Weil deine Augen ihn nicht sehen
gestanden hatte. Am Ende hätten sie doch in einem Bett geschlafen, und so haben wir ein bisschen Geld gespart.
Die Leute vom FBI hatten die Betttücher, Decken, Kopfkissenbezüge und die Tagesdecke mitgenommen, um sie auf DNS-Spuren zu untersuchen. Sie hatten die Möbel nach Fingerabdrücken abgesucht und einige Kleider der Zwillinge mitgenommen, damit die Polizeihunde, die in den letzten
drei Tagen von Beamten der Staatspolizei von Connecticut durch die nahe gelegenen Parks geführt wurden, ihren Geruch aufnehmen konnten. Margaret wusste, was diese Suche bedeutete. Die Polizei ging in solchen Fällen immer von der Möglichkeit aus, dass die Entführer die Zwillinge sofort getötet und in der Nähe vergraben hatten. Doch das glaube ich nicht, dachte sie. Sie sind nicht tot. Ich würde es spüren, wenn sie tot wären.
Am Samstag, als die Leute von der Spurensicherung fertig gewesen waren und sie und Steve vor den Fernsehkameras gesprochen hatten, war es für sie eine kurze Entlastung gewesen, das Zimmer der Mädchen aufzuräumen und das Bett mit frischer Cinderella-Bettwäsche zu beziehen. Sie werden müde und verängstigt sein, wenn sie nach Hause kommen, hatte Margaret gedacht. Ich werde mich als erstes mit ihnen ins Bett legen, bis sie sich wieder beruhigt haben.
Sie schauderte. Mir wird einfach nicht warm, dachte sie. Selbst mit einem Pullover unter der Trainingsjacke wird mir nicht warm. So muss sich Anne Morrow Lindbergh gefühlt haben, als ihr Baby entführt wurde. Sie hat darüber ein Buch geschrieben; ich habe es gelesen, als ich auf der Highschool war. Der Titel lautete Stunden von Gold, Stunden von Blei.
Bleierne Stunden. Auch ich empfinde diese bleierne Schwere. Ich will meine beiden Engelchen wiederhaben.
Margaret stand auf und lief zur Fensterbank. Sie bückte sich und nahm die beiden abgewetzten Teddybären in den Arm, die heiß geliebten Kuscheltiere der Zwillinge. Sie drückte sie fest an sich.
Sie blickte aus dem Fenster und bemerkte zu ihrer Überraschung, dass es angefangen hatte zu regnen. Den ganzen Tag über war es sonnig gewesen – kalt, aber sonnig. Kathy hatte sich gerade eine Erkältung geholt. Margaret spürte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte. Sie kämpfte gegen das aufkommende Schluchzen und versuchte, an das zu denken, was FBI-Agent Carlson gesagt hatte.
Das FBI sucht fieberhaft nach den Zwillingen – Dutzende von Agenten sind unterwegs. Andere durchkämmen die Akten im FBI-Hauptsitz in Quantico und überprüfen jeden, der in irgendeiner Weise mit Erpressung oder Kindesmissbrauch zu tun hatte. Außerdem verhören sie vorbestrafte Sexualtäter, die in der näheren Umgebung leben.
Mein Gott, nur das nicht, dachte sie schaudernd. Wenn sich nur niemand an ihnen vergreift.
Captain Martinson schickt seine Beamten in jedes Haus dieser Stadt, um die Leute zu fragen, ob ihnen irgendetwas Verdächtiges aufgefallen ist. Sie haben sogar mit dem Makler gesprochen, der uns damals das Haus verkauft hat, um zu erfahren, ob es andere Leute gegeben hat, die sich dafür interessiert haben und daher mit dem Grundriss des Hauses vertraut sein könnten. Captain Martinson und FBI-Agent Carlson sagen beide, es sei nur eine Frage der Zeit, bis der erste Hinweis auftauchen würde. Irgendjemand muss etwas gesehen haben. Handzettel mit dem Bild der Mädchen sollen gedruckt und im ganzen Land verteilt werden. Ihr Bild wurde im Internet veröffentlicht. Und sie sind in allen Zeitungen auf der ersten Seite abgebildet.
Mit den Teddybären im Arm lief Margaret zum Schrank und öffnete ihn. Mit der Hand fuhr sie über die Samtkleidchen, die die Zwillinge bei der Geburtstagsparty getragen hatten. Ihr Blick blieb an ihnen hängen. Die Mädchen hatten Schlafanzüge an, als sie entführt wurden. Ob sie die immer noch trugen?
Hinter ihr wurde die Tür geöffnet. Margaret drehte sich um, erblickte Steve und sah seiner erleichterten Miene sofort an, dass die Firma sich bereit erklärt hatte, das Lösegeld zu stellen. »Sie werden es sofort bekannt geben!« Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. »Morgen früh werden dann der Chef und einige Leute aus dem Vorstand zu uns kommen, und wir werden gemeinsam vor die Kameras treten. Wir werden um Anweisungen bitten, wie die Geldübergabe
vonstatten gehen soll, und wir werden ein Lebenszeichen von den Mädchen verlangen.«
Er zögerte kurz. »Margaret, das FBI möchte, dass wir uns beide einem Test mit dem Lügendetektor unterziehen.«
14
AM MONTAGABEND UM
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