Weihnachtszauber 02
Kleinen. Ein heftiger Sturm hatte das rechtzeitige Eintreffen des Arztes verhindert. Ihre Schmerzen waren immer stärker geworden und die Dienstboten immer aufgeregter hin und her geeilt, dennoch hatte sie keinerlei Furcht verspürt. Dominick war nicht von ihrer Seite gewichen, hatte sie festgehalten und die Angst verscheucht, obwohl sie die Sorge in seinen Augen lesen konnte. Sorge, die sich aus seinen schrecklichen Erinnerungen aus der Vergangenheit nährte.
In der Morgendämmerung aber wurde Geneviève geboren. Sie war gesund und munter und schrie aus vollem Hals. Und als Dominick seine neugeborene Tochter in den Armen hielt, spiegelte sich unbeschreibliche Freude in seiner Miene. Sie waren eine Familie, nichts würde sie je wieder trennen.
Nun war wieder Weihnachten – die schönste Zeit des Jahres. Genevièves erstes Weihnachtsfest. Marys Herz schäumte fast über vor Glück.
„Oh ja“, sagte sie leise. „Er ist ein wunderbarer Vater.“
„In wenigen Jahren wird auch Geneviève zu Weihnachten auf einem Pony reiten.
Wenn sie Anna ähnelt, wird sie eine begeisterte, gute Reiterin und ... oh!“ Charlottes Augen weiteten sich, und sie legte die Hand auf ihren gewölbten Bauch, in dem das nächste pferdesportbegeisterte Familienmitglied heranwuchs. „Ebenso wie dieses Baby. Es tritt höllisch fest.“
Lachend wiegte Mary ihr Töchterchen in ihren Armen. „Meine Mutter würde sagen, in diesem Fall wird es ein Junge. Als ich mit Will guter Hoffnung war ...“
Ihre Stimme verlor sich, ein bitterer Schmerz erfüllte ihr Herz. Will, ihr lieber kleiner Junge. Niemals würde sie ihn vergessen.
„Er hat mich auch sehr oft getreten“, sagte sie leise. „Geneviève dagegen war ruhig.“
Sanft strich Charlotte ihr über den Arm. In ihren Augen stand Sorge. „Oh, Mary, meine Liebe.“
„Nein, Charlotte. Ich bin nicht traurig. Nicht jetzt. Zu dieser Zeit des Jahres ist er mir so nahe, als ob er über uns und seine kleinen Schwester wachen würde. Und in gewisser Weise haben deine Kinder einen Teil seines Wesens geerbt.“
„Ja, das stimmt“, sagte Charlotte. „Sie haben einen ebensolch großen Hang, Unfug zu treiben.“
Mary küsste Charlotte auf die Wange, und sie lächelte wieder. Dann nahm sie Genevièves Händchen erneut von der Kette. „Keine Tränen, Charlotte! Nicht heute.
Weihnachten ist die Zeit der Freude und Wunder, oder nicht?“
Charlotte lachte. „Oh ja. Und da wir gerade davon sprechen, wann werden deine Schwestern eintreffen?“
„Jeden Augenblick, daher sollten wir die Geschenke noch schnell einpacken.“
Geneviève an ihrer Schulter haltend, ging Mary zum Tisch zurück, auf dem sich Päckchen und Bänder türmten. Spielzeuge und Süßigkeiten lagen bunt durcheinandergewürfelt nebeneinander. Sie hielt eine Puppe hoch, die für Cynthias Tochter gedacht war. „Die schöne Verpackung wird natürlich nicht lange vorhalten.
Cynthias Sprösslinge sind recht stürmisch. Meine Mutter ist immer zutiefst entsetzt, wenn die Kinder durchs Haus toben. Zum Glück sind Elizabeths Zwillinge ein Musterbild guter Manieren. Ich hoffe, Geneviève wird sich an ihnen ein Beispiel nehmen, aber ich fürchte, es wird sie viel mehr verlocken, allerlei Streiche auszuhecken.“
Charlotte lachte. „Das wissen wir wohl nur allzu gut. Da musst du dir bloß unsere Gatten anschauen.“
Lächelnd dachte Mary an die vergangene Nacht in ihrem Schlafzimmer. „Ich weiß.
Sind sie nicht furchtbar?“
„Entsetzlich.“ Charlotte band eine große Schleife um eines der Päckchen. „Wie geht es Ginny?“
„Sie ist damit beschäftigt, ihre Hochzeit vorzubereiten, nun da sie Captain Heelis endlich heiraten kann. Er bekleidet inzwischen einen Offiziersposten in einem Regiment, das bald nach Indien versetzt werden soll. Ich fürchte, für Ginny wird es diese Weihnachten kein anderes Gesprächsthema geben als Hochzeitskleider und Torten.“ Mary hielt eine Schachtel mit bestickter Wäsche hoch, die für Ginnys Aussteuer bestimmt war. „Ich werde sie so sehr vermissen, wenn sie erst in Indien ist.“
„Sie werden nicht lange fortbleiben, da bin ich mir sicher.“ Plötzlich hörten sie Schritte auf der Treppe und Gelächter. „Es klingt, als wäre die Reitstunde beendet.“
Lachend eilte Mary zur Tür und öffnete sie schwungvoll. Selbst mehrere Monate nach der Hochzeit überlief sie bei der Aussicht, ihren Gatten zu sehen, ein wohliger Schauer der Erregung und des Glücks. Dominick stürmte die Treppen
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