Weil Du an die Liebe glaubst
rechtmäßiges Erbe gebracht werden würde, wenn der Laird nichts mit ihr tun haben wollte? Das war wirklich eine Möglichkeit. Michael würde für die Zukunft des Mädchens gesorgt haben, als ob sie seine eigene Tochter sei, aber Catherine mochte das nicht erkannt haben. Dazu wußte sie auch nicht, wie vermögend er war. Falls sie geglaubt hatte, er hätte nur den üblichen Anteil eines jüngeren Sohnes, war sie vielleicht zu der Überzeugung gelangt, es sei ihre mütterliche Pflicht, alles zu tun, was nötig sei, um Skoal für ihre Tochter zu sichern.
Doch obwohl ein solches Motiv Sinn ergab, genügte es noch nicht als Erklärung für die Grausamkeit ihres Verhaltens.
Er drehte das Kaleidoskop wieder. Konnte Catherine plötzlich von wahnsinniger Lust auf Haldoran überkommen worden sein? Höchst unwahrscheinlich. Das Naturell ihres Cousins war absolut kalt. Er war kein Partner für eine Frau, die ihre neuentdeckte Sinnlichkeit genoß, zumal eine, die bereits einen sie zufrieden stellenden Bettgefährten hatte.
Michael ging alle Möglichkeiten durch, bis er zu der wahrscheinlichsten Ursache für Catherines unerklärliches Verhalten gelangte: Furcht. Aber wovor sollte sie Furcht haben?
Er drehte das Kaleidoskop. Ein gezackter, zerbrechlicher Stern bildete sich und brachte eine scharfe, neue Erkenntnis.
Haldoran war sein Feind.
Catherine zufolge hatte ihr Cousin Michael sofort erkannt. Ein ehrlicher Mann hätte sie sofort entlarvt. Daß Haldoran sein Wissen für sich behielt, deutete darauf, daß er ein Mann mit heimlichen Motiven war. Er war rücksichtslos, und sein Haß, zu verlieren, konnte sich vielleicht auch auf Skoal erstrecken. Welchen besseren Weg es zu behalten, gab es, als seine schöne Cousine, die künftige Erbin, zur Heirat zu zwingen?
Ein solches Ziel mochte anderswo schwer zu erreichen sein, aber in der kleinen, feudalen Welt der Insel war es möglich. Haldoran hatte zugehört, als Catherine Michael gesagt hatte, er solle gehen. Am Ende ihres Gespräches war sie fast außer sich gewesen, um Michael wegzujagen.
Wenn Haldoran eine Waffe auf sie gerichtet gehalten hatte, würde das alles erklären.
Er senkte das Kaleidoskop. Vielleicht schuf er ein Geheimnis, das überhaupt nicht existierte. Der einzige Weg, sich zu vergewissern, war der, auf die Insel zurückzukehren und mit Catherine zu sprechen, wenn Haldoran nicht in Hörweite war.
Irrte er sich, war das Schlimmste, was sie tun konnte, daß sie seine Gefühle völlig zerstörte, ihn in selbstmörderische Depressionen trieb oder einen neuen lebensbedrohlichen Asthmaanfall auslöste. Er verzog den Mund. Er hatte das einmal überlebt und war bereit, es wieder zu wagen.
Denn wenn seine Überlegungen richtig waren, befand sich Catherines Leben in großer Gefahr.
Er wollte sofort aufbrechen, aber das wäre bei seinem gegenwärtigen Zustand der Erschöpfung Wahnsinn. Er mußte bis morgen warten.
Seine Gedanken überschlugen sich, während er die Kerzen löschte und sich wieder ins Bett legte.
Statt zurück nach Cornwall zu reiten, würde er eine Kutsche mieten. Das würde schneller und weniger ermüdend sein und ihn bis morgen abend nach Penward bringen. Nein, nicht nach Penward.
Das Dorf stand in zu enger Verbindung mit Skoal.
Es würde unmöglich sein, von dort aus heimlich auf die Insel zu gelangen. Er mußte sich in einem der Nachbardörfer um eine Passage kümmern.
Dann würde er auf die Insel fahren. Und dieses Mal würde er sich nicht so einfach wegschicken lassen.
Der Duke of Ashburton runzelte die Stirn, als er die Nachricht seines jüngeren Bruders las. Wie typisch für Michael, etwas so Erschöpfendes zu tun, bei der ersten Dämmerung wie der Blitz zurück nach Skoal zu reisen. Es wäre schön gewesen, ein wenig Zeit miteinander zu verbringen, die Dimensionen ihrer neuen Beziehung zu erkunden.
Sein Stirnrunzeln vertiefte sich bei dem Gedanken daran, was sein Bruder auf Skoal vorfinden mochte. Zweifellos war die Situation harmlos, und Catherine Melbourne war bloß eine herzlose Dirne.
Aber vielleicht stand auch etwas weit Gefährlicheres bevor. Stephen war Lord Haldoran mehrmals begegnet und hatte den Mann für beunruhigend gehalten. Sogar für gefährlich.
Vielleicht sollte er selbst nach Skoal reisen.
Michael war der Experte, was Gewalttätigkeit anbelangte, aber als Herzog wußte Stephen recht wohl, wie er seine Position geltend machen konnte.
Nachdem er diese Entscheidung getroffen hatte, läutete er nach seinem
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