Weil du mich erloest
noch bestätigen. »Anne? James? Gerard?«
»Ja, wir sind alle gesund«, versicherte ihr Ian. »Auch niemand von der Presse wurde verletzt. Nur der Eindringling wurde erschossen. Detective Markov hat die Familie im Salon versammelt.« Ians Mund war nun nur noch eine harte Linie. »Er möchte, dass du nach oben kommst. Du sollst den Körper des Mannes identifizieren.«
»Okay«, sagte Francesca und nickte. »Wo … wo ist denn … Er , meine ich?« Sie stotterte aufgeregt. Es schien ihr surreal, dass sie hier von einem toten Mann sprach … einer Leiche. Sie hatte noch nie zuvor einen Toten gesehen.
»In Großvaters Büro.«
Sie nickte. Ian schaute sie aufmerksam an.
»Francesca, ich habe gesagt, dass die Polizei möchte, dass du es tust, aber … es ist kein schöner Anblick. Du musst nicht. Ich habe ihn schon als den Mann identifiziert, der gestern versucht hat, uns abzudrängen.«
»Aber wollten sie nicht, dass ich bestätige, dass es auch der Mann aus Chicago war?«
»Doch«, sagte Ian mit geschürzten Lippen. »Aber du hast mir gestern schon gesagt, dass das der gleiche wie in Chicago gewesen ist. Vielleicht reichen ja die Fotos vom Tatort aus, um ihn zu identifizieren. Ich könnte mit Detective Markov darüber reden.«
Sie verstand, dass er sie beschützen wollte und streichelte seinen Unterkiefer.
»Es ist schon in Ordnung«, sagte sie sanft. »Aber … du kommst mit?«
»Natürlich«, entgegnete er, als wären Zweifel daran völlig absurd.
Einen Moment später öffnete Ian ihr die Tür zur Eingangshalle. Sonnenlicht fiel in ihre Augen und blendete sie einen Augenblick, was ihr surreales Gefühl zusätzlich verstärkte. Sie bemerkte, dass Sonnenlicht durch die offen stehende Eingangstür fiel. Polizisten standen in der Halle, einige von ihnen sprachen aufgeregt in ihre Handys. Durch die Tür konnte sie mehrere geparkte Autos in der Auffahrt sehen, außerdem hörte sie das entfernte Kreischen und die mechanischen Stimmen des Polizeifunks.
Sie ging auf die Tür zu, von der sie dachte, sie führe zu James’ Büro, doch Ian hielt sie fest und zog sie in eine dunklere Ecke der Halle.
»Francesca, es gibt etwas, das du wissen solltest, bevor du da hineingehst.«
»Ja?«
»Gerard hat ihn erschossen. Der Eindringling ist unerwartet auf ihn zugekommen, als Gerard in Großvaters Büro gearbeitet hat. Großvater bewahrt eine Pistole in dem Schreibtisch auf, an dem Gerard gesessen hat. Normalerweise ist sie nicht geladen. Gerard hat erzählt, er hätte sie geladen, als die Pressekonferenz begonnen hatte. Es scheint, als wäre er durch das, was gestern geschehen ist, aufgeschreckt worden und hat intuitiv gehandelt. Mit Recht, wie sich herausgestellt hat. Hätte er die Waffe nicht geladen, würde er nun da liegen, wo jetzt der Tote liegt. Und wer weiß, was geschehen wäre, wenn der Eindringling auf dich gestoßen wäre.«
»O mein Gott«, murmelte Francesca. Ein eiskalter Schauer lief ihr über Rücken und Schultern. »Bist du sicher, dass mit Gerard alles in Ordnung ist?«
»Körperlich ja. Aber er hat einen Schock. Die Polizei befragt ihn noch.« Sie sah Zweifel in seinen blauen Augen, als er ihr Gesicht studierte. »Bist du sicher, dass du da hineingehen möchtest?«
Sie nickte und atmete tief ein, um sich selbst zu stärken.
»Ja. Ich möchte diese hässliche Geschichte endlich hinter mich bringen.«
Er schien von ihrer Entscheidung nicht begeistert zu sein. Aber er führte sie, dicht neben sich, dennoch zum Büro seines Großvaters.
KAPITEL 13
An diesem Abend blieben alle noch lange wach. Das sich nur langsam verflüchtigende Adrenalin in ihrem Blut machte es ihnen schwer, zur Ruhe zu kommen. Anne schien sich besonders um Gerard zu sorgen, der still und überwältigt einfach nur dasaß, nachdem die Polizei für diesen Abend endlich ihre Untersuchungen abgeschlossen hatte. Zwei Polizisten blieben zum Schutz in Belford. Schon den zweiten Abend hintereinander kamen alle zum Dinner, ohne sich vorher umgezogen zu haben, sie besprachen beim Essen noch einmal die Ereignisse des Tages. Ian erwartete einen Anruf von Markov, der möglicherweise Licht in die Angelegenheiten um die Identität und Motive des Eindringlings bringen konnte.
Später, als alle nach dem Essen im Salon zusammengekommen waren, war Anne wohl zu der Meinung gelangt, dass das erschreckende Erlebnis ausreichend besprochen worden sei. Denn wie Francesca aus Annes besorgtem Blick auf Gerard und ihren Versuchen, elegant zu anderen
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