Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
schielte, um sich zu vergewissern, dass er nicht zu schnell fuhr. Eine Schrecksekunde hatte er schon erlebt, als er auf der Route 3 mit über hundert durch eine Neunzig-Stundenkilometer-Zone gefahren war und um ein Haar von einem Polizisten gestoppt worden wäre.
    Er blickte auf seine Uhr. Es war genau acht Uhr. Es sind noch mindestens vierzig Minuten, bis ich dort bin, dachte er. Er schaltete das Radio ein, genau in dem Augenblick, in dem die aufgeregte Stimme des Nachrichtensprechers sagte: »Hartnäckigen Gerüchten zufolge soll es sich bei dem Abschiedsbrief, in dem vom Tod Kathy Frawleys die Rede war, um eine Fälschung handeln. Die zuständigen Behörden wollten diese Meldung weder bestätigen noch dementieren. Dagegen wurden soeben die Namen von zwei gesuchten Verdächtigen für die Entführung der Frawley-Zwillinge bekannt gegeben.«
    Clint spürte, wie ihm der Schweiß aus den Poren trat.
    »Ein Haftbefehl wurde für den ehemaligen Strafgefangenen Ralph Hudson ausgestellt. Unter dem Namen Clint Downes war er zuletzt als Hausmeister beim Danbury Country Club in Danbury, Connecticut, beschäftigt. Ebenfalls
in dem Haftbefehl genannt ist seine Lebensgefährtin Angie Ames. Downes wurde zuletzt heute kurz nach siebzehn Uhr gesehen, als er am Flughafen LaGuardia abgesetzt wurde. Angie Ames ist seit Donnerstagabend nicht mehr gesehen worden. Die Polizei nimmt an, dass sie in einem zwölf Jahre alten, dunkelbraunen Chevy-Transporter unterwegs ist, mit dem Kennzeichen Connecticut …«
    Clint dachte fieberhaft nach. Sie werden ziemlich schnell herausfinden, dass ich den Pendelflug genommen habe. Danach werden sie meine Spur bis zum Mietwagen-Service verfolgen und eine Beschreibung dieses Wagens herausgeben. Ich muss ihn so schnell wie möglich loswerden. Er fuhr von der Brücke herunter auf den Mid-Cape Highway. Wenigstens war ich so schlau, den Kerl hinter der Theke nach einer Karte von Maine zu fragen, dachte er. Das könnte mir ein bisschen Zeit verschaffen. Ich muss nachdenken. Was mach ich jetzt?
    Ich muss das Risiko eingehen und auf dem Highway bleiben, entschied er. Je näher ich nach Chatham komme, desto besser. Sobald die Bullen den Verdacht haben, dass wir auf Cape Cod sein könnten, werden sie die Motels überprüfen – wenn sie es nicht schon tun, dachte er verbittert.
    Sein Blick irrte suchend umher, wenn er die Ausfahrten passierte und überall nach Streifenwagen Ausschau hielt. Die Landschaft wurde ihm etwas vertrauter, als er die Ausfahrt 5 nach Centerville erreichte. Hier haben wir damals den Bruch gemacht, dachte er. Ausfahrt 8, Dennis/Yarmouth. Eine endlose Zeit schien zu vergehen, bis er endlich Ausfahrt 11, Harwich/Brewster, erreichte und auf die Route 137 bog. Er versuchte, sich zu beruhigen. Nicht mehr weit bis Chatham, dachte er. Es wird Zeit, den Wagen zu wechseln. Nach einer Weile entdeckte er, wonach er suchte, einen Kinokomplex mit einem gut gefüllten Parkplatz.
    Zehn Minuten später beobachtete er, zwei Reihen weiter hinten stehend, ein junges Pärchen, das aus einem Mittelklassewagen
stieg und zum Eingang des Kinos schlenderte. Er kletterte aus dem Mietwagen und folgte ihnen in die Eingangshalle. Dort beobachtete er aus einer Ecke, wie sie sich an einer der Kassen in die Schlange einreihten. Er wartete, bis der Mann am Einlass ihre Karten durchriss und sie am Ende des Ganges verschwanden, bevor er wieder nach draußen ging. Der Knabe hat es nicht einmal für nötig gehalten, abzuschließen, dachte er, als er die Tür des Wagens öffnete. Das kommt davon, wenn einem die Sache zu leicht gemacht wird. Er stieg ein, dann wartete er noch einen Augenblick, bis er sicher war, dass niemand in der Nähe war.
    Er beugte sich unter das Armaturenbrett, zog mit geübten Handgriffen ein paar Drähte hervor und hielt sie aneinander. Beim Geräusch des anspringenden Motors empfand er zum ersten Mal ein Gefühl der Erleichterung, seitdem er die Meldung im Radio gehört hatte. Er schaltete das Licht ein, legte den Gang ein und startete zur letzten Phase seiner Reise nach Chatham.

89
    »WARUM IST KELLY so still, Sylvia?«, fragte Margaret. In ihrer Stimme schwang Angst mit.
    Kelly saß mit geschlossenen Augen auf Steves Schoß.
    »Das ist nur eine Reaktion auf alles, was geschehen ist, Margaret.« Sylvia Harris bemühte sich, überzeugend zu klingen. »Außerdem scheint sie auf irgendetwas allergisch zu reagieren.« Sie beugte sich vor und zog den Ärmel von Kellys Polohemd hoch. Sie biss sich auf die

Weitere Kostenlose Bücher