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Weil Du an die Liebe glaubst

Weil Du an die Liebe glaubst

Titel: Weil Du an die Liebe glaubst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Familie.« Ashburton schnitt eine Grimasse. »Da Claudia und ich wie die meisten Kinder Monster waren, spürten wir, daß wir dich ungestraft quälen könnten. Und das taten wir.«
    »Das ist eine exakte Analyse meiner Kindheit, doch was soll es? Die Enthüllung des Herzogs über meine Herkunft erklärt sein Verhalten.«
    Michaels Wangenmuskeln verkrampften sich, als er an die heftigen Schläge dachte, die er ertragen hatte. »Ich kann von Glück sagen, daß er mich in seiner Wut nicht umgebracht hat. Das hätte er vielleicht, wenn ich öfter auf Abbey gewesen wäre.« Es war das namenlose Grauen seiner Kindheit gewesen.
    Statt schockiert dreinzuschauen, sagte Ashburton ernst: »Es hätte geschehen können. Ich kann nicht glauben, daß er absichtlich versucht haben würde, dich umzubringen, aber er hatte einen bösartigen Charakter.«
    »Auch ein typischer Wesenszug der Familie.«
    »Sehr wahr.« Ashburton lehnte sich an den Kaminsims und verschränkte seine Arme. »Erst als Vater dir wegen deiner herausragenden Fähigkeiten Vorwürfe machte, erkannte ich, wieviel Groll ich empfand. Ich war der Erbe und war dazu erzogen worden, eine hohe Meinung von mir zu haben, aber mein jüngerer Bruder war ebenso intelligent wie ich, ein besserer Reiter, ein besserer Schütze und ein besserer Sportler.« Ein Funken von Humor zeigte sich in seinen Augen.
    »Ich haderte eigentlich mit Gott, weil er die Gaben nicht passender verteilt hatte.«
    Michael zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht, ob meine angeborenen Fähigkeiten größer waren als deine, aber ich habe mich mehr angestrengt. Ich glaube, ich dachte beim Herzog Anerkennung zu finden, wenn ich genug erreichen würde. Ich wußte nicht, daß die Sache hoffnungslos war.«
    »Du hast sicher bewiesen, daß du eine übergroße Portion der familientypischen Arroganz besitzt.
    Niemand konnte deinen Panzer durchdringen.«
    Ashburton lächelte leicht. »Ich ärgerte mich auch darüber, daß du manchmal jahrelang
    verschwandest, die Ferien mit deinen Eton-Freunden verbrachtest, statt heimzukommen. Es war ein Grund für uns, dich abzulehnen, ein anderer für dich, uns abzulehnen. Ich vermutete außerdem, daß du mehr Spaß hättest als ich.«
    »Du irrst dich, was meinen Panzer betrifft«, sagte Michael mit behutsamer Ehrlichkeit. »Ich wurde regelmäßig und sehr blutig getroffen. Darum mied ich Abbey, als ob dort die Pest herrsche. Aber wozu die Vergangenheit aufwärmen? Ich habe mein Bestes getan, sie zu vergessen.«
    »Weil die Vergangenheit Teil dessen ist, was wir jetzt sind und in der Zukunft sein werden«, erwiderte Ashburton ernst. »Und weil Vater mir einen Bruder entzogen hat.«
    »Einen unehelichen Halbbruder.«
    »Das wissen wir nicht.«
    Das löste bei Michael ein Lachen aus. »Du glaubst, der alte Herzog hat seine Geschichte nur erfunden? Das bezweifle ich. Er besaß zwar die Herzlichkeit einer Mauer aus Feuerstein, aber er log nicht. Das wäre unter seiner Würde gewesen.«
    Ashburton machte eine ungeduldige
    Handbewegung. »Oh, ich bezweifle nicht, daß es eine Affäre gegeben hat. Das bedeutet aber nicht unbedingt, daß Roderick dein Vater war.«
    »Der Herzog sagte, Mutter habe zugegeben, daß ich Rodericks Kind sei«, erklärte Michael.
    »Das hat sie vielleicht aus reiner
    Widerspenstigkeit gesagt. Wahrscheinlich hat sie mit beiden geschlafen und war sich nicht sicher, wer dein Vater war«, sagte Ashburton mit eiserner Gleichgültigkeit.
    Von der Unterhaltung gleichermaßen fasziniert wie abgestoßen, fragte Michael: »Was veranlaßt dich, das zu sagen?«
    Sein Bruder lächelte zynisch. »Vater konnte ihr nicht widerstehen. Obwohl sie sich selbst in der Öffentlichkeit stritten, schliefen sie miteinander.
    Darum hatte er solchen Groll auf sie. Er haßte jeden, der Macht über ihn besaß.«
    »Aber der alte Herzog sagte, ich habe Rodericks grüne Augen.«
    »Das bedeutet gar nichts«, erwiderte Ashburton.
    »Claudias Tochter hat die gleichen grünen Augen, obwohl Claudia sie nicht hat. Es gibt keine Möglichkeit sicher festzustellen, wer dein Vater war, und im Grunde ist es auch unwichtig. Wenn du nicht mein Bruder bist, bist du mein Halbbruder und Cousin ersten Grades. Wie auch immer, wir haben dieselben Großeltern, und du bist mein Nachfolger. Niemand sonst kann jemals völlig verstehen, wie es war, in diesem Hause aufzuwachsen.« Er hielt inne. Ein Muskel zuckte in seiner Wange. »Obwohl es vielleicht für uns zu spät sein mag, wirkliche Freunde zu werden, so

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