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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Halb-sieben-Uhr-Nachrichten sagte gerade: »Nach unbestätigten Meldungen führt das FBI die Ermittlungen jetzt unter der Annahme, dass Kathy Frawley noch am Leben sein könnte.«
    »Ach, gottlob«, sagte Elsie laut. »Gnädiger Gott, gib, dass sie das arme kleine Ding finden.«
    Sie stellte den Ton laut, um kein Wort zu verpassen, und lief in die Küche. Als sie ihre selbst gekochte Gemüsesuppe in eine Schüssel goss und in die Mikrowelle stellte, wurde ihr bewusst, dass der Name »Kathy« die ganze Zeit in ihrem Kopf herumspukte.
    »Kathy … Kathy … Kathy …« Irgendetwas war doch damit, grübelte sie.

85
    »SIE WAR DORT«, schluchzte Margaret, während Steve sie fest umschlungen hielt. »Ich hab das Bett gesehen, in dem sie die Kinder festgehalten haben. Die Matratze roch nach Wick Vaporub, genau wie Kellys Schlafanzug, als sie wieder bei uns war. Sie waren ganz in der Nähe, Steve, sie waren die ganze Zeit in der Nähe. Diese Frau, die am selben Tag Kleider gekauft hat, an dem ich die Geburtstagskleidchen gekauft habe, ist diejenige, die Kathy jetzt bei sich hat. Und Kathy ist krank. Sie ist krank! Sie ist krank! «
    Ken Lynch, ein frisch gebackener Beamter der Polizei von Danbury, hatte Margaret nach Hause gefahren und dabei überrascht festgestellt, dass die ganze Straße von Medienfahrzeugen zugeparkt war. Er hatte sie beim Arm genommen und schleunigst ins Haus gebracht, an Steve vorbei, der die Haustür offen gehalten hatte. Jetzt kam er sich etwas überflüssig vor, wagte sich durch den Bogendurchgang und betrat das Wohnzimmer. Dort blieb er stehen und schaute sich um.
    Dies muss der Raum sein, in dem die Babysitterin am Handy hing und einen der Zwillinge hat weinen hören, dachte er. Als er den Blick weiter umherschweifen ließ und sämtliche Details aufnahm, um seiner Frau später davon berichten zu können, fielen ihm die beiden Puppen ins Auge, die in der Mitte des Zimmers nebeneinander auf dem Boden lagen. Identische Babypuppen, deren Hände sich berührten, unter
einer gemeinsamen Decke. Vor dem Kamin stand ein Puppentisch mit Stühlen, der für eine Teeparty gedeckt war. An dem Tisch saßen sich zwei identische Teddybären gegenüber.
    »Mommy, Mommy.«
    Vom oberen Stock her hörte er das aufgeregte Rufen, dann das Geräusch von Füßen, die die teppichlosen Stufen hinunterrannten. Er sah, wie Kelly sich in Margarets Arme warf. Obwohl er sich dabei wie ein Voyeur vorkam, musste Ken immer wieder in das gequälte Gesicht der Mutter schauen, die ihre Tochter an sich drückte. Das muss diese Kinderärztin sein, die sich um sie kümmert, dachte er, als eine ältere Frau mit silbergrauen Haaren auf der Treppe erschien.
    Margaret setzte Kelly ab und ging vor ihr in die Hocke, die Hände auf ihren Schultern. »Kelly«, sagte sie sanft, »hast du noch einmal mit Kathy gesprochen?«
    Kelly nickte. »Sie will nach Hause kommen.«
    »Ich weiß, Liebes, ich weiß, dass sie das möchte. Ich möchte auch, dass sie nach Hause kommt, genauso wie du. Weißt du, wo sie ist? Hat sie dir das gesagt?«
    »Ja, Mommy. Ich hab’s Daddy gesagt. Und ich hab’s Sylvia gesagt. Und dir auch. Kathy ist im alten Cape Cod.«
    Margaret holte tief Atem und schüttelte den Kopf. »Ach, mein Liebling, erinnerst du dich nicht, als wir heute Morgen zusammen im Bett lagen? Ich war diejenige, die von Cape Cod gesprochen hat, und da hast du das gehört. Aber vielleicht kann Kathy dir sagen, dass sie irgendwo an einem anderen Ort ist. Kannst du sie jetzt fragen?«
    »Kathy ist jetzt gerade sehr müde.« Mit einem beleidigten Gesicht wandte sich Kelly ab und lief an Officer Lynch vorbei. Sie setzte sich auf den Fußboden zu den Puppen. Lynch blieb wie angewurzelt stehen und starrte sie an. Er hörte sie sagen: »Und du bist doch im alten Cape Cod.« Danach konnte er, obwohl er angestrengt lauschte, aus dem Kauderwelsch, das sie vor sich hin flüsterte, nichts mehr entnehmen, was einen Sinn ergab.

86
    ALS ANGIE VON DEM Hamburger gegessen und Kaffee getrunken hatte, fühlte sie sich gleich besser. Ich hab gar nicht gemerkt, wie hungrig ich war, dachte sie ärgerlich. Sie hatte es sich in dem einzigen Sessel im Motelzimmer bequem gemacht und achtete nicht mehr auf Kathy, die mit geschlossenen Augen auf dem Bett lag. Das Sorbet, das ihr Angie mitgebracht hatte, hatte sie nicht angerührt.
    Ich musste mit dem Kind so schnell wie möglich aus dem McDonald’s verschwinden, weil diese neugierige alte Bedienung sie angequatscht hat, dachte

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