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Weil Du an die Liebe glaubst

Weil Du an die Liebe glaubst

Titel: Weil Du an die Liebe glaubst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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einer makaber anmutenden Fröhlichkeit.
    »Trinken Sie einen Brandy. Dann mache ich mich an die Arbeit.«
    Eine Ordonnanz führte eine Flasche an Michaels Lippen. Er zwang sich, soviel wie möglich von der scharfen Flüssigkeit zu trinken. Schade nur, daß es weder Zeit noch Brandy genug gab, um wirklich betrunken zu werden.
    Als Michael zu trinken aufhörte, riß der Chirurg die Reste von Jacke und Hemd seines Patienten weg. »Sie haben wahnsinniges Glück gehabt, Captain. Hätten die französischen Kanoniere das Pulver richtig geladen, wären von Ihnen nicht einmal genug Stücke übriggeblieben, um Sie zu identifizieren.«
    Es gab ein häßliches Geräusch, als Metall auf Metall kratzte. Dann zog der Chirurg eine Kugel aus Michaels Schulter. Die darauffolgende Welle von Schmerz machte die ganze Welt dunkel.
    Michael biß sich auf die Lippe, bis sie blutete.
    Bevor der Chirurg wieder zustoßen konnte, fragte er zögernd, »Die Schlacht – wurde sie gewonnen?«
    »Ich glaube schon. Es heißt, die Franzosen rennen in panischer Angst davon. Ihr Burschen habt’s wieder mal geschafft.« Der Chirurg begann nach der nächsten tiefsitzenden Kugel zu graben.
    Es war eine Erleichterung, sich der Dunkelheit zu ergeben.
    Michael kam nur unvollkommen zum Bewußtsein zurück, trieb in einem Meer von Schmerzen, das seine Sinne betäubte und sein Blickfeld verschwommen machte. Jeder Atemzug löste stilettscharfe Schmerzen aus, die in seiner Brust und seinen Lungen stachen. Er lag auf einem Strohballen in der Ecke einer Scheune, die als Feldlazarett requiriert worden war. Es war dunkel, und ärgerliche Tauben gurrten in den Sparren, beklagten sich über die Invasion ihres Heimes.
    Dem Gemisch von Stöhnen und heftigem Atmen nach zu urteilen, mußte der Erdboden fast Ellenbogen an Ellenbogen mit verwundeten Männern bedeckt sein. Die sengende Hitze des spanischen Tages war von der bitteren Kälte der Nacht abgelöst worden. Über seinem
    bandagierten Rumpf lag eine kratzende Decke, aber er brauchte sie nicht, weil das Fieber der Infektion in ihm brannte, und er hatte Durst, der schlimmer war als der Schmerz.
    Er dachte an sein Zuhause in Wales und überlegte, ob er die üppigen grünen Hügel jemals wiedersehen würde. Wahrscheinlich nicht. Ein Chirurg hatte ihm einmal erzählt, daß nur ein Mann von dreien eine schwere Verwundung überlebte.
    Die Aussicht zu sterben barg einen gewissen Frieden in sich. Nicht nur weil dies Erlösung vom Schmerz bringen würde, sondern er war schließlich nach Spanien mit der bitteren Erkenntnis gekommen, daß der Tod ihn aus einem unmöglichen Dilemma erlösen würde. Er hatte sowohl Caroline vergessen wollen, die Frau, die er mehr als die Ehre geliebt hatte, als auch das schreckliche Versprechen, das er gegeben hatte, ohne je daran zu denken, daß er vielleicht aufgefordert werden könnte, es einzulösen.
    Mit einer vagen Neugier überlegte er, wer ihn vermissen würde. Seine Freunde in der Armee, natürlich, aber die waren an solche Verluste gewöhnt. Binnen eines Tages würde er der »arme alte Kenyon« werden, einfach noch einer mehr von deren, die gefallen waren. Niemand aus seiner Familie würde sich sorgen, abgesehen von der Verärgerung darüber, daß der eitle Putz beiseite gelegt werden mußte, um das Schwarz der Trauer zu tragen. Sein Vater, der Duke von Ashburton, würde ein paar fromme Platitüden über Gottes Willen von sich geben, aber heimlich erfreut darüber sein, von seinem verachteten jüngeren Sohn befreit zu sein.

    Sollte jemand wirklich über sein Hinscheiden trauern, würden das seine ältesten Freunde sein, Lucien und Rafe. Und dann war da natürlich noch Nicholas, aber er konnte es nicht ertragen, an Nicholas zu denken.
    Seine düsteren Gedanken wurden durch die Stimme einer Frau unterbrochen, die so kühl und klar wie eine walisische Bergquelle war. “Es war seltsam, an einem solchen Platz eine englische Dame zu hören. Sie mußte eine der
    unerschrockenen Offiziersfrauen sein, die sich entschlossen hatten, »der Trommel zu folgen«, ihre Männer durch alle Beschwernisse und Gefahren des Feldzugs zu begleiten.
    Leise fragte sie ihn: »Möchten Sie Wasser?«
    Unfähig zu sprechen, nickte er schwach. Ein fester Arm hob seinen Kopf an, so daß er trinken konnte. Sie hatte den frischen Duft vom Thymian und Lavendel der spanischen Hügel, der selbst durch den Gestank von Verletzung und Tod bemerkbar war, an sich. Das Licht war zu schwach, um ihr Gesicht sehen zu können,

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