Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weil du mich erloest

Weil du mich erloest

Titel: Weil du mich erloest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Kery
Vom Netzwerk:
zuging und das Ohr dagegenpresste, um zu hören, was dort vor sich ging.
    »Kommt mit mir«, sagte er, als er sich wieder umgedreht hatte. »Sie auch.« Er sah Violet direkt an. Als Francesca aufstand, aber Violet ihn nur erstaunt anblickte, fügte Lucien hinzu: » Jetzt .«
    Lucien wies auf einen Hinterausgang und nickte Francesca in der Erwartung zu, sie möge vorausgehen.
    »Lucien, du denkst doch jetzt nicht, dass das eben ein Schuss aus einer Pistole war, oder?«
    »Es war ziemlich sicher einer.«
    Ihr Herz zog sich zusammen.
    »Aber … Ian .«
    »Würde es auch nicht gutheißen, wenn einer von uns jetzt rausrennen würde, während ein Mann mit einer Pistole hier frei herumläuft. Bitte Francesca«, sagte er nun weniger streng. »Tu bitte, was ich sage. Vor der Hintertür der Küche stehen Polizisten bereit. Mit ihren Funkgeräten dürften sie von ihren Kollegen aus der Pressekonferenz schneller erfahren, was oben passiert ist, als wir es herausfinden können. Die Sicherheitsleute und die Polizei werden die Räume hier ohnehin absperren. Sie haben jetzt genug um die Ohren.«
    Es fühlte sich an wie das genaue Gegenteil dessen, was natürlich wäre, nach dem Schuss in die von Ian entgegengesetzte Richtung zu laufen, doch Francesca zwang sich dazu. Die Hintertür führte zu einem nur schwach beleuchteten Flur. Sie musste feststellen, dass viele der großen Zimmer offenbar neben dem Eingang für die Familie noch Türen für das Personal hatten, die mit dem Keller, den Küchen und dem Speisesaal des Personals verbunden waren. Lucien hatte recht gehabt. Ein Polizist rannte schnell die Treppen hinauf, von denen Francesca bislang noch gar nichts geahnt hatte. Es waren nicht die, die vom Speisesaal aus nach unten führten.
    »Gehen Sie nach unten. Officer Inez ist unten bei dem Küchenpersonal«, sagte der Polizist.
    »Was ist denn passiert?«, wollte Lucien wissen.
    »Jemand wurde erschossen. Ein Eindringling, vermuten wir. Es scheint wieder alles sicher zu sein, aber noch sind wir nicht ganz sicher. Gehen Sie bitte hinunter zu Inez.«
    Er rannte an ihnen vorbei. Die kurze und bündige, aber vage Antwort des Polizisten schien mehr Fragen aufzuwerfen als zu beantworten, sodass Francescas Anspannung wuchs. Dennoch folgte sie Violet automatisch die Treppen hinunter, während Lucien wiederum ihnen beiden folgte. Francescas ruhiges Ver halten täuschte über ihren mit Sorgen erfüllten Geist hinweg.
    Officer Inez hatte Francesca, Violet, Lucien und den Rest des Personals im Speisesaal versammelt. Hier warteten sie die Nachricht ab, dass das Haus wieder sicher sei. Es gab nur einen Eingang zu dem Raum, was es dem Polizisten erleichterte, sie zu beschützen, vermutete Francesca. Sie war gleichzeitig nervös und dankbar, dass Officer Inez mit gezogener Waffe im vorderen Flur stand und sie bewachte.
    Sie hatte ihr Handy nicht mit in die Bibliothek genommen, und kaum eine Entscheidung bedauerte sie mehr. Sie saß neben Mrs. Hanson an dem großen Eichentisch und hielt ihre Hand. Solch einen schlimmen Augenblick hatte sie noch nie erlebt. Sie wusste nicht, was über ihnen geschehen war. Wo war Ian? Was machte er? Was war mit Elise, Anne, James und Gerard? Es war fast unerträglich, sich diese Fragen stellen zu müssen. Sie fing Luciens Blick auf, der ebenfalls nervös und angespannt wirkte. Er starrte vor sich hin, holte dann aber sein Telefon aus der Tasche und betrachtete den Bildschirm. Erleichtert atmete er auf.
    »Elise?«, rief Francesca ihm zu. So hatte sie seinen Gesichtsausdruck gedeutet.
    »Ja«, antwortete Lucien und schickte ebenfalls schnell eine Nachricht ab. »Ihr geht es gut.«
    Sie freute sich für ihn, denn auch er hatte wie auf Kohlen gesessen und auf Neuigkeiten von Elise gewartet. Ihr wurde jetzt zum ersten Mal wirklich klar, dass er gar nicht hier sein würde, hätte er Ian nicht versprochen, während der Pressekonferenz bei ihr zu bleiben. Hätte er seinem Bruder dieses Versprechen nicht gegeben, so wäre Lucien, da war sich Francesca ziemlich sicher, trotz aller Polizeibefehle nun schon längst oben, um nach seiner Frau zu suchen.
    Fragen über Fragen bestürmten sie, jede so scharf wie ein Messer. Am Ende waren es vermutlich nur ein, zwei Minuten gewesen, bis sie die Nachricht erhalten hatten, aber für Francesca hatte es sich wie eine Ewigkeit angefühlt. Sie drückte Mrs. Hansons Hand besonders hart, und diese drückte zurück, als das Telefon von Officer Inez draußen vor der Tür klingelte.
    »Ja?«

Weitere Kostenlose Bücher