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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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dass dieses Kind Kathy Frawley war. Ich meine, sie hatte eine Kapuze auf, und man konnte nur ein paar dunkelbraune Haare sehen, aber ich erinnere mich jetzt, dass mir die Haare gleich ein bisschen komisch vorkamen. Du weißt schon, wie wenn Haare schlecht getönt sind, wie bei deinem Onkel Ray, zum Beispiel. Und als ich sie nach ihrem Namen gefragt habe, hat sie zuerst ›Kathy‹ gesagt, doch dann hab ich gesehen, wie diese Frau sie unglaublich giftig angeschaut hat, und dann hat die Kleine ganz ängstlich dreingeblickt und gesagt, sie heiße Stevie.«
    »Mom«, unterbrach Suzie. »Bist du sicher, dass du dich da nicht in etwas hineinsteigerst?« Sie blickte zu ihrem Mann und zuckte die Achseln. Sie hatten mit dem Abendessen gewartet, bis sie Debby zu Bett gebracht hatten. Jetzt wurden die Lammkoteletts auf ihrem Teller langsam kalt, und Vince, ihr Ehemann, machte eine Geste, als ob er sich die
Kehle durchschneide, was bedeutete, dass sie die Sache möglichst schnell zu Ende bringen sollte.
    Vince mochte seine Schwiegermutter wirklich sehr, aber er sagte auch, dass Elsie dazu neige, sich zu wiederholen.
    »Ich meine, ich möchte mich ja nicht lächerlich machen, aber stell dir vor …«
    »Mom, ich werd dir sagen, was du tun sollst, und dann leg ich auf und setz mich wieder hin, bevor Vin einen Anfall bekommt. Ruf die Polizei von Barnstable an. Erzähl ihnen genau das, was du mir erzählt hast, und dann überlass es ihnen, was sie davon halten. Ich hab dich lieb, Mom. Debby hat es wieder ganz wunderbar bei dir gehabt, und die Kekse, die sie mitgebracht hat, sind einfach göttlich. Auf Wiedersehen, Mom.«
    Elsie Stone behielt das Telefon in der Hand und überlegte, was sie tun sollte. Soll ich diese Nummer für anonyme Hinweise oder gleich die Polizei anrufen, überlegte sie. Wahrscheinlich kriegen sie auf der Nummer für anonyme Hinweise eine Menge Anrufe von Spinnern.
    »Bitte legen Sie wieder auf, wenn Sie keinen Anruf tätigen möchten.« Der Klang der eintönigen Computerstimme wirkte wie ein Katalysator, der Elsie in ihrem Beschluss bestärkte. »Ich möchte einen Anruf tätigen«, sagte sie. Sie drückte die rote Taste, wartete einen Moment, drückte dann die grüne Taste und wählte die Nummer der Auskunft.
    Als eine andere Computerstimme nach Stadt und Staat fragte, sagte sie hastig: »Barnstable, Massachusetts.«
    »Barnstable, Massachusetts, ist das richtig?«, wiederholte die Stimme mechanisch.
    Plötzlich ging ihr durch den Kopf, dass es, falls ihre Beobachtungen für die Ermittlungen im Frawley-Fall von Bedeutung waren, äußerst wichtig sein könnte, sie schnell an die richtigen Leute weiterzugeben. Ärgerlich sagte sie: »Ja, das ist richtig, aber warum muss ich eigentlich meine Zeit mit Ihnen verschwenden, zum Kuckuck noch mal?«

    »Geschäfts- oder Privatanschluss?«, fragte die Computerstimme.
    »Die Polizei Barnstable.«
    »Polizei Barnstable, ist das richtig?«
    »Ja. Ja. Ja.«
    Nach einer Pause meldete sich eine menschliche Stimme: »Ist das ein Notruf, Ma’am?«
    »Geben Sie mir die Polizeiwache.«
    »Sofort.«
    »Polizei Barnstable, Sergeant Schwartz am Apparat.«
    »Sergeant, hier spricht Mrs. Elsie Stone.« Elsies Unentschlossenheit war restlos verflogen. »Ich arbeite als Bedienung im McDonald’s neben dem Einkaufszentrum. Ich bin ziemlich sicher, dass ich heute Morgen Kathy Frawley dort gesehen habe, und ich sag Ihnen auch, warum.« Es folgte ein Bericht über die Ereignisse des Morgens.
    Auf der Polizeiwache hatten sie sich über die neuesten Entwicklungen im Frawley-Fall unterhalten. Während sich Sergeant Schwartz Elsies Geschichte anhörte, verglich er sie mit David Toomeys verärgertem Bericht über den angeblichen Diebstahl im Soundview Motel .
    »Das Kind hat zuerst gesagt, es heiße Kathy, und dann hat es sich korrigiert und gesagt, es heiße Stevie?«, fragte er nach.
    »Ja. Und den ganzen Tag über hat mich das beschäftigt, bis ich mir das Foto in der Zeitung von diesen beiden Schätzchen wirklich genau angeschaut habe, und dann habe ich später im Fernsehen noch einmal die Fotos von ihnen gesehen. Es war dasselbe Gesicht. Ich könnte schwören, dass es dasselbe Gesicht war, und sie hat gesagt, sie heiße Kathy. Ich kann nur hoffen, dass Sie mich nicht für eine alte Spinnerin halten.«
    »Nein, Mrs. Stone. Ich halte Sie nicht für eine Spinnerin. Ich werde sofort das FBI verständigen. Bitte legen Sie nicht auf. Es kann sein, dass sie selbst mit Ihnen sprechen

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