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Weil Du an die Liebe glaubst

Weil Du an die Liebe glaubst

Titel: Weil Du an die Liebe glaubst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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können wir doch wenigstens aufhören, Feinde zu sein.«
    Zum Glück wurde in diesem Augenblick an die Tür geklopft, denn Michael hatte nicht die leiseste Idee, was er sagen sollte. Ashburton forderte Barlow und zwei Diener, die köstlich duftende Tabletts trugen, zum Eintreten auf.
    Während sie den Tisch deckten, merkte Michael zu seiner Überraschung, daß er hungrig war, obwohl er noch so erschöpft war, daß es ihn all seine Kraft kostete, aufzustehen und zum Tisch zu gehen. Das beste Fleisch des Roten Löwen, Schinken und Beilagen, hinuntergespült mit einem guten Rotwein, stellten allmählich seine Kräfte wieder her. Ashburton aß wenig und zog es vor, Kaffee zu trinken.

    Als Michael mit dem Essen fertig war, schob er seinen Stuhl zurück und musterte seinen Bruder fragend. »Ich kenne dich wirklich überhaupt nicht.
    Warst du immer so vernünftig?«
    »Ich weiß selbst nicht, was ich bin«, sagte Ashburton langsam. »Seit Vaters Tod habe ich mich wie eine Pflanze gefühlt, die in die Sonne gestellt wird, nachdem sie ein Leben lang versuchte, unter einem Korb zu wachsen. Ich will nicht wie er sein und jeden in der Umgebung schikanieren, weil ich ein Herzog bin. Es mag scheinheilig klingen, aber ich möchte ein gerechtes Leben führen. Das bedeutet auch Wiedergutmachung dafür, dich so unfair behandelt zu haben.«
    Michael wandte den Blick ab, bewegt, aber auch daran gewöhnt, seine Gefühle vor seiner Familie zu verbergen. »Mir fällt ein, daß ein Grund dafür, warum wir als Jungen so oft miteinander gekämpft haben, der war, daß wir uns in vielen Dingen so ähnlich sind. Mir war nicht bewußt, wie ähnlich.«
    »Richtig. Aber wir haben nicht immer miteinander gekämpft. Erinnerst du dich noch daran, als wir unserem Lehrer weggerannt sind und zum Jahrmarkt in Ashburton gingen?«
    »Ich erinnere mich.« Michael lächelte bei dem Gedanken daran. Sie hatten mit den Dorfkindern gespielt, zuviel gegessen und waren einfach Kinder gewesen, statt die verfeindeten Söhne des Duke of Ashburton zu sein. Und als sie nach Hause zurückkehrten, waren sie auch beide verprügelt worden.
    Es hatte auch andere glückliche Zeiten gegeben.

    Indem Michael seine Kindheit verdrängt hatte, hatte er sowohl das Gute als auch das Böse begraben. Stephen hatte recht: Die
    Vergangenheit war Teil der Gegenwart, und es war an der Zeit, diese verlorenen Jahre zurückzubringen. Die wahre Quelle für das Gift zwischen ihnen war der alte Herzog gewesen.
    Sein Onkel? Sein Vater? Unwichtig, der Mann war tot. Aber sein Bruder und seine Schwester lebten noch. Sie waren nicht seine Freunde gewesen, aber sie waren auch nicht der Feind gewesen.
    Er starrte in sein Weinglas. Die meisten seiner Freunde waren völlig anders als er. Es könnte vielleicht angenehm sein, einen Freund mit ähnlicherem Temperament zu haben. Er und Stephen sollten alt genug sein, den schändlichen Charakter der Kenyons zu beherrschen. Und wenn sein Bruder den Mut hatte, eine Brücke zwischen ihnen zu bauen, konnte Michael nicht weniger tun.
    Weich sagte er: »Vor mehreren Wochen lernte ich in London eine bezaubernde junge amerikanische Dame kennen. Sie berichtete von einer indianischen Sitte, bei der die Häuptlinge verfeindeter Stämme ihre Steinäxte als Zeichen des Friedens begraben. Sollen wir das auch tun?«
    »Ich nehme an, du meinst das im übertragenen Sinne.« Ashburton lächelte schief. »Als Soldat wirst du wahrscheinlich alle Arten von Waffen besitzen, aber ich habe nur meine Manton-Pistolen. Die würde ich nur ungern vergraben.«
    »Im übertragenen Sinne ist sehr gut.« Michael streckte zögernd seine Hand aus. »Ich habe genug gekämpft, Stephen.«
    Sein Bruder nahm seine Hand mit einem warmen, kräftigen Griff. Die langen Kenyon-Finger waren ein Spiegelbild von Michaels eigenen. Obwohl der Händedruck rasch endete, gab er Michael ein Gefühl von Frieden. In einer der schwärzesten Nächte seines Lebens war eine Blume der Hoffnung erblüht.
    »Es ist noch eine lange Zeit bis dahin, aber überlege doch, ob du Weihnachten in Abbey verbringen willst«, sagte Stephen. Es klang fast scheu. »Ich hätte dich gerne da. Und da du der Erbe bist, wäre es gut, wenn du dich dann und wann zeigtest.«
    »Danke für dein Angebot. Ich werde darüber nachdenken – ich bin nicht sicher, ob ich der ganzen Familie auf einmal gegenübertreten kann.« Michael zuckte die Schultern. »Was den Erben betrifft, so bin ich das nur so lange, bis du einen Sohn hast.«
    Sein Bruder

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