Weil Du an die Liebe glaubst
seufzte. »Das wird vielleicht nie der Fall sein. Louisa und ich sind seit acht Jahren verheiratet, aber von Nachwuchs ist noch immer keine Spur. Darum ist es um so wichtiger, daß du heiratest. Du erwähntest ein Problem mit einer Frau. Hoffentlich nichts zu Ernstes, hoffe ich?«
Michaels Ruhe verflog. »Nicht ernst – eine Katastrophe. Von einer Frau besessen zu sein, liegt vielleicht ebenfalls in der Familie. Ich hatte geglaubt, die fragliche Dame und ich würden heiraten, aber ich… ich habe ihre Absichten mißverstanden.«
»Willst du darüber reden?«
»Es ist eine lange Geschichte.«
»Ich habe soviel Zeit wie du willst«, sagte Stephen weich.
Michael erkannte, daß er das starke Verlangen hatte, jemandem zu erzählen, was geschehen war. Und – seltsamer Gedanke – sein Bruder war genau die richtige Person dafür.
Er schenkte sich Burgunder nach, legte sich auf das Bett und schichtete die Kissen, um sich an das Kopfende lehnen zu können. Ohne seinen Bruder anzusehen, sagte er: »Eigentlich habe ich Catherine erst in Brüssel kennengelernt, aber zum ersten Mal habe ich sie in Spanien gesehen, in einem Feldlazarett…«
Kapitel 31
Nachdem Michael geschildert hatte, wie Catherine einem sterbenden Jungen die ganze Nacht über die Hand gehalten hatte, erzählte er von Belgien.
Von der allgemeinen Wertschätzung, der sie sich erfreute. Von den Frustrationen ehrenwerten Verhaltens, als sie unter demselben Dach lebten.
Wie sie sein Leben gerettet hatte. Obwohl er nicht von seinen Gefühlen sprach, war es ihm unmöglich, emotionslos zu reden. Mehr als einmal mußte er innehalten und seine Schwäche verbergen, indem er an seinem Wein nippte. Sein Bruder hörte aufmerksam zu, ohne ihn zu unterbrechen.
Dann erklärte er, wie Catherine ihn gebeten hatte, sich als ihr Ehemann auszugeben, und berichtete von seinem Schock bei der Entdeckung ihres Betruges. Er legte tatsächlich alles dar bis auf ihre Furcht vor sexueller Intimität und das kurze, leidenschaftliche Zwischenspiel, als es so ausgesehen hatte, als ob alles gut werden würde.
Darüber konnte er nicht sprechen. Er schloß damit, daß er ausdruckslos sagte: »Ich hatte geglaubt, wir hätten ein Einvernehmen, aber offensichtlich habe ich ihre Gefühle falsch beurteilt. Ich hätte beim Krieg bleiben sollen. Ist viel einfacher und weniger schmerzhaft als Frauen.«
Nach einem langen Augenblick des Schweigens sagte Stephen: »Vielleicht.«
Michael, der die Zurückhaltung in der Stimme seines Bruders hörte, fragte: »Was denkst du?«
»Wahrscheinlich sollte ich dazu nichts sagen. Ich möchte nicht, daß du das Kriegsbeil wieder ausgräbst und es zwischen meine Schulterblätter versenkst.«
»Sprich trotzdem.« Michael fuhr sich nervös mit den Fingern durchs Haar. »Ich verstehe noch immer nicht, wie ich mich so irren konnte.«
»Genau das ist es, was mir auffiel«, sagte sein Bruder langsam. »Der Erbe eines Herzogtums zu sein, macht einen zu einem guten
Menschenkenner, da so viele Leute einem schmeicheln, um Vorteile zu erlangen. Ich habe aber gelernt, daß der Grundcharakter sich nicht verändert. Ich habe Probleme damit zu glauben, daß eine Frau, die so viel gab, in wenigen Stunden zu einer gierigen Hexe werden könnte.
Entweder war die Herzlichkeit falsch oder aber die Gier.«
»Die Herzlichkeit nicht. Es gab zu viele Beispiele über einen zu langen Zeitraum, als daß sie vorgetäuscht gewesen sein könnte.« Eine betörende Stimme drang in seine Gedanken – es war Catherine, die einem sterbenden Jungen Wiegenlieder sang, oder vielleicht sogar für ihn selbst. Er schluckte schwer. »Unglücklicherweise war das Talent für eine Täuschung ebenso echt wie die Gier.«
»Vielleicht ist ein anderer Faktor ins Spiel gekommen, von dem du nichts weißt.« Stephen rieb sich das Kinn, während er nachdachte. »So hat vielleicht die Krankheit von Lord Skoal Gewissensbisse ausgelöst, und Catherine hat gestanden, daß sie gelogen hat, was ihren Ehemann betrifft. Ich habe den Laird kennengelernt, und er ist ein barscher alter Teufel. Er könnte ihr gesagt haben, daß er ihr verzeiht, wenn sie ihren Cousin heiratet, und sie hat aus ihrem Schuldgefühl heraus eingewilligt.«
»Würde eine Frau einen Mann, den sie nicht mag, aus Schuldgefühl heiraten?« sagte Michael zweifelnd. Und würde sie so viele schändliche Dinge sagen?
»Wie gesagt, dies war nur ein Beispiel. Es könnte tausend andere Gründe geben. Ich habe festgestellt, wenn Verhalten
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