Weil deine Augen ihn nicht sehen
zum Anwesen in Greenwich zurück, dem Hauptwohnsitz seiner Gattin. Er nahm eine Dusche, zog sich an und gab Bescheid, ihm das Mittagessen im Arbeitszimmer zu servieren. Mit den holzgetäfelten Wänden, den alten Gobelins und Teppichen, den Hepplewhite-Möbeln und dem umwerfenden Blick auf den Long Island Sound war es sein Lieblingsraum in dem Herrenhaus.
Doch selbst der perfekt zubereitete Lachs, begleitet von einer Flasche Château Cheval Blanc, 1er Grand Cru Classé, vermochte ihn nicht von seinen Sorgen abzulenken. Kommenden Mittwoch war der siebte Hochzeitstag seiner Ehe mit Millicent. Ihre voreheliche Vereinbarung sah vor, dass er keinen Cent bekommen würde, falls sie vor diesem Hochzeitstag legal getrennt oder geschieden sein sollten. Wenn ihre Ehe länger als diese sieben Jahre dauerte, ständen ihm unwiderruflich zwanzig Millionen Dollar zu, falls sie sich zu einem späteren Zeitpunkt trennen sollten.
Millicents erster Ehemann war gestorben. Ihre zweite Ehe hatte nur wenige Jahre gedauert. Bei ihrem dritten Ehemann hatte sie nur wenige Tage vor dem siebten Hochzeitstag die Scheidung eingereicht. Ich habe noch vier Tage vor mir, dachte er. Bei diesem Gedanken brach ihm der Schweiß aus.
Gregg war sich sicher, dass Millicent Katz und Maus mit ihm spielte. In den vergangenen drei Wochen war sie durch Europa gereist und hatte Freunde besucht, doch am Dienstag hatte sie ihn aus Monaco angerufen und seinem Standpunkt in der Frage der Lösegeldzahlung zugestimmt. »Es grenzt ja schon an ein Wunder, dass seitdem keine weiteren Kinder unserer Angestellten entführt wurden«, hatte sie gesagt. »Du hast dich sehr vernünftig verhalten.«
Und wenn wir ausgehen, scheint sie es eigentlich immer zu genießen, mit mir zusammen zu sein, dachte Gregg im Bemühen, sich selbst Mut zuzusprechen.
»Wenn man bedenkt, wo du herkommst, grenzt es fast an ein Wunder, dass du es geschafft hast, dir so viel Schliff anzueignen«, hatte sie ihm gesagt.
Er hatte gelernt, ihre Sticheleien mit einem gleichgültigen Lächeln zu übergehen. Die sehr Reichen sind noch einmal anders. Das hatte er seit seiner Heirat mit Millicent begriffen. Tinas Vater war reich gewesen, doch er hatte sich seinen Weg nach oben selbst erarbeiten müssen. Er lebte auf großem Fuß, doch das war nichts im Vergleich zu Millicents Lebensstil.
Millicent konnte ihre Vorfahren bis in das England in der Zeit vor der Überfahrt der Mayflower zurückverfolgen. Und sie verwies auch gern auf den Punkt, dass ihre Familie, im Gegensatz zu den Massen von verarmten Aristokraten vornehmer Herkunft, in jeder Generation Geld gehabt hatte; sehr, sehr viel Geld.
Doch was ihm so furchtbare Pein bereitete, war die Frage, ob Millicent nicht doch etwas über eine seiner Affären zu Ohren gekommen war. Ich war immer sehr diskret, dachte er, aber wenn sie doch etwas herausgefunden hat, dann bin ich am Ende.
Er schenkte sich gerade das dritte Glas Wein ein, als das Telefon klingelte. Es war Millicent. »Gregg, ich bin nicht sehr fair zu dir gewesen.«
Er spürte, wie seine Kehle trocken wurde. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst, meine Liebe«, sagte er. Es sollte amüsiert klingen.
»Ich werde aufrichtig sein. Ich habe gemeint, du würdest mich vielleicht hintergehen, und das hätte ich einfach nicht dulden können. Aber mir wurde bescheinigt, dass du eine reine Weste hast, und daher …«, Millicent lachte auf, »daher könnten wir doch, wenn ich wieder zurück bin, gemeinsam unseren siebten Hochzeitstag feiern und auf die nächsten sieben Jahre anstoßen. Was hältst du davon?«
»Oh, meine Liebe!« Diesmal brauchte Gregg Stanford sich nicht zu verstellen. Er war tatsächlich von Gefühlen überwältigt.
»Ich werde am Montag zurückkommen. Ich … ich habe dich wirklich sehr gern, Gregg. Auf Wiedersehen.«
Langsam legte er den Hörer auf. Sie hatte ihn also tatsächlich überwachen lassen, genau wie er befürchtet hatte. Wie gut, dass er sich auf seinen Instinkt verlassen und in den letzten Monaten keine anderen Frauen mehr getroffen hatte.
Jetzt stand dem Feiern des siebten Hochzeitstags nichts mehr im Wege. Es war der Höhepunkt all dessen, worauf er sein ganzes Leben lang hingearbeitet hatte. Er wusste, dass sich eine Menge Leute die Frage stellten, ob Millicent ihn als Ehemann behalten würde. Die New York Post hatte sogar einen Artikel mit der Überschrift LANGSAM WIRD ES SPANNEND auf ihrer Klatschseite platziert. Mit Millicent im Rücken war seine Position im
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