Weil deine Augen ihn nicht sehen
leicht Bronchitis. Einmal, als sie noch sehr klein war, stand es sogar sehr kritisch um sie.« Sie starrte in die Kamera. »Bitte, ich flehe Sie an, wenn sie krank sein sollte, bringen Sie sie zu einem Arzt oder besorgen Sie ihr wenigstens Medizin. Die Mädchen hatten nur ihre Schlafanzüge an, als Sie sie mitgenommen haben.«
Ihre Stimme erstarb. Das wollte ich doch gar nicht sagen, dachte sie. Warum habe ich das gesagt? Es gab einen Grund dafür, doch sie kam nicht darauf, was es war. Es musste etwas mit den Schlafanzügen zu tun haben.
Mr. Geisler, Steve und Franklin Bailey beantworteten jetzt Fragen. So viele Fragen. Und wenn die Mädchen jetzt zuschauten? Ich muss zu ihnen sprechen, dachte Margaret. Sie unterbrach einen der Reporter und sagte abrupt: »Ich liebe dich, Kelly. Ich liebe dich, Kathy. Sehr bald werden wir einen Weg finden, euch wieder nach Hause zu holen, das verspreche ich euch.«
Als die Kameras auf ihr Gesicht zoomten, verstummte Margaret und hielt die Worte zurück, die ihr beinahe entglitten wären: Es gibt da einen Zusammenhang. Ich muss ihn finden! Es gibt da irgendetwas, an das ich mich erinnern muss!
16
AM SELBEN NACHMITTAG um fünf Uhr wurde heftig an Franklin Baileys Haustür gepocht. Als Bailey öffnete, stand sein Nachbar, der pensionierte Richter Benedict Sylvan, vor ihm und rief atemlos: »Franklin, ich habe gerade einen Anruf bekommen. Ich glaube, es war der Kidnapper. Er wird in genau drei Minuten noch einmal bei mir anrufen. Er sagte, er habe Anweisungen für Sie.«
»Er wird sich gedacht haben, dass mein Telefon überwacht wird«, sagte Bailey. »Deshalb ruft er bei Ihnen an.«
Die beiden Männer eilten über die weite Rasenfläche, die zwischen ihren Häusern lag. Kaum waren sie bei der offen stehenden Haustür des Richters angelangt, als das Telefon in seinem Arbeitszimmer klingelte. Der Richter hastete voraus und nahm ab. Nach Atem ringend keuchte er: »Franklin Bailey steht neben mir«, bevor er diesem den Hörer übergab.
Der Anrufer stellte sich als »Kater Karlo« vor. Seine Anweisungen waren knapp und deutlich: Bis zum folgenden Morgen um zehn Uhr sollte C.F.G.&Y. bereit sein, sieben Millionen Dollar auf ein Konto im Ausland zu überweisen. Die restliche Million sollte für eine Übergabe in bar bereit stehen, und zwar in gebrauchten Fünfzig- und Zwanzig-Dollar-Scheinen ohne fortlaufende Seriennummern. »Wenn die Überweisung erfolgt ist, werde ich weitere Anweisungen für die Geldübergabe durchgeben.«
Bailey hatte Notizen auf einen Block gekritzelt, der auf dem Schreibtisch des Richters lag. »Wir müssen einen Beweis haben, dass die Mädchen am Leben sind«, sagte er. Seine Stimme schwankte und klang angestrengt.
»Legen Sie jetzt auf. In einer Minute werden Sie die Stimmen der beiden Mädchen hören.«
Franklin Bailey und Richter Sylvan blickten sich wortlos an. Bailey legte langsam den Hörer auf die Gabel. Nach wenigen Augenblicken schrillte die Klingel. Als Bailey den Hörer wieder aufnahm und ans Ohr hielt, hörte er eine Kinderstimme sagen: »Hallo, Mr. Bailey. Wir haben Sie heute Morgen im Fernsehen gesehen, zusammen mit Mommy und Daddy.«
Eine zweite Stimme flüsterte: »Hallo, Mr. …« Doch dann brach der Satz ab, weil das Kind husten musste. Es war ein heftiger, rasselnder Husten, der noch lange in Baileys Kopf nachklang, als die Leitung unterbrochen wurde.
17
WÄHREND KATER KARLO seine Anweisungen an Franklin Bailey durchgab, schob Angie ihren Einkaufswagen durch die Reihen des Drugstores und hielt Ausschau nach allem, was ihrer Meinung nach verhindern konnte, dass Kathy noch schlimmer krank wurde. Im Wagen lagen bereits Baby-Aspirin, Nasentropfen, Franzbranntwein und ein Verdampfer.
Als ich klein war, hat Grandma immer Wick Vaporub in den Verdampfer getan, überlegte sie. Ob das heute wohl immer noch gemacht wird? Vielleicht sollte ich besser Julio fragen. Der kennt sich aus. Als Clint diese Schulterschmerzen hatte, hat er mir einige Sachen empfohlen, die prima gewirkt haben.
Ihr war klar, dass Lucas einen Anfall kriegen würde, wenn er wüsste, dass sie gerade Babyprodukte einkaufte. Aber was soll ich denn machen, dachte sie, soll ich vielleicht warten, bis die Kleine stirbt?
Sie und Clint hatten an diesem Morgen das Interview im Fernsehen gesehen, als der Typ, der als Chef der Firma von Steve Frawley vorgestellt wurde, die Zusage gab, das Lösegeld zu zahlen. Sie hatten die Mädchen während der Sendung im Schlafzimmer gelassen, weil
Weitere Kostenlose Bücher