewusst den Grund für seine Feiertags-Un-Laune. »Blaue Weihnacht. Der Weihnachtsblues. Ich musste dabei an diesen Elvis-Song denken, und daraus hat sich dann die ganze Geschichte von dem Mädchen entwickelt, das zu Weihnachten ihren Freund vermisst.«
»Ich glaube, ich habe einen Fotografen von der Zeitung gesehen, der heute Abend
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