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Weihnachtszauber 01

Titel: Weihnachtszauber 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen , Courtney Milan , Nicola Cornick
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ihm auf und bemerkte in seinen Augen eine so tiefe Verzweiflung, dass es sie bis ins Innerste rührte. Er fragte nicht aus reiner Neugier. Ihre Antwort war ihm aus irgendeinem Grund sehr wichtig.
    „Aber Sie haben es nicht getan. Sie boten mir keine Unterstützung an.“
    Er schloss die Augen.
    Im nächsten Moment wurde die Tür aufgestoßen, und William entriss Lavinia seine Hand. Auch Lavinia zuckte zusammen und verbarg die Hände hinter dem Rücken.
    James stürmte herein. Doch trotz seiner offensichtlichen Aufregung war ihm aufgefallen, dass William und Lavinia sich schuldbewusst voneinander getrennt hatten. Einen Moment hielt er inne, sah von einem zum anderen und presste wütend die Lippen zusammen.
    Zum ersten Mal machte Lavinia sich klar, dass er nicht mehr der kleine Junge war, für den sie ihn immer hielt.
    „Es ist geschlossen“, sagte er in eisigem Ton. „Und Sie – wer immer Sie sind – müssen gehen.“
    Bevor Lavinia protestieren konnte, hatte William sich umgedreht und den Raum verlassen. James musterte sie mit scharfem Blick, wobei ihm ihre geröteten Wangen sicher nicht entgingen. Danach schaute er entrüstet William nach. „Ich muss auch gehen“, verkündete er und folgte ihm in die Kälte hinaus.

4. KAPITEL
    Lavinias Bruder war eine dürre Bohnenstange von einem Jungen. Ein wenig Stroh auf dem Kopf, dachte William amüsiert, und man könnte ihn mit einem Besen verwechseln. Der blasse, schwächliche Junge konnte sich unmöglich mit einem ausgewachsenen Mann messen. Dennoch schien er zu glauben, er sei in der Lage, die Tugend seiner Schwester zu schützen. Leider irrte er sich da gewaltig.
    James verschränkte die Arme vor der Brust, was seine hageren Schultern nur noch stärker betonte. „Haben Sie sie geküsst?“, fragte er gereizt.
    Zu seinem Glück ließ ihn seine Fantasie nichts Schlimmeres ahnen.
    „Ja“, gab William zu.
    „Und was sind Ihre Absichten?“, fragte James drohend.
    „Ich habe leider nicht die Mittel, mir eine Ehefrau zu nehmen. Selbst wenn ich mit dem Gedanken spielte, was ich – zurzeit – nicht tue.“
    James war einen Moment sichtlich sprachlos. „Wenn Sie sie nicht heiraten wollen“, rief er entsetzt, „warum haben Sie sie dann geküsst?“
    Der Himmel möge verhindern, dass er je die ganze Wahrheit erfährt, dachte William trocken. „Mr. Spencer“, sagte er geduldig, um den Jüngling zu beruhigen. „Das Küssen ist eine angenehme Beschäftigung. Ganz besonders wenn die Dame, die man küssen darf, mehr als nur annehmbar ist. Ihre Schwester hingegen ist zufällig die reizendste junge Dame in ganz London. Warum, glauben Sie, habe ich sie geküsst?“
    „Meine Schwester?“, rief der Junge, als könnte er es nicht glauben.
    „Sie brauchen sich nicht so aufzuregen. Zwar gilt es in der feinen Gesellschaft als unschicklich, aber wir sind schließlich beide Männer ...“ Zumindest würde James eines Tages ein Mann sein.
    James schüttelte fassungslos den Kopf. „Sie wollen meine Schwester küssen? Ich hätte nie gedacht ...“
    „Nun, dann wird es Zeit, dass Sie denken lernen, Sie kleiner Dummkopf. Es gibt keinen Mann, der Ihre Schwester nicht gern küssen würde. Und was tun Sie, um sie zu beschützen? Nichts.“
    „Ich beschütze sie doch jetzt!“
    „Sie lassen sie ganz allein in der Bibliothek, wo sie niemanden außer Ihrem Vater um Hilfe rufen kann. Aber der ist zu krank, um ihr beistehen zu können. Als wäre das nicht genug, lassen Sie sie Ihre Schuldscheine einlösen. Und das bei verrufenen Halunken, die am Hafen als die übelsten Raubeine bekannt sind. Behaupten Sie nicht, Sie beschützen Ihre Schwester. Wie oft fand ich sie allein in der Bibliothek vor?
    Haben Sie eine Vorstellung davon, was ich ihr hätte antun können?“
    William stellte überrascht fest, dass er wütend war. Wütend, dass es ihm ermöglicht worden war, ihr das Kostbarste zu nehmen, das sie zu geben hatte. Noch wütender allerdings, dass niemand ihn deswegen zur Rechenschaft ziehen wollte.
    „Ich hätte ihr sehr viel mehr als einen Kuss rauben können“, sagte er.
    James war blass geworden. „Das würden Sie nicht tun. Das könnten Sie nicht.“
    Doch er hatte es bereits getan. Und wünschte sich nichts lieber, als es wieder zu tun.
    „Man muss nur die Tür abschließen, und alles ist möglich“, warf er dem Jungen herausfordernd an den Kopf. „Ich hätte leicht ...“
    James boxte ihn in den Magen. Für einen so dürren Kerl konnte er kräftig zuschlagen. Einen

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