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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Viertel nach neun saß Lucas in seiner Wohnung, die über einem etwas heruntergekommenen Haushaltswarengeschäft nahe der Main Street von Danbury lag, und sah fern, als das normale Programm unterbrochen und eine Sondernachricht angekündigt wurde. C.F.G.&Y. hatte sich bereit erklärt, die Lösegeldsumme für die Frawley-Zwillinge zu zahlen. Nur wenige Augenblicke später klingelte das besondere Handy. Lucas schaltete das Aufnahmegerät ein, das er auf dem Heimweg vom Flughafen gekauft hatte.
    »Die Sache kommt langsam in Gang«, flüsterte eine heisere Stimme.
    Von mir aus kannst du dich noch so anstrengen, dachte Lucas höhnisch. Die Bullen verfügen über ziemlich ausgeklügelte Stimmerkennungsmethoden. Und falls etwas schief läuft, dann hab ich immer noch etwas in der Hand, um mit ihnen ins Geschäft zu kommen. Dann werde ich dich verpfeifen, mein Junge.
    »Ich hab’s gerade im Fernsehen gesehen«, sagte er.
    »Vor einer Stunde hab ich Harry angerufen«, fuhr Kater Karlo fort. »Im Hintergrund hat eine der beiden Kleinen geweint. Wann haben Sie zuletzt dort nach dem Rechten gesehen?«
    »Ich war gestern Abend dort. Ich vermute, es geht ihnen gut.«

    »Kümmert sich Mona auch um sie? Ich möchte nicht, dass irgendjemand Bockmist baut.«
    Lucas konnte sich nicht verkneifen, seinem Ärger Luft zu machen. »Diese blöde Zicke kümmert sich so rührend um die beiden, dass sie dämlich genug war, Zwillingsklamotten für sie zu kaufen.«
    »Was? Wo?« Diesmal war die Stimme nicht verstellt.
    »Keine Ahnung.«
    »Hat sie vielleicht vor, die beiden noch hübsch anzuziehen, bevor wir sie irgendwo abladen? Die Bullen werden die Klamotten zurückverfolgen, und dann wird irgendeine Verkäuferin sagen: ›Na klar kann ich mich an die Frau erinnern, die zweimal die gleichen Sachen für Dreijährige gekauft hat.‹«
    Es gefiel Lucas, dass Kater Karlo allmählich etwas außer Fassung geriet. Das nahm ihm ein bisschen von der nagenden Angst, die ihn selbst quälte. Alles Mögliche konnte schief gehen. Das wusste er nur zu genau. Und er hatte das Bedürfnis, seine Sorgen mit jemandem zu teilen. »Ich hab Harry gesagt, er soll sie nicht mehr aus dem Haus lassen«, sagte er.
    »In achtundvierzig Stunden haben wir es hinter uns, und dann kann jeder machen, was er will«, sagte Kater Karlo. »Morgen werde ich Kontakt aufnehmen und die Anweisungen für die Geldübergabe durchgeben. Am Mittwoch holen Sie sich das Bargeld. Mittwochabend werde ich Ihnen sagen, wo Sie die Kinder abladen werden. Und stellen Sie sicher, dass sie genau dieselben Sachen anhaben, die sie getragen haben, als Sie sie geholt haben.«
    Die Verbindung wurde beendet.
    Lucas drückte auf die Stopp-Taste des Aufnahmegeräts. Sieben Millionen für dich, jeweils eine halbe Million für mich und für Clint, dachte er. Ich glaube, lieber Kater Karlo, darüber müssen wir noch mal reden.

15
    DER ZEITPUNKT, AN DEM Robinson Geisler mit Margaret und Steve Frawley vor die versammelten Medien treten sollte, war auf Dienstagmorgen zehn Uhr festgesetzt worden. Alle übrigen Vorstandsmitglieder hatten es vorgezogen, der Veranstaltung fern zu bleiben. Einer von ihnen hatte Geisler gegenüber geäußert: »Ich habe zwar dafür gestimmt, das Lösegeld zu zahlen, aber ich habe selbst drei kleine Kinder. Ich möchte niemanden auf den Gedanken bringen, sie zu entführen.«
    Margaret hatte fast die ganze Nacht über wach gelegen. Um sechs Uhr stand sie auf. Lange blieb sie unter der Dusche stehen, ließ sich das heiße Wasser über das Gesicht laufen, spürte die Wärme auf der Haut, wünschte, sie könnte das eisige Gefühl aus ihrem Körper vertreiben. Dann hüllte sie sich in Steves dicken Bademantel und legte sich wieder ins Bett. Steve war schon aufgestanden und wollte eine Runde joggen. Er war über den Hinterausgang aus dem Haus geschlüpft, um der Presse zu entgehen. Margaret schloss die Augen. Nach der schlaflosen Nacht überkam sie plötzlich eine bleierne Müdigkeit.
    Es war bereits neun Uhr, als Steve sie weckte und ein Tablett mit Kaffee, Toast und Saft auf dem Nachttisch abstellte. »Gerade ist Mr. Geisler gekommen«, sagte er. »Es wird langsam Zeit, dass du aufstehst, Schatz. Ich bin so froh,
dass du noch ein bisschen geschlafen hast. Wenn es so weit ist, komm ich wieder rauf und sag dir Bescheid.«
    Margaret zwang sich, den Orangensaft zu trinken und ein bisschen Toast zu essen. Dann stand sie auf und zog sich an, nippte zwischendurch an ihrem Kaffee. Als sie jedoch in

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